Duisburg. Nach Jahren mit dem Portal „Kita Place“ gleicht die Suche nach einem Platz für viele Duisburger Familien einer Lotterie. Was sich ändern soll.
Fast 20.000 Kindergartenplätze gibt es in Duisburg. Was viel klingt, ist noch zu wenig. Und an dem Programm „Kita Place“, über das die Stadt die Plätze verteilt, wird vielfach Kritik geübt. So auch bei der Familienkonferenz dieser Redaktion.
Hunderte Familien auf den Wartelisten der Kitas
„Bei uns stehen über 300 Familien auf der Warteliste“, sagt Silke Meyer, stellvertretende Leiterin der Stepke-Kita Am Rheinpark in Hochfeld. „Bei uns auch“, berichtet Dr. Marcel Fischell, Geschäftsführer des Evangelischen Bildungswerks. Sie schildern damit einen Teil des Problems: Das digitale Verteilsystem wird von klassischen Papierlisten in den einzelnen Kitas und bei Tageseltern unterwandert.
Eigentlich soll es so funktionieren: Eltern wählen bis zu acht Wunsch-Einrichtungen im „Kita Place“-Portal aus, bekommen bis Anfang April eine Zusage für das nächste Kindergartenjahr. Vergebene Plätze sollten von den Kita-Leitungen gemeldet, versorgte Bewerber dann auf der Warteliste des Jugendamtes gestrichen werden. „Wer Anfang April noch keinen Platz hat, kann sich direkt an uns wenden“, sagt Jugendamtsleiter Hinrich Köpcke.
Wegen der Betreuungszeiten ist Tagespflege für Berufstätige oft keine Alternative
Viele Eltern erleben beim Besuch ihrer Wunsch-Kitas, was Nataly Alva Vera schildert: „Überall hieß es: Die Plätze sind schon vergeben, es gibt lange Wartelisten.“ Die Mutter eines Zweijährigen aus Rumeln-Kaldenhausen sieht mittlerweile ihre Rückkehr in den Beruf gefährdet, ein Tagespflege-Platz in Rheinhausen ist eine schlechte Alternative: „Ich arbeite im Einzelhandel, dort müsste ich meinen Sohn spätestens um 14.30 Uhr abholen.“
Auch Katrin Susanna Schmidt berichtet, dass Sie ihr Kind seit zwei Jahren bei Kita Place angemeldet habe. „Auf eine Antwort warte ich bis heute.“ Um arbeiten zu können, chauffiert sie ihre Tochter jeden Morgen von Walsum aus nach Hochfeld in die Stepke-Kita. Hier bekam sie einen Platz, weil sie den Bericht über die nahende Eröffnung in der Zeitung gelesen hatte und sofort anrief.
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„Wir haben Engpässe“, räumt der Jugendamtsleiter ein. Hinrich Köpcke betont aber, dass die Stadt Fortschritte gemacht habe und immer mehr Gruppen anbieten könne. Bauvoranfragen für eine elfgruppige Kita laufen derzeit, wo sie entstehen soll, will er aber nicht verraten. Grundsätzlich gilt für ihn: „Jedes Kind hat einen Anspruch, daran arbeiten wir.“
Jugendamtsleiter: Plattform funktioniert trotz Schwächen „überwiegend gut“
Die Schwächen des „Kita Place“-Portals sind der Verwaltung bekannt. Die gebe es auch im Zusammenspiel von Einrichtungen und Plattform, erklärt Heike Wust, als Abteilungsleiterin im Jugendamt zuständig für 80 städtische Kitas, 470 Tagespflegestellen und 1300 Mitarbeitende. „Es gibt eine Zeitschiene für die Aufnahmen. Die Abstimmungen und Absprachen unter den Kitas funktionieren an einigen Stellen aber nicht.“ Bereits vergebene Plätze würden noch zu oft verspätet oder gar nicht im Portal gemeldet.
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Dennoch funktioniere die Plattform „überwiegend gut“, findet Amtsleiter Köpcke. Ein Update für Kita Place soll einige Schwächen des Programms beseitigen. Auch Marcel Fischell sieht das Online-System grundsätzlich positiv. „Es entlastet beim Kommunikationsaufwand.“ Zur Wahrheit gehört für ihn allerdings auch: „Selbst mit dem modernsten Vergabesystem lösen wir das Problem der fehlenden Plätze nicht.“
>>SO FUNKTIONIERT KITA PLACE
- Auf der Webseite https://kitaplatz.duisburg.de/ kann man sein Kind für acht von insgesamt 200 Duisburger Kindertageseinrichtungen vormerken.
- Die Plätze werden darüber aber nicht vergeben. Das übernehmen die Leitungen der Kitas. Die Einrichtungen und deren pädagogische Konzepte sollten Eltern sich vor der Wahl anschauen.
FAMILIENKONFERENZEN IN DUISBURG
Die Redaktion möchte junge Familien noch stärker als bisher in den Blick nehmen. Als erstes Projekt dazu haben wir uns entschlossen, Familienkonferenzen in Duisburg durchzuführen. Die erste stand unter dem Motto „Kita und Freizeit“. Kita-Eltern konnten sich bewerben und sagen, was sie bewegt.
2023 sind in Duisburg noch zwei weitere solcher Konferenzen mit folgenden Themenschwerpunkten geplant: „Grundschulen und Wohnen“ sowie „Weiterführende Schulen und Arbeitsmarkt“. Die Redaktion wird zu gegebener Zeit jeweils wieder zu Bewerbungen aufrufen.