Duisburg. Die Polizei Duisburg hat 2022 so viele Unfälle mit Verletzten gezählt wie seit Jahren nicht – und 43.410 Tempo- sowie 4472 Handy-Verstöße.

Auf Duisburgs innerstädtischen Straßen krachte es zuletzt wieder häufiger: Die Polizei hat im Vorjahr deutlich mehr Verkehrsunfälle als in den Corona-Jahren 2020 und 2021 aufgenommen. Die Zahl der Unfälle mit Personenschäden ist 2022 sogar im Vergleich zu den vor-pandemischen Jahren deutlich gestiegen. Es gab zudem mehr Tote und Verletzte als 2021.

Eine gute Nachricht aus dem Verkehrsbericht 2022, den das Präsidium am Mittwoch veröffentlicht hat: Bei Unfallfluchten mit Verletzten liege die „Aufklärungsquote auf Rekordniveau“, sagt Polizeisprecherin Julia Schindler zum Zahlenwerk der Direktion Verkehr (– welches Unfälle auf Autobahnen nicht berücksichtigt).

Laut Statistik wurden in Duisburg im Vorjahr im Schnitt täglich 49 Unfälle registriert – insgesamt 17.730. Das ist der zweithöchste Wert der vergangenen sechs Jahre (siehe Grafik). Die Zunahme liege überwiegend im Bereich der Unfälle mit Sachschäden (2021: 15.174; 2022: 15.855).

Allerdings stieg auch die Zahl der Unfälle mit Personenschäden deutlich: von 1247 auf 1504. Das ist ebenfalls ein Höchstwert der jüngeren Vergangenheit.

Duisburg 2022: 1791 Verletzte durch Verkehrsunfälle – darunter 164 Kinder

Die bittere Folge: 1791 Verletzte. „Das sind rund 22,4 Prozent mehr als im Vorjahr“, so Schindler. 203 Menschen seien schwer und 1583 leicht verletzt worden. Unter den Verletzten waren 164 Kinder (jünger als 14 Jahre) und 250 Senioren (ab 65). Die Zahl der verletzten Jugendlichen (14 bis 17) sank im Vergleich zum Vorjahr um rund acht Prozent auf 60.

Am häufigsten wurden Insassen von Autos verletzt (774), gefolgt von Rad- und Pedelec-Fahrenden (492) sowie Fußgängern (251) und Fahrern motorisierter Zweiräder (175). Außerdem wurden 62 Menschen im Zusammenhang mit E-Scooter-Unfällen leicht verletzt – fast dreimal so viele wie 2021 (22).

Polizeipräsident: „Maxime: Kein Verkehrstoter auf Duisburgs Straßen!“

Ein besonders trauriges Kapitel im Verkehrsbericht: Insgesamt kamen im innerörtlichen Duisburger Verkehr 2022 fünf Menschen ums Leben, darunter zwei Autofahrer, ein Radfahrer, ein Motorradfahrer und eine Fußgängerin (siehe Infobox). 2021 waren in Duisburg lediglich zwei Verkehrsunfalltote zu beklagen gewesen (2020: 4, 2018: 8, 2014: 7).

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Duisburgs Polizeipräsident Alexander Dierselhuis.
Duisburgs Polizeipräsident Alexander Dierselhuis. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Unfallursache Nummer eins: kein Sicherheitsabstand

Unfallursache Nummer eins: Zu geringe Abstände zu vorausfahrenden Fahrzeugen führten laut Verkehrsdirektion zu 2221 Unfällen. Zum Vergleich weitere erwiesene Unfallursachen:

– überhöhte Geschwindigkeit: 54,
– ignorierte Vorfahrtsregeln: 301,
– Alkohol am Steuer: 132 (2021: 85),
– Fahren unter Drogen-Einfluss: 33 (2021: 26).

43.410 Geschwindigkeits- und 4472 Handy-Verstöße

Die Polizistinnen und Polizisten haben 43.410 Geschwindigkeitsverstöße festgestellt. Zusätzlich wurden 1062 Blutproben genommen, weil Menschen alkoholisiert, unter Drogen- oder Medikamenteneinfluss Auto gefahren waren.

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Ein kurzer Blick aufs Handy, gefährdet ebenfalls das eigene Leben und dass anderer Verkehrsteilnehmer: 2022 schrieben Beamtinnen und Beamten in 4472 Fällen Anzeigen, weil Autofahrende (3104) sowie Radfahrende (1368) ihr Handy während der Fahrt nutzten.

Aufklärungsquote bei Verkehrsunfallfluchten erhöht

Eine ebenfalls erschreckende Statistik: Durchschnittlich rund elfmal pro Tag flüchteten Verursacher von Sachschäden. Insgesamt 3908 solcher Fälle zählte die Verkehrsdirektion (2021: 3631). Die Aufklärungsquote liege hier bei 40,3 Prozent.

Bei den Unfallfluchten mit Verletzten – das waren immerhin 159 Fälle – erreichten die Ermittler laut Sprecherin Schindler die beste Quote der vergangenen fünf Jahre: „In 65,4 Prozent der Fälle konnte die Polizei Duisburg Unfallflüchtige ermitteln.“ 2021 lag diese Aufklärungsquote bei 58,9 Prozent.

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Polizeipräsident Dierselhuis betont dazu: „Einen Unfall zu bauen, abzuhauen und verletzte Menschen zurückzulassen, ist rücksichtslos und kriminell! Umso erfreulicher ist es, dass wir bei Unfällen mit Verletzten, deutlich mehr als jede zweite Unfallflucht aufklären und Verantwortliche zur Rechenschaft ziehen konnten.“ Dahinter stecke „nicht nur akribische Ermittlungsarbeit, sondern auch der aufmerksame Blick der Bevölkerung“. Dierselhuis dankt Bürgerinnen und Bürgern, „die mit ihren Zeugenhinweisen die Arbeit der Polizei unterstützen“.

Verbotene Autorennen: 63 Anzeigen

Als Schwerpunkt der Polizeiarbeit bezeichnet das Präsidium „weiterhin den Kampf gegen Raser-, Poser- und illegale Tuning-Szene“. Zwölfmal kontrollierten Einsatzkräfte, schwerpunktmäßig und teilweise mit anderen Behörden, an bekannten Hotspots abends und nachts, unter anderem an der L1 in Marxloh und in Hamborn.

Gegen Raser, die durch ihre Fahrweise andere in Gefahr bringen, und gegen Poser, die Lärm und Müll verursachen, gehe die Polizei Duisburg „konsequent vor“: 63-mal schrieben die Einsatzkräfte Anzeigen wegen des Verdachtes eines verbotenen Autorennens, 27 auffällige Fahrzeuge sowie 21 Führerscheine wurden sichergestellt beziehungsweise beschlagnahmt.

Alexander Paffrath, Leiter der Direktion Verkehr bei der Polizei in Duisburg.
Alexander Paffrath, Leiter der Direktion Verkehr bei der Polizei in Duisburg. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

„Quietschende Reifen, aufheulende Motoren und das Kräftemessen auf der Straße dulden wir nicht“, sagt Polizeirat Alexander Paffrath, Leiter der Direktion Verkehr. Er kündigt an: „Wir werden auch 2023 unsere Null-Toleranz-Strategie fortführen und den Verkehrsrowdys ihren zweifelhaften Spaß an der Sache nehmen.“

>> TÖDLICHE VERKEHRSUNFÄLLE IN DUISBURG 2022

23. Februar, Buchholz: Eine Pkw-Fahrerin (40) übersah beim Wenden einen von hinten kommenden Kradfahrer (64) und erfasste ihn. Vier Tage später erlag dieser im Krankenhaus seinen Verletzungen.

6. März, Baerl: Ein Autofahrer (20) verlor aufgrund überhöhter Geschwindigkeit die Kontrolle über sein Fahrzeug und prallte gegen einen Baum. Er verstarb noch im Unfallauto.

17. Mai, Obermeiderich: Beim Rangieren auf einem öffentlich zugänglichen Betriebsgelände übersah ein Lkw-Fahrer (40) eine Fußgängerin (59). Am gleichen Abend verstarb diese im Krankenhaus.

28. Juni, Duissern: Ein 88 Jahre alter Autofahrer missachtete laut Polizei die Vorfahrt eines anderen Verkehrsteilnehmers und verstarb neun Tage später im Krankenhaus.

6. Juli, Dellviertel/Hochfeld: Ein 88 Jahre alter Fahrradfahrer übersah laut Polizei das Rotlichtsignal und kollidierte mit einer Straßenbahn. Drei Tage später erlag er in einem Krankenhaus seinen Verletzungen.

>> PRÄVENTION: SCHWERPUNKTKONTROLLEN UND VERKEHRSERZIEHUNG

  • Schwerpunktmäßig kontrollierte die Polizei auch Lkw und Schulbusse auf ihre Funktionstüchtigkeit und deren Fahrerinnen und Fahrer (Lenk- und Ruhezeiten, Alkohol oder Drogen am Steuer).
  • Zur Unfallprävention informiert die Verkehrsdirektion gezielt Radfahrer sowie in Kindergärten und Schulen.
  • Zur Verkehrserziehung setzen die Polizistinnen und Polizisten Handpuppe Eddi, das Erdmännchen, ein. Es sei 2022 auch bei Besuchen in Koranschulen und bei Flüchtlingskindern dabei gewesen. 2023 bekomme Eddi Verstärkung durch Handpuppe „Chilli“, einen blauen Affen.