Duisburg. Zoo Zajac beendet den Welpenverkauf im Zoogeschäft. Wie viele und welche Hunde es noch gibt – und was der Zajac-Tierarzt zu diesen verspricht.

Im größten Zoofachgeschäft der Welt sind am Samstagnachmittag nur noch acht Hundewelpen zu haben – zwei weniger als am Tag zuvor. In Zoo Zajacs Welpenverkaufsräumen toben noch Labrador, Spitz und Mischlinge. Wenn diese Hunde verkauft sind, ist mit dem umstrittenen Welpenverkauf nach elf Jahren Schluss. Das hatte die Geschäftsleitung um Kathi Geven und Jutta Zajac am Freitag „schweren Herzens“ überraschend mitgeteilt (wir berichteten). Als Gründe werden genannt: gestiegene Energie- und Lohnkosten, die Verteuerung der Versorgung und die ständig wachsende Dokumentationspflicht. Was sagen Kundinnen und Kunden zum Aus des Welpenverkaufs, mit dem Norbert Zajac 2012 ein Tabu gebrochen hatte? Für den im Dezember verstorbenen Tiernarr war der Hundehandel eine „Herzensangelegenheit“, die er gegen Protest aus allen Ecken verteidigt hatte.

Die Meinungen der Kunden dazu gehen bei einer Befragung im Geschäft am Samstag weit auseinander.„Zum Glück“, „endlich“, finden die einen. „Absolut schade – sie waren doch immer ein Publikumsmagnet“, „es geht ihnen doch gut hier“, meinen andere.

Welpenhandel bei Zajac: „Das ist ja hier wie im Zoo“

Joan sitzt ruhig in der Verkaufshalle bei zwei Welpen im Raum und schmust mit einem Mischling, während ein Spitz um die beiden herumsaust. Die junge Frau macht hauptberuflich eine Ausbildung zur Krankenschwester, kümmert sich als Tierfreundin mindestens einmal in der Woche um die Schmuseeinheiten, die junge Hunde im Tiergeschäft brauchen. Christina steht daneben, bereit, den Kunden Antworten auf alle Fragen rund um die Vierbeiner zu geben. Sie ist Beraterin und Verkäuferin in der Hundeabteilung.

Auch dieser Labrador zählt zu den letzten Hunden, die bei Zoo Zajac in Duisburg verkauft werden (Bild vom Samstag, 5. August).
Auch dieser Labrador zählt zu den letzten Hunden, die bei Zoo Zajac in Duisburg verkauft werden (Bild vom Samstag, 5. August). © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

„Das ist ja hier wie im Zoo, eigentlich müssten sie einen Euro Eintritt nehmen“, findet die Duisburgerin Diana, die sieht, dass immer neue Menschen kommen, die nur die Tiere beobachten wollen – genau wie sie auch. Heute ist sie mit Schwager, Schwägerin und Nichte, die an der Ostsee wohnen, ihrer Mutter und ihrem Lebensgefährten hier. Sie selbst ist mit Hunden – Cocker Spaniel, Dackel und Mischling – groß geworden. Sie hat viele Bekannte, die Hunde halten. „Meine Schwester hat einen Hund aus dem Tierschutz, einen Havaneser. Die meisten haben die Tiere aus dem Tierheim. Niemand würde auf die Idee kommen, einen Hund in einer Zoohandlung zu kaufen“, sagt sie.

„Den Hunden geht es hier doch gut“

Das sieht eine junge Mutter aus Düsseldorf völlig anders. Sie hat ihren eigenen Zoo zu Hause: zwei französische Bulldoggen, einen Mischlingshund aus Chihuahua und französischer Bulldogge, zwei Katzen und drei Königspythons. „Seit 18 Jahren halte ich Reptilien, seit 20 Jahren Hunde. Den Hunden geht es hier doch gut. Zu Hause haben sie doch auch keine natürliche Umgebung, es sind ja Rudeltiere, dann müsste man sie doch auch ganz anders halten“, so ihre Meinung zur Kritik am Welpenhandel im Zoofachgeschäft.

[Duisburg-Newsletter gratis abonnieren + Seiten für Duisburg: Stadtseite + Blaulicht-Artikel + MSV + Stadtteile: Nord I Süd I West + Themenseiten: Wohnen & Immobilien I Gastronomie I Zoo I Hbf]

Auch Andrea kann solche Kritik nicht nachvollziehen. Sie ist mit ihrem Mann zum ersten Mal bei Zoo Zajac und guckt den herumtollenden Welpen eine Zeit lang zu. „Man muss doch mal auf dem Boden bleiben, es sind immer noch Tiere. Das sieht doch alles gut aus hier, da geht es vielen Hunden woanders mit Sicherheit deutlich schlechter.“

Auch ein Spitz ist noch zu haben.
Auch ein Spitz ist noch zu haben. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

XXL-Zoomarkt und Welpenhalle als Ausflugsziel, Kritik an Unwissenheit

Jenny aus Hattingen besucht das Unternehmen mit ihren beiden Töchtern zum ersten Mal. „Ich hab heute im Internet gesucht, wo wir mal hinfahren können und Zoo Zajac gefunden“, sagt sie. Dass hier im Geschäft (noch) Hunde verkauft werden, irritiert sie etwas. „Ich würde einen Hund immer nur beim Züchter kaufen, da haben die Tiere doch eine viel natürlichere Umgebung.“

Elise und Martin aus Duisburg sind heilfroh, wenn der Verkauf von Hunden endlich aufhört. Elise, die selbst zwei Hunde aus dem Tierschutz hat, ärgert sich über viel Unwissenheit: „Ich habe hier gerade beobachtet, wie ein Welpe einen Spitz überhaupt nicht in Ruhe gelassen hat. Die meisten meinen, die würden spielen, aber tatsächlich ist es ein dominantes Verhalten, das dem schwächeren Hund keinen Raum und keinen Rückzug lässt. Das ist Stress pur.“

Ein Spitz kostet bei Zajac 1399 Euro.
Ein Spitz kostet bei Zajac 1399 Euro. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Aus Wattenscheid ist Angela angereist, hat für ihre zwei Katzen Leckerchen gekauft und macht einen kleinen Rundgang. Sie hat noch nicht davon gehört, dass Zoo Zajac den Welpenverkauf einstellt. „Das fände ich absolut schade, den Hunden geht es doch gut, hier gibt es sogar eigene Tierärzte. Gerade der Hundebereich ist doch ein echter Publikumsmagnet“, findet sie.

Zajac-Tierarzt: „Wir haben auch Nein gesagt“

Auch interessant

Dass ein Unternehmen auch die Wirtschaftlichkeit im Blick haben muss, betont Joachim Hinderfeld. Der Tierarzt ist seit zwei Jahren bei Zoo Zajac angestellt. Er zählt noch einmal alle Kriterien auf, die zu dem Entschluss geführt haben, dass man keine Hunde mehr verkauft. Und betont, wie verantwortungsvoll man all’ die Jahre mit dem Ankauf der Hunde, der ärztlichen und sozialen Versorgung und der Abgabe der Tiere an neue Besitzer umgegangen sei.

„Kein Hund kam aus einer dubiosen Quelle, wir kennen alle Züchter persönlich, wir haben keine Qualzuchten verkauft und es war immer ein längerer Prozess, wenn wir ein Tier abgegeben haben. Wenn wir der Meinung waren, dass ein Hund nicht in gute Hände kommt, haben wir auch Nein gesagt“, erzählt der Tierarzt. Und klar sei, dass kein Hund von den noch acht vorhandenen alleine bleiben wird. „Wenn einer übrigbleiben sollte, kümmert sich einer von uns persönlich um das Tier. Dauerhaft.“

>> Kritik von Tierschutzbund und Promi-Hundetrainer

Neben Tierrechtsaktivisten wie Peta hatte auch der Deutsche Tierschutzbund den Handel mit Hundewelpen in Zoofachgeschäften abgelehnt: „Die im Handel von Menschen isoliert und reizarm gehaltenen Welpen entwickeln durch schweren sozialen Erfahrungsentzug zwangsläufig Verhaltensstörungen.“

Der TV-bekannte Hundetrainer Martin Rütter hatte wegen der Geräuschkulisse im Zoofachgeschäft von „Psychoterror für die Hunde“ gesprochen.