Duisburg. Galeria betreibt in Duisburg zwei Kaufhäuser – doch die Filialen trennen Welten. Was gegen und für einen Fortbestand beider Häuser spricht.

Die Entscheidung über die Zukunft naht: In dieser Woche könnte feststehen, welche Standorte der Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof bestehen bleiben. Bis zu 90 der 131 Warenhäuser stehen auf der Kippe. Im laufenden Schutzschirmverfahren steht Duisburg dabei im Fokus, denn in der Rhein-Ruhr-Stadt gibt es noch zwei Filialen in unmittelbarer Nähe.

500 Meter sind es von Galeria an der Düsseldorfer Straße 32 bis zum Standort im Forum. Doppelstandorte, die durch die Fusion von Karstadt und Kaufhof entstanden, stünden unter besonderer Beobachtung, heißt es. Doch es ist nicht nur die Entfernung, die an einem Fortbestand der beiden Warenhäuser in Duisburg zweifeln lässt. 714 Schritte liegen zwischen den beiden Filialen, doch sie trennen Welten.

Galeria in Duisburg: Wie geht es mit den Warenhäusern weiter?

Wer mit offenen Augen durch das Warenhaus an der Düsseldorfer Straße läuft, dem fallen sofort Unterschiede auf: Die Kundenfrequenz ist geringer als am Standort im Forum, der Investitionsstau ist augenscheinlich. Das Restaurant im Obergeschoss ist geschlossen. Dicht ist auch der Edeka-Markt im Untergeschoss, der bis zum 15. November für Mieteinnahmen gesorgt hat.

[Duisburg-Newsletter gratis abonnieren + Seiten für Duisburg: Stadtseite + Blaulicht-Artikel + MSV + Stadtteile: Nord I Süd I West + Themenseiten: Wohnen & Immobilien I Gastronomie I Zoo]

Es stellt sich auch die grundlegende Frage, ob Duisburg zwei Warenhäuser braucht. Zahlen lügen nicht – und könnten sie auch sprechen, die Antwort wäre wohl eindeutig: Der Kaufkraftzufluss in Duisburg ist deutlich unterhalb des Wertes vergleichbarer B-Städte in der Region, auch ein Vergleich der Passantenfrequenz zeigt die eher untergeordnete Rolle Duisburgs im Städtevergleich. Hinzu kommt eine deutlich unterhalb des bundesweiten Durchschnitts liegende Kaufkraftkennziffer.

Schließung oder nicht? Die Frage gab es schon 2020

Die nahende Entscheidung mag der Belegschaft wie ein Déjà-vu vorkommen, doch 2020 war es gerade noch einmal gut gegangen. Die Schließungswelle, die für 62 der 172 Geschäfte den Untergang bedeutete, schwappte an Duisburg vorbei. Beide Kaufhäuser blieben, die Jobs waren gerettet. Nun türmt sich die Welle erneut auf.

Experten waren seinerzeit durchaus überrascht, galt das 1958 errichtete Kaufhaus an der Düsseldorfer Straße schon bei dieser Entscheidung als renovierungsbedürftig und nur der Galeria-Standort im Forum und direkt an der Königstraße befindet sich in bester Innenstadtlage. Möglicherweise beeinflussten die Eigentumsverhältnisse an der Düsseldorfer Straße die Entscheidung und könnten erneut eine Rolle spielen.

Wie können Warenhäuser zukunftsfähig betrieben werden?

Unabhängig vom Ausgang steht für Doris Lewitzky fest, dass die Warenhäuser „dem Zeitgeist angepasst werden müssen“, so die Geschäftsführerin des Handelsverbands Niederrhein. Das Konzept Kaufhaus müsse neu gedacht werden – und das sei gerade an der Düsseldorfer Straße „von Investitionen getragen“.

Auch interessant

Die Frage über zukunftsfähige Konzepte ist eingebettet in eine Zeit, in der Online-Händler wie Amazon die Warenhaus-Idee schon längst perfektioniert haben und die Innenstädte noch die Formel für die Zukunft suchen. Galeria will sie in einer Regionalisierung gefunden haben, das Sortiment in den überlebenden Filialen soll stärker auf die lokalen Kundenbedürfnisse ausgerichtet werden.

Galeria im Forum: Auszug wäre „ein Schlag“

Im Einkaufszentrum Forum mag niemand an ein abruptes Ende glauben. „Galeria ist Ankermieter und wir wollen diesen behalten“, sagt Holger Höfner. Der Center-Manager blickt optimistisch auf die Entscheidung. „Rund um das Forum hat sich die Innenstadt konzentriert. Das Forum funktioniert“, sagt der Center-Manager, der selbst viele Jahre für Karstadt gearbeitet hat. In der Essener Zentrale soll man auch mit den Zahlen der Filiale zufrieden sein, heißt es.

Ein Auszug des Warenhauses wäre für das Forum „ein Schlag“, sagt Höfner, der nur wenige potenzielle Nachfolger sieht, die die gesamte Fläche bespielen können. Ein dann realistisches Szenario wäre die Aufteilung an mehrere Mieter, was Umbaumaßnahmen zur Folge hätte. So würden sich im sonst gut vermieteten Forum auch neue Mietmöglichkeiten ergeben.

Galeria an der Düsseldorfer Straße: Was Hoffnung macht

Und wie blickt man auf die nahende Entscheidung an der Düsseldorfer Straße? Ein Stimmungsbild ist schwierig. Eine Kontaktaufnahme mit dem Betriebsrat blieb mehrmals erfolglos. Doch die krisenerprobte Belegschaft zeigte sich auch 2020 kämpferisch. Und trotz der Mängel gibt es bei einem Rundgang im Warenhaus diese kleinen Momente, die Hoffnung auf einen Fortbestand wecken:

Zwei Warenhäuser- Duisburg reagiert auf die Galeria-Krise„Freuen Sie sich auf etwas Neues“, steht auf einem Sichtschutz im Untergeschoss, der die ehemalige Edeka-Filiale verdeckt. Gleich nebenan wird aktuell gewerkelt. Dort heißt es: „Hier entsteht Anfang 2023 ein Teppichcenter.“ Und wenn (noch) die Fantasie fehlt, könnte auch Gastronomie wieder einziehen. Zumindest wird nach einem neuen Betreiber der Fläche im Obergeschoss gesucht: „Diese Fläche kann gemietet werden“, heißt es auf einem Schild. Für die Verantwortlichen in Duisburg scheint klar zu sein: Hier geht es weiter.

>> GALERIA: GIBT ES MITTWOCH EINE ENTSCHEIDUNG?

  • Am Mittwoch trifft sich der Aufsichtsrat zu einer außerordentlichen Sitzung. Es wird erwartet, dass der Warenhauskonzern dem Gremium sein künftiges Geschäftsmodell vorstellen wird, mit dem das Unternehmen nach Abschluss des Insolvenzverfahrens wieder profitabel werden will.
  • Bis zum 31. Januar muss Sanierer Arndt Geiwitz im laufenden Schutzschirmverfahren dem Amtsgericht Essen einen Insolvenz- und Rettungsplan vorlegen. Der Essener Warenhauskonzern Galeria befindet sich zum zweiten Mal innerhalb von drei Jahren im Schutzschirmverfahren nach dem Insolvenzrecht.