Duisburg. Schon wieder haben Kriminelle in Duisburg einen Geldautomaten gesprengt. Das Besondere: Danach gab es Festnahmen und überraschende Erkenntnisse.
- Geldautomat am 28.2. gegen 3 Uhr in Alt-Hamborn gesprengt
- Polizei nimmt nach Zeugen-Hinweisen zwei junge Duisburger fest
- Ein Verdächtiger (20) hat Bezug zu kriminellen Clans
Kriminelle haben in Duisburg erneut einen Geldautomaten gesprengt, diesmal in Alt-Hamborn. Die Besonderheiten nach dieser Automatensprengung in der Nacht auf Dienstag: Die Polizei konnte zwei Tatverdächtige festnehmen – und es sind keine niederländischen Staatsangehörigen. Einen der beiden Duisburger ordnen die Ermittler dem Milieu krimineller Clans zu.
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Wie Polizeisprecher Stefan Hausch am Dienstagmorgen berichtete, hatten die Täter die Explosion an der Jägerstraße 47 unweit des Hamborner Altmarktes gegen 3 Uhr ausgelöst. Sie zerstörten einen Automaten, den der Anbieter im Freien in die Außenwand eines Wohn- und Geschäftshauses eingebaut hatte. Der Automat wurde stark beschädigt; ob Geld erbeutet wurde, stehe noch nicht fest, so Hausch.
Automaten-Sprengung in Hamborn: Tatverdächtige sind Duisburger
Nach dem Knall alarmierten Besucher einer nahe gelegenen Teestube die Polizei. Sie gaben den herbeigeeilten Streifenwagen-Besatzungen darüber hinaus den Hinweis, dass zwei Verdächtige zu Fuß geflüchtet seien.
Die Beamten nahmen die Verfolgung auf und konnten kurze Zeit später einen 20- und einen 21-Jährigen in Tatortnähe festnehmen, im Treppenabgang eines Hinterhofes an der Richterstraße, so Hausch. „Die Verdächtigen führten eine Tasche mit, in der sich Sprengstoff befand.“
Etwas überraschend handelt es sich bei den jungen Männern nicht etwa um Kriminelle, die in den Niederlanden gemeldet sind. Stattdessen haben sie ihren Wohnsitz laut Polizeisprecher in Duisburg. Beide seien „polizeibekannt“, der 20-Jährige sei zudem „hiesigen Clanstrukturen zuzurechnen“.
Dies decke sich mit Erkenntnissen der spezialisierten „Staatsanwälte vor Ort“, bestätigte Melanie Anderhub, Pressesprecherin der Duisburger Staatsanwaltschaft. Über Haftanträge werde voraussichtlich am Mittwoch entschieden.
Durch die Explosion wurden zwar Fenster von Ladenlokalen beschädigt, die Statik des Wohn- und Geschäftshauses sei aber offenbar nicht beeinträchtigt, erläuterte Polizeisprecher Hausch: „Wir mussten keine Evakuierung durchführen.“
Am Dienstagmorgen noch sicherten Kriminaltechniker Spuren am Tatort und an den beiden festgenommenen Männern. Die Explosion sei durch Sprengstoff ausgelöst worden. In der Nacht war zuvor auch ein Entschärferteam des Landeskriminalamtes (LKA) aus Düsseldorf angerückt.
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Sind die Verdächtigen das Motorroller-Duo?
Es drängt sich nach der Festnahme die Frage auf, ob die Männer auch verantwortlich sind für weitere unaufgeklärte Geldautomaten-Sprengungen in Duisburg seit Oktober 2022. Bei drei Taten gab es auffällige Parallelen – die gibt es auch zum aktuellen Hamborner Fall: Die Täter sprengten Automaten im Norden der Stadt, sie kamen zu zweit und jeweils gegen 3 Uhr nachts. In drei Fällen war das Duo mit einem Motorroller geflüchtet:
- Am 1. Dezember wurde die Targobank-Filiale an der Friedrich-Ebert-Straße 130 in Walsum-Aldenrade schwer beschädigt – ein Webvideo zeigt die Flucht per Motorroller.
- Am 12. Oktober hatten zwei Männer einen Geldautomaten im Eingang der Post-Filiale an der Friedrich-Ebert-Straße in Aldenrade gesprengt.
- Am 3. Oktober war ein Automat in der Volksbank-Filiale an der Pollerbruchstraße in Röttgersbach gesprengt worden.
Die Polizei prüfe, ob zwischen diesen bislang unaufgeklärten Taten ein Zusammenhang besteht – und nun auch, ob die beiden Verdächtigen damit etwas zu tun haben könnten, bestätigt Polizeisprecher Hausch. Nach der Sprengung in Hamborn sei bislang zumindest kein Motorroller im Umfeld des Tatorts gefunden worden, so Hausch am Dienstagnachmittag.
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Die Fluchten mit dem Motorroller waren auffällig, weil untypisch für Geldautomaten-Sprengungen: Ermittler der LKA-Sonderkommission „Heat“ gehen davon aus, dass viele der Sprengungen in NRW auf das Konto der mehrere hundert Mann starken Bande marokkanischer Einwanderer aus den Niederlanden gehen. Diese flüchten meist mit hochmotorisierten Autos über Autobahnen.
KK 14 bittet um Hinweise und Handyaufnahmen
Das Kriminalkommissariat 14 bittet im aktuellen Hamborner Fall um Hinweise von Zeugen, die Angaben zum Tathergang machen können. Diese können sich telefonisch unter 0203 2800 melden.
Die Ermittler nutzen außerdem das Hinweisportal der Polizei NRW: Wer über sachdienliches Film- oder Videomaterial verfügt, möge dieses den Ermittlern über die Seite nrw.hinweisportal.de/2022051912_gaa_sprengung zur Verfügung stellen.