Duisburg/Wesel/Kleve. Richtfest in Duisburg: Im neuen Trainingszentrum können Polizisten aus Wesel, Kleve, Krefeld und Duisburg Amoklagen trainieren und schießen üben.

Amoklagen, Terroreinsätze, Schusswaffengebrauch – für Polizistinnen und Polizisten sind das zum Glück keine alltäglichen Situationen. Sie sind mit viel Stress und Adrenalinausstoß verbunden. Um dann taktisch sinnvoll agieren und gelerntes Verhalten abrufen zu können, muss es regelmäßig trainiert werden.

Der Messerangriff im Fitnesscenter John Reed Ende April war so eine Herausforderung für die Einsatzkräfte. Aktuell fahren die rund 1700 Duisburger Polizeibeamten zum Training nach Düsseldorf oder nutzen leerstehende Gebäude in Duisburg. Im Herbst 2024 eröffnet das neue Regionale Trainingszentrum in Beeckerwerth. Es ist eines von zwölf RTZ, die nach dem Willen des NRW-Innenministeriums in ganz NRW entstehen sollen.

Was können Polizeibeamte im neuen Regionalen Trainingszentrum trainieren?

Auf dem rund 17.000 Quadratmeter großen Areal stehen zwei Gebäude und eine Halle im Rohbau. In einem der Gebäude befinden sich drei Schießbahnen, jeweils 25 Meter lang. Hier können Beamte mit Videoprojektionen realitätsnah schießen üben. Im „Trainingshaus“ und in der Amokhalle werden für sie verschiedene Situationen simuliert: das Stürmen einer Wohnung, Trinkhalle oder Spielbude etwa. Fotokulissen simulieren Geschäfte und Straßen, mit Licht und Rauch werden die Szenarien unterschiedlich gestaltet. Auch alltäglicheres polizeiliches Handwerk wie Lkw-Kontrollen oder Festnahmetechniken soll hier in Fleisch und Blut übergehen.

Sie hoffen, dass das Regionale Trainingszentrum den Polizeibeamten mehr Sicherheit vermittelt: Innenminister Herbert Reul (v.li.), Polizeipräsident Alexander Dierselhuis, Oberbürgermeister Sören Link und Landrat Ingo Brohl für den Kreis Wesel.
Sie hoffen, dass das Regionale Trainingszentrum den Polizeibeamten mehr Sicherheit vermittelt: Innenminister Herbert Reul (v.li.), Polizeipräsident Alexander Dierselhuis, Oberbürgermeister Sören Link und Landrat Ingo Brohl für den Kreis Wesel. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Wer trainiert im neuen Regionalen Trainingszentrum?

In Beeckerwerth sollen künftig die Polizeibeamten aus Duisburg, Krefeld und den Kreisen Wesel und Kleve trainieren, rund 3100 Männer und Frauen. Hier findet für sie jährlich das vorgeschriebene Schießtraining statt. Weitere Angebote gibt es je nach Bedarf. Wie viele Trainings parallel abgehalten werden können, müsse sich noch zeigen, sagt Polizeisprecher Jonas Tepe.

Duisburgs Polizeipräsident Alexander Dierselhuis betonte, dass es unter den Kooperationsbehörden auch darum gehe, Trainings abzustimmen und Synergieeffekte zu nutzen. Für Polizisten sei jeder Tag anders und mancher leider gefährlich, „darauf müssen wir sie so realitätsgetreu wie möglich vorbereiten“. In den alten Schießanlagen komme man nicht mal auf 20 Meter Distanz, „von Lüftung und Arbeitssicherheit ganz zu schweigen“.

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Beim Richtfest am Freitag betonte NRW-Innenminister Herbert Reul, dass hier nicht weniger als „der Grundstein für die Zukunft der Polizei gelegt“ worden sei. Hier sei Raum für Trockenübungen, für das Training von komplexen polizeilichen Einsätzen. Hier gehe es um nicht weniger als „die Sicherheit der Polizeibeamten, sie sollen nach Einsätzen gesund nach Hause gehen.“

Wie viel investiert das Land in Beeckerwerth?

Trotz Auskunftspflicht gab sich der Bauherr und künftige Vermieter, der Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW, am Freitag schweigsam. Es sei noch nicht alles ausgeschrieben und deshalb wolle man zu den Kosten noch nichts sagen, sagte Geschäftsführerin Gabriele Willems am Rande.

Reul selbst erklärte, dass das Land in den letzten zwei Jahren rund zwei Milliarden Euro in die Polizei investiert habe, in neue Wachen, Ausrüstung und vieles mehr. Es gebe immer noch viele Baustellen, finanziell werde es allerdings schwieriger. In Duisburg sei er zuletzt allerdings „ständig gewesen, um was einzuweihen“, etwa die Ruhrorter Wache oder den Streifenwagen der Zukunft, „wir wollen es mal nicht übertreiben.“

Beim Richtfest für den Neubau des Regionalen Trainingszentrums in Duisburg mussten die Ehrengäste, darunter Innenminister Herbert Reul, Zimmermannsnägel in einen Balken schlagen - mit mäßigem Erfolg.
Beim Richtfest für den Neubau des Regionalen Trainingszentrums in Duisburg mussten die Ehrengäste, darunter Innenminister Herbert Reul, Zimmermannsnägel in einen Balken schlagen - mit mäßigem Erfolg. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Was auch immer das neue RTZ kosten wird, gebaut wird es nachhaltig: Auf die Dächer kommt eine Photovoltaikanlage, 85 Prozent des Stroms sollen vor Ort selbst genutzt werden. Außerdem sind E-Ladesäulen geplant, geheizt wird mit einem Blockheizkraftwerk. Daniel Scheinert, Projektleiter bei der Polizei Duisburg betont: „Das Land lässt sich das was kosten, hier ist alles allerneuester Standard.“

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