Duisburg. Im Kampf gegen Müllsünder schicken die WBD einen Bulgaren und einen Rumänen los. Wie die Neuen in Marxloh ankommen und was sie dort erleben.

Im Kampf gegen den Müll in Marxloh und Hochfeld setzen die Wirtschaftsbetriebe Duisburg (WBD) seit einigen Monaten zwei Umwelthelfer ein. Mit dem Bulgaren Svetoslav Atanasov und dem Rumänen Elisei-Simon Meterez haben die in beiden Stadtteilen stark vertretenen und oft kritisierten Zuwanderer aus Südosteuropa nun Ansprechpartner, die sie in der Muttersprache über die richtige Abfallentsorgung, Mülltrennung und mehr informieren können – und über teils massive Fehler. Diese sind trotz des Dauereinsatzes immer noch zahlreich, wie ein kleiner Vormittagsspaziergang durch Marxloh zeigt.

Müll in Hochfeld und Marxloh- Bulgare und Rumäne im EinsatzTreffpunkt ist um 10.30 Uhr die Weseler Straße. Von dort geht es sogleich in die Hagedornstraße. Und schon nach 100 Metern liegt Pappe wild verstreut vor einer Haustür. Das ist allerdings noch harmlos, wie sich kurz darauf herausstellt. Ein Blick auf die Klingeln: kein einziges Namensschild. Das Haus ist derzeit offenbar nicht bewohnt und wird gerade renoviert. Die Hinterlassenschaften im Innenhof zeugen jedenfalls von einer größeren Baustelle – der Hof ist eine einzige Müllhalde.

Müllberge in einem Hinterhof in Duisburg-Marxloh

Neben einem proppenvollen Container liegen zahlreiche Müllsäcke. „Grundsätzlich kann jeder Hausmüll kurz zwischenlagern“, erklärt Monika Melzer-Helmecke von den Wirtschaftsbetrieben. Doch was sich da teilweise in den Säcken befindet, hat damit rein gar nichts zu tun. Dosen mit Essensresten, die Ratten anlocken können, Teile von Elektrokabeln und an einer Hauswand Dämmstoffe neben Mülltonnen, die nicht nur hoffnungslos überfüllt, sondern auch falsch befüllt sind: Plastik in der Blauen, dafür Pappe in der Gelben Tonne.

Monika Melzer-Hemecke ist bei den Wirtschaftsbetrieben Duisburg für das Umwelthelfer-Projekt zuständig.
Monika Melzer-Hemecke ist bei den Wirtschaftsbetrieben Duisburg für das Umwelthelfer-Projekt zuständig. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Einziger Ansprechpartner vor Ort ist ein Handwerker. Er versichert, dass in Kürze ein weiterer Container geliefert werde und der ganze Müll schon bald verschwunden sei. Svetoslav Atanasov und Elisei-Simon Meterez wollen dies zu gegebener Zeit prüfen. Sie haben aber schon längst ihre Tablets in der Hand, machen Fotos, um die Probleme zu dokumentieren und sofort den Wirtschaftsbetrieben zu melden.

Umwelthelfer Elisei-Simon Meterez macht ein Foto von völlig überfüllten Restmülltonnen an der Hagedornstraße in Duisburg-Marxloh.
Umwelthelfer Elisei-Simon Meterez macht ein Foto von völlig überfüllten Restmülltonnen an der Hagedornstraße in Duisburg-Marxloh. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Weiter geht’s auf der Hagedornstraße. Drei völlig überfüllte Restmülltonnen stehen auf dem Bürgersteig. Auch hier werden die Laptops gezückt, Fotos gemacht. Ein Ansprechpartner ist auch an der Stelle nicht zu finden. „Hier wird dringend mindestens ein weiter Behälter gebraucht“, stellt Monika Melzer-Helmecke (WBD) klar. „Da haben wir aber immer die Möglichkeit, später mit dem Hauseigentümer Kontakt aufzunehmen, und das werden wir auch in diesem Fall tun.“

Unterstützung für die Umwelthelfer

Normalerweise sind die Umwelthelfer unabhängig voneinander unterwegs – jeweils unterstützt von einem der insgesamt drei Mitarbeiter zur Vor-Ort-Kontrolle, die die Wirtschaftsbetriebe zusätzlich eingestellt haben. Sie können weitere Bevölkerungsgruppen zum Thema Müll ansprechen. Beim Spaziergang für die Presse durch Marxloh sind diesmal aber fast alle dabei.

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Nur Jeton Krasnici mit albanischen Wurzeln fehlt urlaubsbedingt. Steffen Heine nimmt vor allem deutsche „Müllsünder“ ins Visier. Yasin Yilmaz spricht auch Türkisch und kann diesen Vorteil prompt ausnutzen. Eine türkische Hausbesitzerin kommt auf ihn zu und beschwert sich bei ihm darüber, dass ihre herausgestellten Mülltonnen ständig von fremden Anwohnern vollgestopft würden.

Schwerkraftschlösser als Empfehlung

„Ich habe ihr empfohlen, sich bei den Wirtschaftsbetrieben nach sogenannten Schwerkraftschlössern zu erkundigen“, sagt Yilmaz. Damit wäre das Problem gelöst. Die Schlösser haben zudem den Vorteil, dass sich beim Entleeren durch die Müllabfuhr beim Kippvorgang automatisch entriegeln. Sie kosten nach Angaben des WBD-Sprechers Volker Lange einmalig (mit dem erforderlichen Austausch des Behälters) 72,50 Euro und dann 22,50 Euro an Miete pro Jahr.

Die Wirtschaftsbetriebe Duisburg warnen davor, selbst zu versuchen, die Tonnen mit Schlössern zu sichern. Auch in diesem Fall handele es sich um Sachbeschädigung, die den betroffenen Hauseigentümer teuer zu stehen komme.
Die Wirtschaftsbetriebe Duisburg warnen davor, selbst zu versuchen, die Tonnen mit Schlössern zu sichern. Auch in diesem Fall handele es sich um Sachbeschädigung, die den betroffenen Hauseigentümer teuer zu stehen komme. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Die Wirtschaftsbetriebe warnen jedoch davor, selbst zu versuchen, die Tonnen mit Schlössern zu sichern. Entsprechende Nachweise und Löcher an einigen Behältern entdecken die Umwelthelfer im weiteren Verlauf des Marxloh-Spaziergangs. Dies sei Sachbeschädigung, die den betroffenen Hauseigentümer teuer zu stehen komme: Pro beschädigtem Behälter werden demnach 45 Euro für den Austausch und für jede neue Tonne je nach Größe der Tonne noch einmal bis zu 27 Euro fällig.

Im Gespräch mit den Menschen im Stadtteil

Ständig suchen die Umwelthelfer und Müllkontrolleure das Gespräch mit den Menschen in den Vierteln. Dass dies immer wieder gelinge, sei schon ein erster Erfolg, sagt Monika Melzer-Helmecke von den Wirtschaftsbetrieben. „Ansonsten haben wir nicht erwartet, dass sich nach so kurzer Zeit alles ändert.“

Steffen Heine nickt. „Das Feedback von den Menschen ist grundsätzlich positiv. Wir selbst haben hier noch keine Probleme bekommen“, sagt er. „Und wenn wir Hauseigentümer auf Fehler bei Mülltrennung angesprochen haben und später sehen, dass die Tonnen richtig befüllt werden, dann freut uns das.“ Aber grundsätzlich sei es noch ein langer Weg im Kampf gegen den Müll in Marxloh.

Mitte September 2022 wurden Elisei-Simon Meterez (links) und Svetoslav Atanasov (2. von links), Umwelthelfer für Marxloh und Hochfeld, der Öffentlichkeit vorgestellt. Zur Unterstützung haben die Wirtschaftsbetriebe für die Vor-Ort-Kontrolle drei zusätzliche Mitarbeiter eingestellt: Yasin Yilmaz (Mitte), Jeton Krasnici (2. von rechts) und Steffen Heine (rechts).
Mitte September 2022 wurden Elisei-Simon Meterez (links) und Svetoslav Atanasov (2. von links), Umwelthelfer für Marxloh und Hochfeld, der Öffentlichkeit vorgestellt. Zur Unterstützung haben die Wirtschaftsbetriebe für die Vor-Ort-Kontrolle drei zusätzliche Mitarbeiter eingestellt: Yasin Yilmaz (Mitte), Jeton Krasnici (2. von rechts) und Steffen Heine (rechts). © FUNKE Foto Services | Jonas Schlömer

>> UMWELTHELFER IN MARXLOH UND HOCHFELD: 560 MELDUNGEN IM OKTOBER

  • Die Umwelthelfer und Müllkontrolleure sind aktuell montags bis freitags in Marxloh und Hochfeld unterwegs. Sie sind in erster Linie Ansprechpartner für die Menschen aus Südosteuropa. Der Rumäne Elisei-Simon Meterez kann sogar die Gebärdensprache.
  • Die Teams gehen auch in Häuser, verteilen Flyer, helfen dabei, einen Sperrguttermin zu vereinbaren, und machen auf Fehler aufmerksam.
  • Allein im Oktober haben die Umwelthelfer und Müllkontrolleure nach Angaben der Wirtschaftsbetriebe 560 Meldungen gemacht, davon 50 zu falsch befüllten und 40 zu überfüllten Tonnen. Über 80 Gespräche sind in dem Monat dokumentiert worden.
  • Bußgelder können nur die Polizei und das Ordnungsamt verhängen, welches die Umwelthelfer bei wiederholten oder massiven Verstößen kontaktieren.