Nach Bluttat im John Reed: So reagieren Altstadt-Anwohner
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Duisburg. Zwischen Zuversicht und Ironie: Nachbarn und Geschäftsleute äußern sich am Tag nach der Attacke im Fitnessstudio John Reed in Duisburg.
Die Altstadt am Tag nach dem blutigen Angriff im Fitnessstudio John Reed, bei dem vier Männer verletzt wurden: Bis auf ein Polizeiauto erinnert nichts an die Tat. Wo am Dienstag ad hoc eine polizeiliche Anlaufstelle für Zeugen des Angriffs eingerichtet wurde, ist am Mittwoch wieder normaler Geschäftsbetrieb: Am Duisburger Knüllermarkt werden die Holzwagen mit Trockenblumen und Solarsteckern, Dekosachen und Vasen vor die Tür geschoben. Äußern will sich keine der Mitarbeiterinnen, „man weiß ja auch nichts“.
Mutter und Tochter, die Arm in Arm vorbei schlendern, finden die Ereignisse in der Altstadt zwar „schrecklich“, von einem Einkaufsbummel wollen sie sich trotzdem nicht abhalten lassen. „Ich hab nur heute frei“, sagt die Jüngere bestimmt.
Nach den Angriffen „könnten die Menschen Angst haben“
Sebastian Dobritzsch holt sich sein Frühstück im Café Teos. Der Düsseldorfer Strafverteidiger hat seine Kanzlei in Wurfweite vom Fitnessstudio. Berufsbedingt „schocken mich solche Ereignisse nicht“, sagt er. Am Vortag hatte er lediglich beobachtet, dass die Polizei viele Zeugen festhielt, um sie vernehmen zu können.
Ex-Schalke-Fußballer Salih Altin vom Café Teos sorgt sich ein bisschen um sein Geschäft in den kommenden Wochen: „Nach dem tödlichen Angriff auf einen 35-Jährigen an Ostern haben wir gar nichts gemerkt, aber jetzt könnte es schon sein, dass die Menschen Angst haben, in die Altstadt zu kommen. Die Täter sind ja noch nicht geschnappt.“
Der Tatort an der Klosterstraße ist zwei Wochen nach der Attacke mit zahlreichen Messerstichen nicht mehr als solcher zu erkennen. Zwei Männer, die für die Stadt arbeiten, laufen dort lang und warnen sich vor der Gefahr, hinterrücks überfallen zu werden. Es ist als Scherz gemeint. Die Ereignisse seien natürlich ein Thema, „aber wir wollen uns nicht verrückt machen, sonst würden wir ja nur noch mit Angst durch Duisburg gehen“.
Friseur fordert Kameras für mehr Sicherheit in der Altstadt
Gegenüber vom Knüllermarkt hat erst vor zwei Wochen ein Friseursalon aufgemacht, „wir haben also gleich den besten Eindruck von der Lage“, sagt Ibo Abdullah, der das Geschäft für seine Tante leitet und ein bisschen zerknirscht guckt. Der Standort sei bewusst gewählt worden, „wir wollen versuchen, die Straße zu beleben“. Abdullah ist deshalb noch vorsichtig optimistisch, „aber wenn das jetzt öfter passiert, ziehen wir uns hier wieder raus“. Er bedauert, dass die Altstadt nicht ausreichend gesichert sei, dafür brauche es Kameras, „nicht nur die vom Knüllermarkt, sondern städtische“, fordert er.
SEK-Einsatz bei John Reed in Duisburg
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Busse und Bahnen fahren am Mittwoch wieder regulär – am Abend zuvor hatte die Straßenbahn 901 die Haltestelle Duisburg Rathaus noch ungebremst passiert. Die Busse 929 und 933 fuhren eine Umleitung über den Innenhafen.
Ein Pärchen lässt sich von den Fernsehteams am Morgen danach nicht stören. Im Rathausbogen lässt es sich im Sonnenschein allen schlechten Nachrichten zum Trotz gut knutschen.
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