Duisburg. Nach Vorwürfen sexueller Grenzverletzungen ist Stadtdechant Roland Winkelmann freigestellt. Jetzt verkündet Bischof Overbeck seine Entscheidung.
Für Roland Winkelmann wird es keine Rückkehr ins Amt des katholischen Stadtdechanten in Duisburg und des Pfarrers der Großgemeinde St. Judas Thaddäus geben. Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck hat ihn mit sofortiger Wirkung von seinen Ämtern entpflichtet. Das teilte Ulrich Lota, Sprecher des Bistums Essen, am Sonntag mit.
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Mit sofortiger Wirkung wird Pfarrer Andreas Brocke die Leitung der Pfarrei St. Judas Thaddäus (rund 23.000 Katholiken) übernehmen. Die hatte Brocke bereits seit der Freistellung Winkelmanns Anfang März kommissarisch inne. Der Pastor, der erst im vergangenen Dezember in der die Pfarrei Liebfrauen eingeführt worden war, wurde von Bischof Overbeck auch vertretungsweise zum Stadtdechanten ernannt.
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Duisburgs Stadtdechant wurde vorerst von seinen Aufgaben freigestellt
Nachdem diese Zeitung Vorwürfe sexualisierter Grenzverletzungen öffentlich gemacht hatte, die in einem vom Bistum beauftragten Gutachten zu sexuellem Missbrauch aufgelistet waren, war Winkelmann auf eigenen Wunsch zunächst bis zum 30. Juni 2023 von seinen Aufgaben freigestellt worden (wir berichteten). In einem Schreiben an seine Gemeinde hatte der Pfarrer betont: „Es geht ausdrücklich nicht um sexuellen Missbrauch.“
Sexualisierte Grenzverletzung- Weitere Hinweise in DuisburgUnter anderem soll er Messdiener an Oberschenkel und Hüfte berührt, emotionale Briefe und Textnachrichten mit sexuellen Andeutungen verschickt, zweideutige Anspielungen im Gespräch gemacht haben. Die Vorfälle aus den Jahren 2013 und 2021 führen die Gutachter als Beispiel dafür an, wie Verantwortliche im Bistum mit Problemsituationen umgehen, wo sie versagt haben und wie es besser laufen müsste.
Roland Winkelmann: „Bitte für mein Verhalten ausdrücklich um Entschuldigung“
„Ich bedaure, dass ich durch mein Verhalten Enttäuschungen und Irritationen verursacht habe“, erklärte Roland Winkelmann nach der Entscheidung des Bischofs. „Ich bitte dafür ausdrücklich um Entschuldigung.“ Auch er selbst sei nach persönlicher Reflexion und Auseinandersetzung zu der Gewissheit gelangt, „dass eine Rückkehr in meine bisherigen Aufgaben in Duisburg weder für die Menschen in der Stadtkirche, noch in der Pfarrei St. Judas Thaddäus gut wäre.“
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Nachdem die Staatsanwaltschaft bereits im Februar dieses Jahres das Ermittlungsverfahren gegen den 59-jährigen Geistlichen eingestellt hatte, habe nun die Glaubenskongregation in Rom bestätigt, dass auch aus kirchenrechtlicher Sicht kein Straftatbestand vorliege, berichtet der Bistumssprecher. Allerdings habe sie Bischof Overbeck empfohlen, gegenüber Roland Winkelmann einen Verweis auszusprechen.
Bischof: Pfarrer soll sich „einem persönlichen Klärungsprozess unterziehen“
„Dies hat Bischof Overbeck inzwischen auch getan und Pfarrer Winkelmann angewiesen, sich einem persönlichen Klärungsprozess zu unterziehen, um für die Zukunft grenzverletzende Verhaltensweisen auszuschließen“, so der Bistumssprecher Lota. Wie es nun weitergeht mit dem ehemaligen Stadtdechanten, ist derweil noch ungewiss. „Die Personalverantwortlichen werden beraten und entscheiden, welche Aufgaben Roland Winkelmann künftig übernehmen kann“, heißt es dazu aus Essen.
>> FORSCHER: ZUM SCHUTZ DER INSTITUTION UND DES TÄTERS AGIERT
- Die Verfasser der Studie zum Umgang mit sexuellem Missbrauch im Bistum Essen stellen fest, dass die handelnden Personen beim Umgang mit den Hinweisen gegen Pfarrer Roland Winkelmann dem „alten Reflex“ gehorcht und zum Schutz der Institution und des Täters agiert hätten.
- Sie hätten dabei „auf das alte Muster der Bagatellisierung von Meldungen“ zurückgegriffen und erst wieder reagiert, „wenn externe Autoritäten ins Spiel gebracht werden“.
- Die Studie kann nachgelesen werden auf der Webseite des Bistums Essen.