Duisburg. Das Missbrauchgutachten des Bistums Essen behandelt auch einen Duisburger Fall. Dass erst nach medialem Druck etwas passiert, sagt viel aus.
Der vorläufige Rücktritt des Stadtdechanten Roland Winkelmann setzt ein Ausrufezeichen hinter einen unrühmlichen Umgang mit Vorwürfen zu sexualisiertem Machtmissbrauch in der Katholischen Kirche. Der Fall ist ein Paradebeispiel für die vielfach beklagten Mängel im Umgang mit sexuellem Missbrauch.
Die ersten Beschwerden über den Pfarrer gab es 2013 und hatten im Bistum und den Pfarreien laut Gutachten kaum Konsequenzen. Durch die neuerlichen Vorwürfe fällt das den Verantwortlichen jetzt auf die Füße – allerdings erst auf Druck von außen: Durch eine „drohende“ Berichterstattung, die sich mit unserer Recherche-Anfrage andeutete, ist in Duisburg Bewegung in das Thema gekommen. Der Pfarrer setzt auf die Flucht nach vorn.
Verhalten maximal unangemessen
Die Folgen scheinen für ihn schon jetzt erheblich. Ein vorläufiger Vertreter ist bereits benannt, wie es für ihn nach der Beurlaubung weitergeht, ist offen. Wie mag es jenen jungen Männern gehen, die das Verhalten meldeten und so lange ignoriert wurden?
Die Bewertung des Falls Winkelmann ist eine Gratwanderung, weil es weder kirchen- noch strafrechtliche Konsequenzen gab. Im Vergleich zu anderen, schrecklichen Fällen aus dem Gutachten wirkt sein Verhalten höchst unangemessen, dieses Amtes nicht würdig.
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Aber für Menschen, die mit Kindern und Jugendlichen zu tun haben, Gottesmenschen zumal, gilt eine andere Fallhöhe. Sie müssen sich an moralischen Maßstäben messen lassen. Die meisten von ihnen haben das Vertrauen, das ihnen geschenkt wird, verdient. Bereits bei dem leisesten Verdacht müssen daher Mechanismen greifen, die allen Seiten Gehör verschaffen, Transparenz herstellen. Nicht zuletzt für jene, die sich vielleicht nicht wehren können, wenn ihre persönlichen Grenzen durch eine Autoritätsperson verletzt werden.
Die Gemeinden im Süden, die vier Pfarreien des Bistums Essen insgesamt, wird dieser in Duisburg bislang einmalige Vorgang kräftig durchschütteln. Wenn danach eine neue, vertrauensvollere und für alle sichere Kirchenkultur entsteht, wäre zumindest etwas gewonnen.