Duisburg. Vier Menschen haben 2019 bei Unfällen in Duisburg ihr Leben verloren. Beim Blick in die Statistik macht ein Wert aus den 1950ern sprachlos.

Vier Menschen sind im Jahr 2019 bislang nach Verkehrsunfällen auf Duisburgs Straßen gestorben. Für Angehörige und Freunde ist jeder Fall ein Schock. Statistisch betrachtet ist der Wert verglichen mit den Wahnsinnszahlen aus den 50er-Jahren sehr gering. Ein Verkehrsexperte erklärt, warum heute deutlich weniger Menschen bei Unfällen sterben.

Der Wert aus dem Jahr 1956 macht nach heutigen Maßstäben sprachlos: 144 Menschen fielen damals in Duisburg Verkehrsunfällen zum Opfer. „Und das, obwohl viel weniger Autos als heute zugelassen waren“, ordnet Polizeisprecherin Stefanie Bersin ein.

Viele Unfalltote auf Duisburgs Straßen in den 1950ern

Warum war die Zahl der Unfallopfer 1956 und in den Folgejahren so hoch? „Es gab noch keine Anschnallpflicht oder Airbags“, erklärt Rolf Holz. Der 61 Jahre alte Polizeihauptkommissar ist seit 20 Jahren im Bereich Verkehrsprävention für die Duisburger Polizei aktiv.

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Der Gesetzgeber reagierte auf die vielen Unfalltoten in den Städten: Seit 1970 gilt in Deutschland die Anschnallpflicht für Fahrer und Beifahrer. 1976 wurde die Pflicht für alle Autoinsassen eingeführt.

Erst 1953 seit gibt es überhaupt eine Promillegrenze für Autofahrer. Dass diese damals bei 1,5 Promille Alkohol im Blut lag, ist heute (0,5 Prozent) unvorstellbar.

Bessere Ausstattung der Wagen schützt die Autofahrer

Die strengeren Gesetze zeigten auch in Duisburg langsam Wirkung. Mit 58 Toten bei 210.000 zugelassenen Autos war der Wert aber auch 1980 immer noch hoch. Heute sind in der Stadt etwa 229.000 Pkw gemeldet.

Experte Rolf Holz glaubt, dass vor allem die bessere Ausstattung der Autos die Zahl der Schwerverletzten und Toten nach Unfällen gesenkt hat. „ABS, Servolenkung und Airbags – die Wagen sind einfach sicherer geworden“, erklärt er.

In Duisburg passieren heute mehr Unfälle als noch im Jahr 1956 – die Auswirkungen seien laut Holz häufig einfach nicht mehr so dramatisch. Bei den Verkehrstoten handelt es sich dann zumeist um sogenannte schwache Verkehrsteilnehmer, also Fußgänger und Fahrradfahrer.

Das zeigen auch die Fälle aus dem Jahr 2019: Ein E-Bike-Fahrer starb im Februar wenige Tage nach einem Unfall in Wanheimerort im Krankenhaus. Ein 40-Jähriger verletzte sich im August bei einem Fahrradsturz in Hochfeld lebensgefährlich. Zweimal war eine unachtsam geöffnete Autotür die Unfallursache. An der Stadtgrenze starb ein 33 Jahre alter Radfahrer, weil ihn ein Autofahrer erwischte, der über eine rote Ampel gefahren war. Der vierte Unfalltote 2019 war ein Motorradfahrer, der im Mai in einer Kurve die Kontrolle verlor und unter einen Lkw-Anhänger rutschte.

Wie können schlimme Unfälle vermieden werden?

Wie können Autofahrer, Radfahrer und Fußgänger schlimme Unfälle vermeiden? Für Hauptkommissar Holz ist eine einfache Maxime wichtig: „Man sollte sich immer in die Rolle des jeweils anderen hineinversetzen. Der Autofahrer sollte also überlegen, wie würde ich als Fußgänger agieren. Die Radfahrer sollten nicht unbedingt auf ihr Recht pochen und im Zweifel besser Vorsicht walten lassen.“

Weltgedenktag der Straßenverkehrsopfer

Beim Weltgedenktag für Straßenverkehrsopfer wird am Sonntag auf die rund 1,2 Millionen Unfalltoten weltweit hingewiesen.

Die Duisburger Polizei leistet in diesem Bereich schon seit Jahren Präventionsarbeit. Polizisten halten Vorträge in Schulen, Kindergärten oder Altenheimen. Ein Teil der Präventionsarbeit ist auch der „Crash Kurs NRW“, bei dem Augenzeugen Schülern die drastischen Folgen der Unfälle schildern.