Duisburg. Vereinslegende Bernard Dietz leidet und hadert mit seinem MSV Duisburg. Warum es in ihm rumort und was er für die Zukunft vehement fordert.
In den Tagen vor seinem 75. Geburtstag wiederholt Vereinslegende Bernard „Ennatz“ Dietz auf seine Karriere angesprochen ihn wieder oft. Diesen einen Satz, der bei ihm so glaubhaft wie selbstverständlich klingt: „Der MSV Duisburg ist mein Verein.“ Doch dann wird schnell klar: In den vergangenen Wochen, Monaten und Jahren hat der Kapitän der Europameistermannschaft von 1980 viel gehadert und gelitten mit seinem Herzensverein.
Egal ob Bundesliga, 2. Bundesliga oder 3. Liga, eine Sache hat sich nicht verändert: Wenn die „Zebras“ ein Heimspiel haben, sitzt der wohl bekannteste und beliebteste Spieler des MSV im Stadion auf seinem Platz und schaut genau hin. „Ich bin dabei ganz still und ruhig“, betont Dietz. Und seine Ehefrau Petra bestätigt das.
Aber: In der Ikone rumort es mit Blick auf die sportliche Situation gewaltig. „Bei allem Respekt gegenüber diesen Vereinen – mir tut es im Herzen weh, wenn wir gegen den SC Verl, Bayreuth oder den SV Elversberg spielen. Der MSV gehört doch mindestens in die 2. Liga“, ist der 495-fache-Bundesligaspieler überzeugt. Er kennt es natürlich ganz anders: In Duellen wie dem Europapokal-Halbfinale gegen Borussia Mönchengladbach 1979 und dem DFB-Pokalfinale 1975 führte er sein Team als Spielführer auf den Platz.
MSV Duisburg: Dietz denkt bei seinem Wunsch auch an die Fans
Die Gegenwart sieht anders aus: Zwei Jahre in Folge rettete sich der MSV erst spät vor dem Absturz in die Viertklassigkeit. In der aktuellen Spielzeit bewegt sich der Traditionsverein im gesicherten Mittelfeld. Für Bernard Dietz, den hochverdienten Verteidiger, darf das kein Dauerzustand sein. Er fordert: „Der Verein darf sich nicht zu klein machen. Der MSV Duisburg muss in der 3. Liga immer den Aufstieg als Ziel haben und das auch nach außen hin so deutlich machen“, sagt „Ennatz“ klipp und klar. Es sei auch wichtig, den Fans ein solches Ziel anzubieten.
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Dass der Sprung nach oben momentan nicht in Reichweite erscheint, liegt nach Dietz Einschätzungen an Fehlern aus der Vergangenheit. Die Fluktuation bei den Spielern und Trainern sei zu groß gewesen. Es ist kein Geheimnis, dass Dietz gerade das Wirken des langjährigen Managers Ivica Grlic kritisch gesehen hat. Nach eigenen Angaben empfahl der Europameister ihm unter anderem 2014 den damals noch relativ unbekannten Trainer Erik ten Hag. Dietz hatte auf einer Geburtstagsfeier bereits Kontakt geknüpft. Die sportliche Führung soll den Vorschlag dann jedoch abgelehnt haben. Ihr Argument: „Erik ten Hag kenne die 3. Liga nicht.“ Der Niederländer trainiert mittlerweile den Weltclub Manchester United. Kurz vor seinem Rücktritt als MSV-Sportchef stritt Grlic ab, dass sich die Geschichte so zugetragen habe.
MSV-Legende schließt Amt beim MSV mittlerweile aus
Dietz ist zudem überzeugt, dass „sein“ Verein zu wenig auf den eigenen Nachwuchs setzt. Er verweist im Gespräch gerne auf Lukas Daschner. Der Offensivspieler wurde bei den „Zebras“ ausgebildet, startet nun beim FC St. Pauli durch. „Ist das eine bessere Adresse?“, fragt der ehemalige Weltklasseverteidiger. Eine wirkliche Chance hätten Spieler aus der eigenen Jugend beim MSV in den vergangenen Jahren aber zu selten erhalten.
In diese Kategorie fällt auch: Als der MSV Duisburg 2016 seine U23 – früher Amateurmannschaft – abmeldete, wollte die Vereinslegende diesen Schritt nicht mittragen. Dietz wurde nach eigenen Angaben sogar davon im Urlaub überrascht. Erzog sich daraufhin aus dem Vorstand zurück.
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Als aufmerksamer Zuschauer beobachtet er in den vergangenen Monaten allerdings positive Tendenzen. Ihm gefällt es, dass mit Caspar Jander ein Nachwuchsspieler ein wichtiger Baustein in der Elf von Trainer Torsten Ziegner ist. Hinzu kämen ja auch die regelmäßigen Einsätze von Julian Hettwer und Baran Moğultay. Wie bewertet er also die Arbeit von Ziegner und Sportchef Ralf Heskamp? „Die beiden machen wirklich eine ordentliche Arbeit“, lobt er. In diesem Zusammenhang wiederholt er noch einmal seine klare Forderung: Nun müsse der Schritt nach oben anvisiert werden, mit aller Macht.
Ob Dietz dabei beim MSV Duisburg noch einmal selber Verantwortung übernehmen würde? Auf diese Frage gibt er eine deutliche Antwort: „Die Zeit ist vorbei!“