Duisburg. Nach heiklen Vorwürfen gegen ihn ist der Duisburger Pfarrer Roland Winkelmann freigestellt. Er betont: „Es geht nicht um sexuellen Missbrauch.“

Nach der Freistellung von Stadtdechant Roland Winkelmann liegt inzwischen ein Schreiben vor, in dem der Pfarrer seine Pfarrei St. Judas Thaddäus über die vorübergehende Entbindung von seinen Ämtern informiert. Darin betont er: „Es geht ausdrücklich nicht um sexuellen Missbrauch.“

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Berührungen an Oberschenkel und Hüfte, emotionale Briefe mit sexuellen Andeutungen, zweideutige Anspielungen im Gespräch und per Textnachrichten – das sind Teile der Vorwürfe, die das im Auftrag des Bistums Essen durchgeführte Gutachten zu sexuellem Missbrauch auflistet. Pfarrer Winkelmann fasst das in seinem Schreiben so zusammen: „Meine Bitte um Freistellung steht im Zusammenhang mit Vorwürfen gegen mich, die mir ein grenzverletzendes Verhalten als Pfarrer zur Last legen.“

Missbrauchsgutachten nennt Fall aus Duisburg „sexualisierte Grenzverletzungen“

„Sexualisierte Grenzverletzungen“ nennt das Gutachten die Vorfälle. Sie waren am Freitag durch einen Bericht dieser Zeitung öffentlich geworden. Die Freistellung Winkelmanns erfolgt auf eigenen Wunsch; diesen äußerte er offenbar erst auf Rechercheanfragen dieser Zeitung hin.

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Die Vorwürfe gegen seine Person „werden von den Verantwortlichen im Bistum Essen wie auch von mir selbst sehr ernstgenommen“, betont Winkelmann in seinem Informationsschreiben an die Pfarrei St. Judas Thaddäus. „Ich will und werde mich mit dieser Anfrage an mein Verhalten auseinandersetzen.“

Pfarrer Winkelmann war ein Ansprechpartner für sexuellen Missbrauch

Auf der Internetseite der Pfarrei St. Judas Thaddäus wurde Pfarrer Roland Winkelmann noch bis vor kurzem als einer der Ansprechpartner für den Fall sexueller Übergriffe aufgeführt: Der Hilfesuchende könne sich entweder wenden an „unabhängige Ansprechpersonen des Bistums Essen“ oder im Buchholzer Pfarrbüro anrufen. Von dort werde die Meldung „unmittelbar an die verantwortliche Instanz weitergegeben“. Ein Gremium aus drei Personen berate „die weiteren Schritte“ und leite diese entsprechend ein.

St. Judas Thaddäus ist die Heimatkirche von Duisburgs Pfarrer und Stadtdechant Roland Winkelmann.
St. Judas Thaddäus ist die Heimatkirche von Duisburgs Pfarrer und Stadtdechant Roland Winkelmann. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Eines der drei Mitglieder war offenbar Pfarrer Winkelmann – auf der Homepage steht sein Name in diesem Zusammenhang nicht mehr; über eine Google-Suche war er am Montagvormittag weiterhin sichtbar.

Schutzkonzept gegen sexualisierte Gewalt: Pfarrer Winkelmann an Erstellung beteiligt

2016 gab sich die Pfarrei St. Judas Thaddäus ein Schutzkonzept mit dem Ziel, Kinder und Jugendliche vor sexualisierter Gewalt und Missbrauch zu schützen. Darin heißt es: „Besonders im Umgang mit Kindern und Jugendlichen [...] legen wir Wert auf eine respektvolle verbale und nonverbale Kommunikation. Wir achten die Person des Kindes und Jugendlichen, verzichten auf Beleidigungen, Herabsetzungen, Deutlichmachen und Ausspielen von Machtgefällen und schützen vor vorsätzlicher Überforderung.“

Auch für körperlichen Kontakt sind im Schutzkonzept Regeln festgeschrieben: „Bei Körperkontakten achten wir auf Angemessenheit, gegenseitiges Einvernehmen und Akzeptanz.“ An der Erstellung des Schutzkonzepts war unter anderem Roland Winkelmann beteiligt. Die Vorwürfe gegen ihn stammen aus den Jahren 2013 und 2021.

Aktuell äußert er sich nicht dazu, im Informationsschreiben an seine Gemeindemitglieder begründet er das damit, dass „die Bearbeitung im Bistum Essen noch nicht abgeschlossen ist.“

>> PFARRER WINKELMANN FREIGESTELLT: VERTRETUNG FÜR ST. JUDAS THADDÄUS

  • Die Freistellung von Pfarrer Winkelmann ist zunächst bis zum 30. Juni befristet. Bis dahin übernimmt Andreas Brocke, Pfarrer der Innenstadtpfarrei Liebfrauen, die Leitung der Pfarrei St. Judas Thaddäus.
  • Aus dem Gemeindebüro St. Judas Thaddäus sagt Kerstin Peters auf Anfrage zu weiteren Angelegenheiten: „Bitte haben Sie Verständnis, dass ich zu Terminen jetzt nichts sagen möchte und kann. Ich bin mir aber sicher, dass alle Termine eingehalten werden können.“