Duisburg/Essen. Der Hackerangriff an der Uni Duisburg-Essen bereitete vielen Studierenden teils massive Probleme. Eine Masterstudentin berichtet von den Folgen.
Die Studierenden konnten nach dem Hackerangriff gegen die digitalen Systeme der Universität Duisburg-Essen das Essen in der Mensa nur bar bezahlen, den Speiseplan online nicht abrufen. Das waren aber die geringsten Probleme, die Ann-Sophie Meyer hatte. Denn die Masterstudentin hatte für ihren Abschluss einen dicht getakteten Zeitplan und der geriet gehörig ins Wanken, als Ende November 2022 plötzlich nichts mehr ging.
Die 26-Jährige studiert Mathematik und Physik auf Lehramt. Ihren Bachelor machte sie in Essen, ihre Masterarbeit in Physik schreibt sie jetzt in Duisburg. Zum Jahreswechsel stand ihr geplantes Abschlussjahr jedoch auf der Kippe, erzählt Meyer.
Universitätsdozenten stellten die Kommunikation über private Adressen wieder her
Sie brauchte aus einem Seminar noch Creditpoints, um sich für die Arbeit anmelden zu können. Der Seminarleiter konnte nach dem Hackerangriff seine Studierenden aber nicht erreichen. Es dauerte, bis der Kontakt über private E-Mail-Adressen wieder hergestellt war. Die Studierenden kamen auch nicht an die auf einem Server liegenden Anleitungen heran, die sie für ihre individuellen Versuchsaufträge gebraucht hätten. „Wir mussten uns das mühsam im Internet zusammensuchen“, sagt die Studentin.
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Dadurch verschob sich alles: Die letzte Prüfung, der Seminarabschluss, die danach erst mögliche Anmeldung der Arbeit. Es wurde alles sehr knapp.
Sorge, aus dem Referendariat rauszufliegen
Denn die Lehramtsstudentin wollte im November 2023 mit ihrem Referendariat an einer Schule anfangen. Dazu muss sie viele Fristen einhalten. Im Mai müssen die Bewerbungs-Unterlagen eingereicht werden, bis Oktober muss die Note der Masterarbeit vorliegen. Mit einer mindestens sechswöchigen Korrekturzeit hätte es „so gerade eben“ noch gepasst, glaubt Meyer, die sich aber eigentlich einen Puffer eingebaut hatte, um stressfreier den Abschluss zu bekommen. Denn sie kennt Kommilitonen, die wegen verpasster Fristen aus ihrem Referendariat „wieder rausgeflogen sind“.
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Rückblickend betrachtet war die Verzögerung aber ein Glücksfall: Wenn sie ihre Arbeit eher angemeldet hätte, wäre die Recherche extrem schwierig geworden: „Im Februar konnte man zum Beispiel den Online-Katalog der Bibliothek noch nicht benutzen“, sagt Ann-Sophie Meyer.
Inzwischen hat sie ohnehin gut lachen: „Mir wurde eine Promotionsstelle angeboten, daher ist jetzt sowieso alles anders.“ Nach dem Master beginnt sie in der Experimentalphysik als wissenschaftliche Mitarbeiterin in der AG Schleberger. Ein Jahr kann sie sich den Uni-Betrieb anschauen und dann entscheiden, ob sie weitermacht oder doch noch für ein Referendariat an eine Schule wechselt.
Forschung zur Entsalzung von Wasser
Ann-Sophie Meyer widmet sich nun erst mal ihrer Masterarbeit, 15 Wochen lang forscht und schreibt sie laienhaft ausgedrückt über die Entsalzung von Wasser mittels Membranen.
Der Hacker-Angriff ist ihr dabei nicht mehr im Weg. An der Uni „hat man das Gefühl, dass alles wieder läuft“, sagt Meyer. Bei der Recherche erlebe sie keine Einschränkungen mehr. Aber es kämen immer wieder Warnungen vor Phishing-Mails, deshalb glaubt sie: „Es bleibt kritisch.“