Duisburg. MSV-Ikone Bernard Dietz führte Deutschland zum EM-Titel 1980. Im anschließenden Urlaub meldete sich eine Trainerlegende mit einer irren Offerte.

Die Welthauptstadt New York oder Walstedde im beschaulichen Münsterland? Vor dieser Entscheidung stand MSV-Legende Bernard „Ennatz“ Dietz im Sommer 1980 mit seiner Familie. Zu seinem 75. Geburtstag blickt der bodenständige Fußballer auf eine Episode zurück, von der viele Details bis heute noch nicht bekannt waren.

Am 19. Juni 1980 reckte Dietz den Europameisterschaftspokal in den Nachthimmel von Rom. Gerade hatte er die DFB-Elf mit Starspielern wie Karl-Heinz Rummenigge und Bernd Schuster als Kapitän zum EM-Titel geführt. Und das als Spieler des vergleichsweise kleinen MSV Duisburg. Der „grauen Maus“ aus dem Ruhrgebiet.

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Das kräftezehrende Turnier am Ende einer langen Saison und der Medienrummel hatten bei dem damals 32-Jährigen Spuren hinterlassen. Dietz wollte in den Urlaub und abschalten. Aber nicht nach Mallorca oder auf die Malediven – Bensersiel an der Nordseeküste war das Ziel. Familienurlaub in einem Ferienhaus ohne Telefon.

Hennes Weisweiler wollte Dietz nach New York lotsen

Doch auch in Ostfriesland konnte Familie Dietz dem Trubel in diesen Zeiten nicht ganz entfliehen. Ein Boulevardfotograf fotografierte die ersten Gehversuche von Tochter Nicole mit ihrem Papa auf dem Deich. Und nach einem Strandtag lag da plötzlich eine Notiz an der Tür des Ferienhauses. In einem nahe gelegenen Hotel würde um 18 Uhr ein wichtiges Gespräch auf den frischgebackenen Europameister warten.

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Also packte Dietz seine Lieben ein und verband das Nützliche mit dem dem Angenehmen: Im Hotel wurde gegessen, dann klingelte das Telefon. Am anderen Ende der Leitung meldete sich Hennes Weisweiler. Die Trainerikone arbeitete zu dieser Zeit für den Club Cosmos New York im fernen Amerika, für den unter anderem auch schon Pelé und Franz Beckenbauer aufgelaufen waren. Der neue Star im Team sollte nun der Nationalmannschaftskapitän werden.

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„Ich dachte erst, jemand will mich reinlegen“, erinnert sich Dietz. Als ihm klar wurde, dass es sich um ein ernsthaftes Angebot handelte, musste er schlucken. Doch „Ennatz“ widerstand dem Lockruf. Einerseits dachte er dabei an die Familie. Seine Frau und seine Kinder alleine in der riesigen Metropole und er auf weiten Auswärtsreisen? Für ihn undenkbar. Walstedde war doch ihr Zuhause.

MSV-Legende Bernard Dietz erinnert sich an den turbulenten Sommer 1980.
MSV-Legende Bernard Dietz erinnert sich an den turbulenten Sommer 1980. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann Funke Foto Services

Und: „Ich stand bei Trainer Friedhelm Wentzlaff und dem MSV im Wort. Wir wollten ja eine neue Mannschaft aufbauen“, so Dietz. Also entschied er sich – mal wieder – für die „Zebras“. Über das finanzielle Ausmaß der New-York-Offerte wurde am Telefon damals übrigens gar nicht gesprochen. Dafür hatte Dietz einem Wechsel zu schnell den Riegel vorgeschoben. Heute sagt er ohne Reue: „Mit dem Engagement hätte ich für mein Leben ausgesorgt gehabt.“