Duisburg. Zwei Freundinnen trainierten im Duisburger Fitnessstudio, als es zum Messerangriff kam. So erlebten sie die Evakuierung und den Polizeieinsatz.
Sie will mit ihrer Freundin Tabitha nur ihr Training absolvieren. So, wie es Kerstin Bachertz regelmäßig bei John Reed in Duisburg macht. An diesem Dienstag gegen 17 Uhr stehen Beinübungen auf dem Sportplan der 24-Jährigen. Ihre Matten liegen bereit, doch dann kommt es plötzlich anders.
„Es ist ein Notfall! Bitte alle das Gebäude verlassen!“, schallt es durch die Lautsprecher. Zu diesem Zeitpunkt wissen die Duisburgerinnen noch nicht, dass es in dem Fitnessstudio in der Altstadt zu einem blutigen Angriff mit lebensgefährlich verletzten Menschen gekommen ist. „Man rechnet nicht damit, dass so etwas passiert“, sagt Kerstin Bachertz.
Angriff im Fitnessstudio: Mitglieder berichten von Blutspuren auf dem Boden
Zum Zeitpunkt der Evakuierung vermutet sie noch einen Feueralarm. Von der Trainingsfläche auf der untersten Etage des Studios geht sie mit ihrer Freundin die Treppen hoch, kommt so zum Ausgang und zur Rezeption. „In der Lounge lag jemand auf dem Boden mit einem Ersthelfer“, berichtet die Duisburgerin.
„Er war blutüberströmt und auf dem Boden waren Blutfußspuren“, sagt ihre Freundin Tabitha. Sie glaubt kurzzeitig an einen Sportunfall, zweifelt dann aber schnell. „Ich habe noch nie so viel Blut gesehen. Er lag auf dem Boden, hatte die Füße angewinkelt, trug eine kurze Hose.“ Das Blut sei ihm die Beine heruntergelaufen.
Alles geht zu diesem Zeitpunkt sehr schnell. Kerstin Bachertz sei wie „in Schockstarre“ gewesen. Zwar anwesend, aber nicht mehr in der Lage, alles um sich herum wahrzunehmen. Von den Blutspuren auf dem Boden berichten ihr später die anderen Mitglieder des Fitnessstudios. „Ich habe nicht mehr auf Details geachtet.“
Evakuierung bei John Reed: „Alle haben die Ruhe bewahrt“
Zügig, so schildert es Kerstin Bachertz, und „sehr zivilisiert“ haben die Mitglieder in ihrer Sportkleidung das Studio verlassen. „Alle haben die Ruhe bewahrt“, lobt sie den Zusammenhalt der Sportler und Sportlerinnen. „Es war keine Panik“, sagt Tabitha. Alle privaten Gegenstände bleiben in den Schließfächern zurück und wurden auch am Mittwochvormittag noch nicht wieder ausgehändigt.
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Auf dem Weg nach draußen sollen ihnen die ersten Polizisten entgegengerannt sein. Auch Spezialkräfte mit Maschinenpistolen sind im Einsatz. „Alle raus, bringt euch in Sicherheit“, sollen die Einsatzkräfte geschrien haben. Der Bereich um das Fitnessstudio wird mit Flatterband abgesperrt. Dann kreist auch ein Helikopter über dem Studio und über der Innenstadt. „Es waren sehr viele Einsatzkräfte vor Ort“, lobt Tabitha.
„Unsere Personalien wurden aufgenommen. Wir wurden gefragt, was wir gesehen haben“, erzählt Kerstin Bachertz über den Polizeieinsatz, der unzählige Schaulustige angezogen hat. Nach mehr als zwei Stunden können die Freundinnen den abgesperrten Bereich verlassen.
„Es ist immer noch nicht greifbar“, sagt Kerstin Bachertz über das Erlebte. „Wir hatten einfach einen unglaublichen Schutzengel. So wie alle, die nicht angegriffen wurden“, sagt sie und spricht den Verletzten und deren Familien ihre Anteilnahme aus.