Duisburg. Durch das von Haniel initiierte Projekt UrbanZero soll Ruhrort der weltweit erste umweltneutrale Stadtteil werden. So können Bürger mitmachen.

Die Initiative „UrbanZero“ ist der weltweit erste Versuch, mit Ruhrort ein urbanes Quartier bis 2029 umweltneutral zu machen. Der Gründung einer Projektgesellschaft, in der neben Initiator Haniel auch Stadt, Gebag, Hafen und die Firma Greenzero organisiert sind, sollen bald erste konkrete Vorhaben folgen. „Es wird nur funktionieren, wenn es uns gelingt, die Bürger mitzunehmen“, waren sich die Partner bei der Vertragsunterzeichnung am Donnerstag einig.

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„Die Hauptsorge der alleinerziehenden Mutter in Ruhrort ist nicht die Umweltneutralität“, sagt Dirk Gratzel. Der Umwelt-Unternehmer, Bergmannssohn aus dem Essener Norden, weiß, wovon er spricht.

UrbanZero darf nicht nur den Hafen und die Firmen, sondern muss auch um die 6000 Menschen im Ortsteil erreichen, wenn es gilt, die „verrückte Idee“ zum Erfolg zu bringen, die Haniel-Chef Thomas Schmidt so beschreibt: „Wir wollen die Nachhaltigkeit, die seit drei Jahren Kern unserer Unternehmensstrategie ist, über unseren Campus hinaus in den Ortsteil tragen. Ich glaube, dass wir mit UrbanZero die Lebensqualität der Ruhrorter positiv beeinflussen können.“

Bürgerbüro für Information und Beratung soll bald an zentraler Stelle eröffnen

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Konkret bedeutet das: An zentraler Stelle im Ortsteil soll in Kürze ein Bürgerbüro angemietet werden als Anlaufstelle für die Bürger. „Wir hoffen, dass wir die Verhandlungen schnell abschließen können“, so Gebag-Prokuristin Beatrice Kamper.

Um Informationen zum Projekt und konkrete Beratung, etwa zur Reduzierung des Energieverbrauchs von Gebäuden, soll es da gehen. „Energieberater werden vor Ort sein“, kündigt Dirk Gratzel an. Wettbewerbe sollen die Ruhrorter motivieren, nachhaltig zu handeln, Gewohnheiten zu ändern. Bildungsprojekte in den Schulen zur Motivation der jungen Ruhrorter stehen in den Startlöchern.

Haniel plant für Mitte 2023 ein Quartiersfest für die Ruhrorter

Eine Info-Veranstaltung für die Multiplikatoren und Bürgervereine im Stadtteil soll es im November geben. „Für Mitte 2023 planen wir ein Quartiersfest“, kündigt Jutta Stolle an. Die Arbeit an weiteren Teilprojekten habe im Hintergrund längst begonnen, berichtet die Haniel-Direktorin für gesellschaftliches Engagement. Die Initiatoren tüfteln etwa an Konzepten, die Menschen motivieren können, Energie zu sparen, obwohl ihre Kosten vom Jobcenter übernommen werden. Mit Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) wurde darüber gesprochen. „Um diese Bürger dafür zu belohnen, müssten Bundesgesetze geändert werden“, erklärt Stolle, „wir hoffen, dass wir in Ruhrort einen Pilotversuch machen können.“

Ökologen und Biologen ermitteln die Umweltwirkungen des Hafenstadtteils

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Bilanzieren, reduzieren, kompensieren – drei Schlagworte beschreiben den Weg zum großen Ziel. Auch hier hat die Arbeit, finanziert von Haniel, bereits begonnen. Von Greenzero beauftragte Ökologen, Landschaftsökologen und Biologen ermitteln die Umweltwirkungen des Hafenstadtteils. Diese werden anschließend nach einem wissenschaftlich standardisierten Verfahren in sogenannte Umweltkosten umgerechnet. Sie liefern die Basis für die Reduzierung.

Der Duisburger Hafen will seinen Beitrag zum weltweit ersten umweltneutralen Stadtteil Ruhrort leisten und dazu zum Beispiel das DG-Terminal der Kohleninsel klimaneutral betreiben.
Der Duisburger Hafen will seinen Beitrag zum weltweit ersten umweltneutralen Stadtteil Ruhrort leisten und dazu zum Beispiel das DG-Terminal der Kohleninsel klimaneutral betreiben. © FUNKE Foto Services | Hans Blossey

Erste Berechnungen zeigen: Die Emissionen aus den Bereichen Transport, Energie und Abfall belaufen sich auf 53.000 Tonnen Schwefeldioxid pro Jahr – macht Umweltkosten von sechs Millionen Euro. „Derzeit gehen wir davon aus, dass die Umweltkosten für Ruhrort einen jährlichen Millionen-Eurobetrag erreichen“, prognostiziert Dirk Gratzel.

Dirk Gratzel: 2029 wird schlagartig abgerechnet

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Die Partner planen ihre Beiträge: Die Gebag mit Sanierungen im Bestand ihrer rund 350 Wohnungen, der Hafen das DG-Terminal der Kohleninsel mit klimaneutralem Betrieb und weiteren Emissionsreduzierungen über das Projekt „Enerport“, die Stadt will Mobilitätskonzepte beisteuern, Wärmegewinnung aus Abwasser könnte eine vielversprechende Idee sein. Die Zeit drängt und ist nicht lang bis 2029, sagt Dirk Gratzel: „Dann wird schlagartig abgerechnet.“

ERFAHRUNG DER „INNOVATION CITY“ NUTZEN

  • Um Ruhrort umweltneutral zu machen, muss UrbanZero das Rad nicht völlig neu erfinden. Profitieren kann das Projekt von der InnovationCity Ruhr in Bottrop.
  • Ziel der „Klimastadt der Zukunft“ ist es seit 2010, die Kohlendioxid-Emissionen in einem industriell geprägten Stadtquartier zu halbieren. Beteiligt ist auch Dirk Gratzel mit seinem Unternehmen Greenzero. Die Innovation City werde deshalb ein „spannender Partner sein“, sagt Gratzel.