Essen. In Essen entsteht eines der modernsten Trainingszentren für die Polizei in Europa – die Dimensionen sind riesig. Nun wurde Richtfest gefeiert.

Noch braucht man eine Menge Vorstellungskraft. Essens Polizeipräsident Andreas Stüve hat sie. Er sieht schon Spezialkräfte an Ort und Stelle trainieren, Kolleginnen und Kollegen, die Schießtrainings absolvieren, Festnahmetaktiken proben. Zumindest erzählt er am Montagnachmittag (24. Juli) davon, als er auf einem Podium in der riesigen, halb fertigen Halle im Essener Westviertel steht. Sein Publikum besteht aus Polizisten, Lokalprominenz, vor ihm hat gar sein Chef, NRW-Innenminister Herbert Reul gesprochen. Zu feiern gibt es an diesem Tag ein Richtfest. Und das ist in Anbetracht der Regenmassen die vom Himmel fallen auch gut so. Denn das bedeutet, dass das Dach über den Köpfen seiner Zuhörer fertig ist. Nass wird niemand.

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„Wenn der Zeitplan passt“, so Stüve, „treffen wir uns in einem Jahr wieder hier.“ Dann soll das Regionale Trainingszentrum (RTZ) fertiggestellt sein. Es soll nach den Worten des Polizeipräsidenten unter anderem einen 100 Meter langen Schießstand samt 270-Grad-Schießanlage geben. „Das ist bis jetzt europaweit einzigartig“, so Stüve.

Regionale Trainingszentrum (RTZ) ist großer Schritt für Polizei Essen

Essens Polizeipräsident Andreas Stüve über das im Bau befindliche Trainingszentrum: „Wenn der Zeitplan passt, treffen wir uns in einem Jahr wieder hier.“
Essens Polizeipräsident Andreas Stüve über das im Bau befindliche Trainingszentrum: „Wenn der Zeitplan passt, treffen wir uns in einem Jahr wieder hier.“ © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Es ist ein großer Schritt, den sein Präsidium da machen wird. Neben der modernen Anlage als solcher dürfte schon der Fakt, überhaupt einen eigenen Schießstand zu haben, eine deutliche Verbesserung im Vergleich zum Status quo sein. Der bisherige Essener Schießstand auf dem Gelände der ausgemusterten Polizeischule in Bredeney wurde 2018 geschlossen. Zu marode war er. Die Einsatzkräfte aus Essen und Mülheim müssen seitdem bei ihren Schießübungen auf Anlagen anderer Präsidien ausweichen – die für solch einen Andrang aber nicht gebaut sind.

Regelmäßige Schießübungen sind Pflicht für jeden Polizisten. Stüve vergleicht das mit DIN-Normen, die es zu erfüllen gilt. Im fertiggestellten RTZ würden aber nicht nur Normen erfüllt werden. Es gebe eine höhere Trainingsqualität, auch die Anzahl der Einheiten soll steigen. Die Polizei Essen erhofft sich „mehr Handlungssicherheit, aber auch Eigensicherung“. Schließlich bereitet Training auf den schwierigen Polizeialltag mit seinen mitunter sehr gefährlichen Einsätzen vor. Ein weiterer Pluspunkt laut Stüve: Wenn das Trainingszentrum im Westviertel eingeweiht wird, dann müssen die Polizisten keine weiten Wege in andere Städte mehr auf sich nehmen, um das Schießen zu üben. „Aus Fahrzeit wird Polizeizeit“, so seine Formel.

Das Trainingszentrum soll in einem Jahr fertiggestellt sein.
Das Trainingszentrum soll in einem Jahr fertiggestellt sein. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Baustart für Essener Trainingszentrum war im vergangenen Jahr

Ein Jahr ist es in etwa her, dass die Bagger ins Westviertel anrollten, um den Bau einer der modernsten Trainingszentren der Polizei in Europa vorzubereiten. NRW-Innenminister Reul sagt zum Richtfest am Montag: „Es geht nicht immer so schnell, wie hier.“ Er führt den Anwesenden die Dimensionen des Baus vor Augen: „In das Gebäude würden acht Fußballfelder passen.“

Eine Einrichtung wie diese sei teuer, aber notwendig. „2500 Polizisten aus Bochum und Essen werden hier trainieren. Wir schaffen einen Lernort, der seines gleichen suchen wird.“ Die Investition sei auch als Wertschätzung für die Polizisten zu verstehen. So sieht es während des Richtfestes auch Essens Bürgermeisterin Julia Jacob, die den Fakt der kaputten Schießbahn in Bredeney nicht vergessen hat und über das neue Trainingszentrum sagt: „Das ist ein ganz wichtiges Signal. Sie sind unser Garant für Sicherheit und Ordnung in der Stadt.“

Polizei-Trainingszentrum: Auch Einsätze bei Terrorlagen sollen trainiert werden

Bereits zum Baustart vor einem Jahr wurde bekannt, was im RTZ möglich sein soll. Um möglichst komplexe Abläufe, beispielsweise etwa bei Terrorlagen zu schaffen, wird schusssicheres Material verbaut, spezielle Geschossfänge installiert, Kamerasysteme und hocheffiziente Lüftungsanlagen eingebaut. Damit diese kompatibel sind, handelt es sich zum Teil um Neuentwicklungen.

Die Tradition des Nagel-Schlagens darf auch beim Richtfest des neuen Trainingszentrums der Polizei Essen nicht fehlen. Im Bild: NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) und Polizeipräsident Andreas Stüve daneben.
Die Tradition des Nagel-Schlagens darf auch beim Richtfest des neuen Trainingszentrums der Polizei Essen nicht fehlen. Im Bild: NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) und Polizeipräsident Andreas Stüve daneben. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Tatsächlich – und mit einiger Vorstellungskraft – kann man sich ausmalen, welch Ausmaße das neue Trainingszentrum haben wird. Noch ist das Innere des Gebäudes leer. Deckenhöhe und Stahlrahmenkonstruktion lassen aber bereits jetzt die Dimensionen erahnen, auf denen bald trainiert werden soll. Auch für den Bauherren, die Essener Thelen-Gruppe – die unter anderem auch das neue Stadtquartier „Essen 51“ verwirklicht – ist der Auftrag kein alltäglicher. Der geschäftsführende Gesellschafter Wolfgang Thelen berichtet etwa von sehr schweren Stahlplatten, die unter der bereits installierten Konstruktion eingehängt werden. „Geschweißt werden dürfen sie nicht“, sagt er. Das schusssichere Material müsse aufwendig gebohrt werden, um die die Platten an Ort und Stelle fest zu bekommen.

>>> Grundstück 20.000 Quadratmeter groß

  • 31 Bäume mussten vor Baustart im Westviertel fallen, einige marode Gewerbehallen wurden abgerissen.
  • Das Grundstück auf dem das Trainingszentrum entsteht, ist rund 20.000 Quadratmeter groß und liegt an der Frohnhauser Straße 95.

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