Duisburg. Nach der Beurlaubung von Pfarrer Roland Winkelmann wird bekannt: In seiner Duisburger Pfarrei gab es weitere Hinweise – gegen andere Personen.
- In der Duisburger Pfarrei St. Judas Thaddäus gab es in der Vergangenheit weitere Vorwürfe zu sexualisierten Grenzüberschreitungen
- Diese richten sich allerdings nicht gegen den beurlaubten Pfarrer Roland Winkelmann
- 2014 wurden „sexuelle Übergriffigkeiten“ gegen einen Jugendlichen gemeldet
Über die aktuellen Vorwürfe gegen Pfarrer Roland Winkelmann hinaus hat es in der Pfarrei St. Judas Thaddäus in der Vergangenheit weitere Hinweise auf sexualisierte Grenzverletzungen gegeben. Dabei geht es allerdings nicht um Winkelmann.
Sexualisierte Grenzverletzung: Bistum Essen bestätigt weitere Meldungen aus Duisburg
Auf Anfrage dieser Zeitung bestätigt das Bistum Essen: Neben den Vorfällen um Winkelmann „hat es für die Pfarrei St. Judas Thaddäus zwei weitere Meldungen gegeben“, sagt dessen Sprecher Ulrich Lota.
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So seien 2014 „sexuelle Übergriffigkeiten gegen einen Jugendlichen“ gemeldet worden; beschuldigt wurde „eine ehrenamtlich tätige Person“. Laut Lota erhoben „im Laufe der Nachforschungen drei weitere Jugendliche Vorwürfe gegen dieselbe Person.“ Als Konsequenz sei Strafanzeige erstattet worden und „die Person von ihrem Ehrenamt ausgeschlossen“.
Ein Jahr zuvor hatte eine betroffene Person laut Lota außerdem Vorwürfe gegenüber einem anderen Priester erhoben. Dieser sei „mehrere Jahrzehnte zuvor in der Pfarrei tätig“ gewesen. Später habe „die betroffene Person allerdings festgestellt, dass der zunächst beschuldigte Priester nicht der Täter gewesen sein konnte“. Der Priester sei inzwischen verstorben; weitere Vorwürfe gegen ihn „lagen nicht vor“.
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Roland Winkelmann war Anfang März auf eigenen Wunsch als Pfarrer und Stadtdechant beurlaubt worden, nachdem Vorwürfe wegen sexualisierter Grenzverletzungen bekannt geworden waren. Unter anderem soll er Messdiener an Oberschenkel und Hüfte berührt, emotionale Briefe und Textnachrichten mit sexuellen Andeutungen verschickt, zweideutige Anspielungen im Gespräch gemacht haben.
Duisburger Pfarrer Winkelmann betont: „Es geht nicht um sexuellen Missbrauch“
Diese Vorwürfe listet das im Auftrag des Bistums Essen durchgeführte Gutachten zu sexuellem Missbrauch auf. In einem Schreiben an die Pfarrei St. Judas Thaddäus betont der Duisburger Pfarrer allerdings: „Es geht ausdrücklich nicht um sexuellen Missbrauch.“
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Die Vorwürfe gegen Winkelmann, der die Großpfarrei im Duisburger Süden seit 2009 leitet, stammen aus den Jahren 2013 und 2021. Konsequenzen gab es keine; wohl aber „dienstliche Anweisungen seitens der Diözese“, sagt Bistumssprecher Lota. Unter anderem sollte er sich nicht mehr alleine mit Jugendlichen treffen und nicht mehr an Jugendfreizeiten teilnehmen.
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Während die Autoren der Missbrauchsstudie schreiben, es sei „unklar“, ob diese Vorgaben je überprüft wurden, sagt Lota auf Anfrage der Redaktion: Winkelmann „hat sich nach 2013 unseres Wissens nach nicht mit Jugendlichen allein getroffen oder an Jugendfreizeiten teilgenommen.“
Bistum Essen: Voraussetzungen für Amtsenthebungsverfahren lagen nicht vor
Laut Bistum Essen wurde nach den erneuten Hinweisen auf grenzverletzendes Verhalten seitens Winkelmann 2021 „ein kirchenrechtliches Untersuchungsverfahren eingeleitet, um zu prüfen, ob die Voraussetzungen für ein Amtsenthebungsverfahren vorliegen.“ Das sei nicht der Fall gewesen. Das Bistum übergab den Fall außerdem der Staatsanwaltschaft Duisburg. Diese teilte Anfang 2023 mit, das Ermittlungsverfahren gegen Pfarrer Roland Winkelmann sei eingestellt worden.
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Das Bistum Essen teilt mit, man nehme „die kritischen Hinweise in der Studie zum Fall W. ernst“ und werde „den Verlauf dieses Vorgangs noch einmal intern selbstkritisch reflektieren“. Weitere Hinweise auf sexualisiertes Verhalten Winkelmanns über die Meldungen aus den Jahren 2013 und 2021 hinaus seien dem Bistum nicht bekannt.