Duisburg. Der Tag nach dem blutigen Angriff im Fitnesscenter in der Zusammenfassung: Das ist am Mittwochabend über die Tat, Täter und Verletzte bekannt.
Während der blutige Angriff im Fitnesscenter Duisburg Dauerpräsenz in den Fernsehnachrichten und den bundesweiten Online-Schlagzeilen beschert, erinnert am Tatort am Mittwochmorgen kaum noch etwas an den spektakulären wie chaotischen Großeinsatz vom Vorabend: Am John-Reed-Fitnesscenter in der Altstadt steht ein einzelner Streifenwagen, das Studio ist zu. Außen klebt ein Siegel der Kripo. Ein Zettel informiert, dass mit Freiheitsstrafen rechnen muss, wer das Siegel entfernt. Ein, zwei Stunden später rückt erneut die Spurensicherung an – wie am Vorabend das SEK mit einem Großaufgebot. Zu diesem Zeitpunkt schwebt ein Opfer des Angriffs noch immer in akuter Lebensgefahr, und der Täter ist weiter auf der Flucht.
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Am späten Dienstagabend erst hatte die Polizei bekannt gegeben, dass bei der Attacke gegen 17.40 Uhr vier Besucher des Studios schwer verletzt worden waren, drei von ihnen sogar lebensgefährlich. Die Verletzten sind 21, 24, 24 und 32 Jahre alt, deutsche Staatsangehörige. Sie wurden in unterschiedlichen Krankenhäusern notoperiert, zwei sind am Morgen danach außer Lebensgefahr. Sie bleiben jedoch eingeschränkt vernehmungsfähig.
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Staatsanwältin Jill Mc Culler berichtet am Mittwochnachmittag, dass das jüngste Opfer, ein Mann, dagegen weiter in akuter Lebensgefahr schwebe. Er sei schon einmal operiert worden, eine weitere OP werde derzeit erwogen. Der 21-Jährige habe Verletzungen im Oberkörperbereich, lebenswichtige Organe seien betroffen. Die Tatwaffe – sie wird auch noch gesucht – war laut Polizei eine „Hieb- oder Stichwaffe“. Nach Informationen unserer Redaktionen setzte der Täter ein Messer und eine Machete ein.
80 Gäste trainierten zur Tatzeit im Fitnesscenter
„Wir gehen davon aus, dass wir es mit einem Täter zu tun haben“, antwortet Polizeisprecher Stefan Hausch am Nachmittag zur Frage nach einem zweiten, möglicherweise ebenfalls flüchtigen Täter.
Während des Angriffs waren etwa 80 Gäste im Studio. Zeugen beschreiben den flüchtigen Mann als etwa 30 Jahre alt und ungefähr 1,80 Meter groß. Er soll laut Polizei „ein südländisches Erscheinungsbild“ und einen schwarzen Vollbart haben. Er habe einen dunklen Pullover, eine dunkle Hose und eine schwarze Kappe mit nach vorne gedrehtem Schirm getragen. Er sei zu Fuß in unbekannte Richtung geflüchtet, so Hausch. Auch am Tag nach der Bluttat können die Fahnder keine Festnahme vermelden, der Verdächtige konnte auch noch nicht identifiziert werden.
Die Hintergründe zu Tathergang und -motiv sind zudem weiter ungeklärt. Es sei schwer, die Abläufe zu rekonstruieren, weil es in dem Fitnessstudio keine Überwachungskameras gebe, so Staatsanwältin Mc Culler.
Wie sie bestätigt Polizeisprecher Stefan Hausch: Die Ermittler sehen keine Merkmale einer Amoktat. Es gebe zurzeit auch keine Anzeichen dafür, dass die Tat in einem Zusammenhang mit Clan-, Rocker- oder Mafia-Kriminalität steht. Die Mordkommission habe außerdem „keine Anhaltspunkte“ für einen Zusammenhang mit dem Tötungsdelikt in der Nachbarschaft vor wenigen Tagen. In der Nacht auf Ostermontag war ein 35-Jähriger mit vielen Messerstichen getötet worden.
Belastbare Erkenntnisse gebe es noch nicht, aber die kriminalistische Erfahrung sage ihr, dass eines der Opfer im Studio Ziel des Angriffs gewesen sei und die anderen drei eher zufällig in Mitleidenschaft gezogen wurden, erklärt die Staatsanwältin. Wer aber das Hauptziel sei, könne sie noch nicht sagen. Offen sei auch, ob der Täter Mitglied in dem Fitnessstudio war oder sich anderweitig Zutritt verschafft hat, so Mc Culler. Die Spurensicherung habe „umfassend den Tatortbereich gesichert, also die Männer-Umkleide und den Duschbereich“. Man hoffe, DNA oder Fingerabdrücke des Täters zu finden. Wann das Fitnessstudio wieder geöffnet werden könne, sei noch offen.