Essen. Die wohl europaweit modernste Anlage für die Polizei-Fortbildung entsteht im Essener Westviertel. Der Startschuss für das Projekt ist gefallen.

Ab dem Sommer 2023 kann die Polizei wohl nirgends in Europa so effektiv trainieren wie in Essen: An der Frohnhauser Straße im Westviertel entsteht auf rund 20.000 Quadratmetern Gewerbefläche ein sogenanntes Regionales Trainingszentrum (RTZ), das neue Maßstäbe in der polizeilichen Fortbildung der NRW-Behörden und darüber hinaus setzen soll. Geplant ist dort nicht weniger als eine der modernsten Übungsstätten für die Polizei überhaupt und ein Prototyp für ganz Nordrhein-Westfalen.

An Superlativen war jedenfalls kein Mangel, als NRW-Innenminister Herbert Reul und Essens Polizeipräsident Frank Richter am Montag zusammen mit den Projektentwicklern Wolfgang und Christoph Thelen, den Chefs der Essener Thelen-Gruppe, den Startschuss für das Großprojekt gaben, das etwa 100 Meter vom Berthold-Beitz-Boulevard entfernt liegt.

Reul: "Völlig neue Qualität der Fortbildungsmöglichkeiten"

„Mit dem RTZ erreicht die nordrhein-westfälische Polizei im Herzen des Ruhrgebiets eine völlig neue Qualität ihrer Fortbildungsmöglichkeiten“, sagte Reul. Die Polizei müsse sich immer komplexeren Situationen stellen, auf die sie sich so realitätsnah wie möglich vorbereiten sollte. Um dies zu gewährleisten, werde das RTZ mit modernster Technik ausgerüstet, die die Möglichkeit bietet, unterschiedlichste Szenarien unter Einsatzbedingungen zu trainieren.

Einzigartig ist zum Beispiel ein mit Einsatzfahrzeugen befahrbarer 100 Meter langer Schießstand, der der Polizei zudem durch eine angesetzte Aufweitung von 25 mal 25 Metern bis dahin nicht zur Verfügung stehende Trainingsmöglichkeiten eröffnet. Um möglichst komplexe Übungsabläufe unter realistischen Bedingungen wie etwa bei Terrorlagen zu schaffen, wird nicht nur schusssicheres Material verbaut, sondern auch spezielle Geschossfänge, Kamerasysteme und hocheffiziente Lüftungsanlagen sind vorgesehen, bei denen es sich zum Teil um Neuentwicklungen handelt, um sie miteinander kompatibel zu machen.

Das Trainingszentrum soll mindestens 20 Jahre lang betrieben werden

Jedenfalls weiß Polizeipräsident Frank Richter, das "eine solch große Freifläche mit einer 270-Grad-Schießmöglichkeit in Deutschland bisher noch nicht gebaut worden ist“. Die zukünftigen Trainingspotenziale sollen nicht nur der Essener Polizei, sondern auch der in Bochum sowie Spezialeinheiten aus anderen Bundesländern als auch aus Nachbarstaaten zugute kommen. "Sie werden in Essen optimale Bedingungen zur Vorbereitung auf die oftmals schwierigen Einsatzlagen finden“, ist Richter überzeugt.

Der Bau des RTZ, der ursprünglich mit etwa 30 Millionen Euro veranschlagt war, soll Anfang des kommenden Jahres starten und das Zentrum, das vom Land angemietet wird, nach seiner Fertigstellung mindestens 20 Jahre lang betrieben werden. Mehrere Unternehmen hatten sich im vergangenen Jahr auf die europaweite Ausschreibung des Projektes beworben. Die Essener Thelen-Gruppe, die bekanntlich auch das neue Stadtquartier „Essen 51" verwirklicht, erhielt schließlich den Zuschlag.

Wird im Sommer 2023 der Betrieb an der Frohnhauser Straße beginnen, endet für rund 1000 Beamte der Essener Polizei eine jahrelange Odyssee,. Nach dem mehr als plötzlichen Aus für den maroden Schießstand auf dem Gelände der alten Polizeischule an der Norbertstraße, mussten sie auf Anlagen umliegender Behörden ausweichen, um das verpflichtende Schießtraining absolvieren zu können.

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