Duisburg. Investoren hätten Duisburgs Potenzial längst erkannt. Sagt Strategieberater Thomas Sevcik. Er sagt, was man tun müsse, damit noch mehr kommen.
Um Duisburgs Zukunft macht sich Strategieberater Thomas Sevcik keine Sorgen. Er sieht die Stadt gut vorbereitet auf künftige Herausforderungen. Und im Wettbewerb der Städte untereinander erkennt er Duisburg klar im Vorteil, als Stadt in der zweiten Reihe hinter den großen Metropolen. Dabei sei es wichtig für eine positive öffentliche Wahrnehmung, dass Duisburg weiterhin mehr als 500.000 Einwohner hat.
Das sagte der Chef der Zürcher Ideenfabrik Arthesia beim ersten Immobilien-Talk im „Kuhlenwall Karree“ vor mehr als 100 Akteuren der hiesigen Immobilienbranche am Mittwochabend. Eingeladen hatten die Sparkasse und die Wirtschaftsförderung Duisburg Business & Innovation (DBI). Architekt Sevcik, der seit 20 Jahren auch in Los Angeles wohnt, gibt vor den Projektentwicklern, Investoren und Bauherrn eine Liebeserklärung ab: „Alles, was ich an Los Angeles liebe, liebe ich auch an Duisburg. Es ist noch nicht fertig. Das finde ich wahnsinnig interessant.“
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Thomas Sevcik (Arthesia) entwickelt Geschichten für Städte – und berät Duisburg
Sevcik ist in Duisburg kein Unbekannter. Als sich die Duisburg Business & Innovation GmbH als Nachfolgerin der städtischen Wirtschaftsförderungsgesellschaft GfW vor zwei Jahren neu aufstellte, lieferte Sevcik Anregungen für ein internes Positionspapier.
Er ist Spezialist auf dem Gebiet, fliegt ständig rund um den Globus, um für Städte, Regionen und Unternehmen ein sogenanntes Narrativ zu entwickeln. So entstanden zum Beispiel auch die Inhalte der Autostadt von Volkswagen in Wolfsburg.
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Duisburg kennt der Schweizer sehr gut, von der Pommes-Bude bis zum Lehmbruck-Museum, von der Sechs-Seen-Platte bis Ruhrort. In seinen Augen besitzt die Stadt enormes Potenzial: „Berlin ist fertig gebaut, jetzt kommt Duisburg. Die Stadt ist kleiner, ruhiger und günstiger.“
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Mit seiner These, die Revierstädte sollten sich nicht so sehr auf den Ruhrgebietsmythos verlassen, hat er jüngst eine öffentliche Debatte ausgelöst. Die einzelnen Städte an der Ruhr würden sich allein besser und abwechslungsreicher entwickeln, so der Stratege. Was heißt das für Duisburg? Nur Gutes, wenn man nach Sevcik geht. Man müsse nur eine passende Geschichte erzählen, damit Investoren nach Duisburg kommen.
Bedeutung der Rheinschiene für Duisburg stärker betonen
Sein Narrativ: „Alle großen Handelsstädte am Rhein haben sich gut entwickelt. Der Rhein ist eine der erfolgreichsten Regionen der Welt, weil die Städte immer zusammengearbeitet und Handel getrieben haben. Und da hat Duisburg mitgespielt. Wir müssen die Bedeutung der Rheinschiene viel stärker betonen.“
Zudem sei Duisburg historisch ein Pionier: „Die Stadt musste sich mit Problemen auseinandersetzen, die andere noch kriegen.“ Denn vor allem der Mittelschicht werde es in Zukunft weniger gut gehen als in den „pseudo-goldenen Jahren, finanziert durch billiges Geld“. Dann würden auch Städte wie Stuttgart mit Problemen konfrontiert. Duisburg dagegen habe gelernt, mit solchen Problemen umzugehen.
In Duisburg werde gearbeitet, was wichtig ist für Städte der Zukunft. Die Produktion wandere nämlich wieder stadtwärts, auch wenn vielleicht nur letzte Herstellungsschritte dorthin verlegt werden. Hinzu komme die Struktur von Duisburg mit den unterschiedlichen Funktionen, die dicht nebeneinander liegen: von der Fabrik über die Kulturstätte wie den Landschaftspark bis zum Wohngebiet. Dazwischen die „Pionierräume“ mit den Entwicklungsprojekten „Duisburger Dünen“ im Zentrum, dem Wohnungsbau und den Gewerbeflächen an der Sechs-Seen-Platte, der Internationalen Gartenausstellung im Rheinpark und Projekten in Ruhrort („Urban Zero“) und Hochfeld, etwa des Initiativkreises Ruhr. „Duisburg ist flexibel und verfügt über freien Raum, den andere Städte nicht haben.“
Duisburger Dünen statt alter Güterbahnhof
Hochfeld, „der Prenzlauer Berg von morgen“
Auch stehe Duisburg für Spitzenleistungen, die viel zu wenig gesehen werden, so Sevcik. Die Uni etwa, die sich im Ansehen erstaunlich schnell hochgearbeitet habe. „Wir haben Topleistungen beim Mittelstand und bei den großen Firmen. Das müssen wir stärker betonen.“
Sevcik vergleicht Köln mit einem Volkswagen, Düsseldorf mit einem Audi und Duisburg mit einem Skoda: „Ein wenig günstiger, aber sehr gut.“ Und schließlich könne Duisburg sich als Herausforderer großer Metropolen positionieren. „Es ist eine riesige Chance für die Stadt, sich als Alternative darzustellen.“
Längst hätten Investoren das Potenzial erkannt und angefangen, Häuser in Hochfeld aufzukaufen, so der Schweizer Berater. Auch initiieren internationale Künstler in dem Stadtteil Projekte, was öffentlich nicht bekannt sei, sagt er. Die Kulturszene lasse sich also bereits nieder. „Das ist der Prenzlauer Berg von morgen und viel cooler als wir glauben.“