Duisburg. Mit Lars Nennhaus ist der Generationswechsel im Duisburger Hafen-Vorstand abgeschlossen. Das sagt der neue Technik-Vorstand über seine Pläne.

Den ersten Kaffee des Tages nimmt er gern auf der Baustelle des Duisburg Gateway Terminals auf der Ruhrorter Kohleninsel. Kunststück – von seinem neuen Zuhause in Meiderich sind’s gerade zwei Minuten. Seit sechs Wochen ist Lars Nennhaus nun neuer Duisport-Vorstand für Technik und Betrieb. Auch die Hafenbehörde gehört zum Verantwortungsbereich des Nachfolgers von Thomas Schlipköther. Sein Anlauf war kurz: Viele Projekte, die jetzt umgesetzt werden, hat er als Leiter der Unternehmensentwicklung (2011 bis 2018) des Hafens noch selbst mit angeschoben.

[Nichts verpassen, was in Duisburg passiert: Hier für den täglichen Duisburg-Newsletter anmelden.]

Wie war die Rückkehr nach Duisburg?

Ich war noch weitgehend auf dem aktuellen Stand, konnte einige Wochen gemeinsam mit meinem Vorgänger verbringen und war viel draußen auf den Terminals und Baustellen. Das hat geholfen, mir ein umfassendes Bild zu machen.

„Beim Bau des DG-Terminals in Ruhrort sind wir im Zeitplan“

Auch interessant

Der Bau des DG-Terminals in Ruhrort ist das aktuell größte Bauprojekt. Wie geht’s voran?

Seit August wird gebaut, die Arbeit an den Kranbahnen laufen, wasserseitig erfolgt die Kampfmittelräumung für die Pfahlgründung. Parallel läuft der Bau des Gleisunterbaus. Wir sind im Zeitplan, im Juli wollen wir die neue Brücke zur Ölinsel einschwimmen, im September wird der erste Kran geliefert. Der erste Bauabschnitt soll im Herbst 2024 abgeschlossen sein. Die Verbindung zum DUSS-Terminal der Bahn stellen wir in den nächsten zwei Jahren her, auch die Anschlüsse an die Vorbahnhöfe wollen wir optimieren.

Der Umbau der Kohleninsel zum Duisburg Gateway Terminal (DGT) ist in vollem Gange. An der Spitze der Kohleninsel wird der Bau der Brücke vorbereitet, die bald die Verbindung zur Ölinsel schafft. Darüber wird der Lkw-Verkehr zur neuen Umgehungsstraße geführt.
Der Umbau der Kohleninsel zum Duisburg Gateway Terminal (DGT) ist in vollem Gange. An der Spitze der Kohleninsel wird der Bau der Brücke vorbereitet, die bald die Verbindung zur Ölinsel schafft. Darüber wird der Lkw-Verkehr zur neuen Umgehungsstraße geführt. © duisport

Wird nach dem Ausstieg der chinesischen Staatsreederei Cosco als Terminal-Gesellschafter Ersatz gesucht?

Es ist eine Option, die wir im Gesellschafterkreis diskutieren.

Was fehlt noch am Logport 6 in Walsum?

Die Arbeiten an der Umgehungsstraße laufen, seit Januar läuft die Instandsetzung des etwa drei Kilometer langen Zuführungsgleises. Maersk hat mit seinem Bau begonnen und wird, im nächsten Jahr in Betrieb gehen.

„Durch gestiegene Energiekosten ist deutlich mehr Druck auf dem Thema Photovoltaik“

Auch interessant

Welche Modernisierungen stehen im Logport 1 an?

Wir müssen mehr in die Substanz investieren. Bei den Kränen gibt es Bedarf, auch bei den Längs- und Querhallen an der Lissabonner Straße, die saniert und teilweise abgerissen und neu gebaut werden. Sie gehören zu den Ältesten in unserem Bestand. Auch Photovoltaik wird ein Thema sein. Da ist jetzt, auch bei der Beleuchtung, deutlich mehr Druck durch die gestiegenen Energiekosten.

Wir untersuchen jede Immobilie auf die Möglichkeit zur Nachrüstung. Die Zahl wird überschaubar sein, weil es bautechnisch nicht immer möglich oder sehr schwierig ist. Solarfolien an Fassaden testen wir ebenfalls. Auch kleine Schritte zur Klimaneutralität sind wichtig. Andere Dinge, wie die Modernisierung der Gleisinfrastruktur werden von außen wenig wahrgenommen. So werden wir eine der Hauptanschlussweichen, die entscheidend ist für den Bahnverkehr auf Logport 1, in diesem Jahr austauschen.

„Die Sanierung der Gaterwegbrücke ist eine Belastungsprobe für die Stadt“

Das leidige Thema Verkehr wird Sie beschäftigen.

Auch interessant

Die Verkehre werden zunehmen. Eine weitere Belastungsprobe kommt in diesem Jahr mit der Sanierung der Gaterwegbrücke auf Duisburg zu. Da müssen wir zusammen mit der Stadt zeigen, wie wir damit umgehen können. Wir erstellen gerade eine Verkehrsprognose und bereiten ein gemeinsames Konzept vor. Beim möglichen Weiterbau der Osttangente sind wir Teil der Diskussion. Dass wir Befürworter sind, ist kein Geheimnis. Auch über Alternativen werden wir sprechen. Klar ist für mich: Wenn wir wachsen und Verkehr verlagern wollen, müssen wir in Verkehrsinfrastruktur investieren. Was wir brauchen und planen, werden wir künftig besser öffentlich mit allen Beteiligten kommunizieren. Auch mit den Logistikern müssen wir vorankommen, um digitale Möglichkeiten der Verkehrslenkung besser zu nutzen.

Die Hallen an der Lissabonner Straße gehören zu den ältesten auf Logport 1. Sie werden nun entweder saniert oder abgerissen und neu gebaut.
Die Hallen an der Lissabonner Straße gehören zu den ältesten auf Logport 1. Sie werden nun entweder saniert oder abgerissen und neu gebaut. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

„Für die DIG soll es bei Zweck- und Straßenbauten bleiben“

Wie geht es weiter mit der DIG, der gemeinsamen Infrastrukturgesellschaft von Stadt und Hafen?

Bis jetzt läuft es positiv. Diese Konstellation ist selten, aber fruchtbar. Die Feuerwache 6 ist übergeben, am neuen Straßenverkehrsamt ist bald Richtfest. Weitere Projekte für das nächste Jahr werden wir bald besprechen. Wenn’s nach mir geht, bleibt es bei Zweck- und Straßenbauten. An Kultureinrichtungen werden wir uns nicht versuchen.

Wie geht es weiter mit den internationalen Projekten von Duisport Consult?

Eigentlich ähnlich wie in der Vergangenheit: Neben aktuell laufenden Projekten wie dem Logistik-Terminal im türkischen Kartepe (Izmit) werden wir bewerten, was wir angesichts der Herausforderungen in Duisburg bewältigen können und was auf unsere strategischen Interessen einzahlt. Es bieten sich viele Möglichkeiten, aber wir müssen nicht für jedes Land der Welt Hafen- und Logistik-Konzepte machen – mein Fokus liegt aktuell auf unserem Standort und der Region.

Auch interessant

Wie wichtig ist das Thema Wasserstoff?

Wir wollen einen entscheidenden Beitrag leisten, wenn es um Lagerung, Zwischenlagerung und Verteilung über den Wasserweg, Schiene oder Pipeline geht. Wir prüfen verschiedene Optionen und müssen am Puls der künftigen Verbraucher am Standort und der Region sein. Wir wollen uns da in einer Vorreiterrolle einbringen. Aber es gibt noch viele offene Fragen.

„Mit einer ‘Duisport Academy’ wollen wir sichtbarer werden für Bewerber“

Wie gewinnen Sie die Fachleute, die der Hafen benötigt?

Auch das ist ein Thema für den Vorstand. Wir denken über die Gründung einer „Duisport Academy“ nach. Wir wollen damit einerseits sichtbarer werden für Bewerber, anderseits selbst in die Qualifizierung investieren. Vieles, was wir machen, erfordert hohe Ingenieurskunst – das ist zu wenig bekannt. Ein anderes Beispiel: Kranfahrer ist kein Ausbildungsberuf. Wer diese Anlagen bedient, sollte ein umfassendes Verständnis von den komplexen Abläufen im Hafen und auf den Terminals haben. Das Gleiche gilt bei der Bahn in Bezug auf Lokführer und für die Binnenschifffahrt.

>> ZUR PERSON: LARS NENNHAUS

  • Der heute 47-Jährige hat Wirtschaftsingenieurwesen in Berlin studiert.
  • Das Pharmaunternehmen Schering war seine erste berufliche Station, in die Logistik stieg er dann bei der BUSS-Gruppe im Hamburger Hafen ein. Mit gerade 30 Jahren wurde er dort zu einem der jüngsten Geschäftsführer Technik/Betrieb im größten deutschen Seehafen.
  • Der erste Wechsel nach Duisburg folgte 2011, bei Duisport stieg Lars Nennhaus als Leiter Terminals & Operations ein, verantwortete dann die Unternehmensentwicklung und Strategie.
  • 2018 kehrte er nach Hamburg zurück, leitete dort bei dem international führenden Chemielogistiker Hoyer den Bereich Technical Services.
  • Für den Hafen-Manager ist Duisburg nicht nur Arbeits-, sondern auch Wohnort: Bis 2018 lebte er in Großenbaum, jetzt in Meiderich. Bald soll auch wieder Zeit sein, regelmäßig die Joggingschuhe anzuziehen, Musik und Theater sind weitere private Leidenschaften des neuen Duisport-Vorstands.