Duisburg. In Ruhrort plant Duisport das größte europäische Hinterland-Terminal. So wird die Kohleninsel zum Modellprojekt für die Logistik der Zukunft.

Klimaneutral soll das trimodale Duisburg Gateway Terminal (DGT) werden, das auf der ehemaligen Kohleninsel im Ruhrorter Hafen entsteht. Die Hafengesellschaft Duisport baut dort das größte Containerterminal im europäischen Hinterland bis 2023. Beteiligt sind die internationalen Partner Cosco Shipping Logistics (China), Hupac SA (Schweiz) und der HTS Group (Niederlande).

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Mit Hilfe von Wasserstoff soll das intelligent vernetzte DGT auch benachbarte Quartiere mit Energie versorgen, teilt Duisport mit. Beim ersten Wasserstoff-Projekt, das direkt im Hafen umgesetzt wird, arbeitet Duisport im Projekt „enerPort II“ mit dem Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik (UMSICHT) in Oberhausen zusammen. „Wir zeigen, wie Logistik und Energieversorgung von morgen aussehen“, so Duisport-Vorstandschef Markus Bangen. Das größte Entwicklungsprojekt seit „Logport 1“ habe „Strahlkraft weit über den Duisburger Hafen hinaus“.

Wirtschaftsministerium fördert „Technologieoffensive Wasserstoff“

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Als Teil der „Technologieoffensive Wasserstoff“ wird „enerPort II“ vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz für einen Zeitraum von vier Jahren gefördert. Weitere Partner sind die Westenergie Netzservice GmbH, der Rolls-Royce-Geschäftsbereich Power Systems und die Stadtwerke Duisburg. Zuvor wurde bereits im Projekt „enerPort I“ untersucht, wo Binnenhäfen bei der energetischen Transformation unterstützt werden können.

Hafenchef Markus Bangen: Das größte Entwicklungsprojekt für den Duisport seit Logport I.
Hafenchef Markus Bangen: Das größte Entwicklungsprojekt für den Duisport seit Logport I. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

„Konkret werden wir ein nachhaltiges, wasserstoffnutzendes Energiekonzept umsetzen, das einen hohen Autarkiegrad anstrebt“, sagt Alexander Garbar, stellvertretender Leiter der Unternehmensentwicklung und zuständig für das Thema Nachhaltigkeit bei Duisport. „Ein intelligentes lokales Energienetz koppelt und steuert erneuerbare Energien in Gestalt von Photovoltaik- und wasserstoffbasierten Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen mit elektrischen, thermischen Energiespeichern sowie Wasserstoffspeichern und Verbrauchern wie Landstrom, Ladesäulen und Krananlagen.“

Auch eine zukünftige Versorgung angrenzender Quartiere soll theoretisch betrachtet werden.

Terminal macht den Anfang für die Transformation des gesamten Hafens

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Der modularen Aufbau des Projekts ermöglicht derartige Erweiterungen. Elektrolyseure, wasserstoffbetriebene Loks und andere Satelliten-Vorhaben können angekoppelt werden. „So wird das Terminal zur Keimzelle für den Transformationsprozess des gesamten Hafens“, erklärt Alexander Garbar.

Das DGT soll mit digital gesteuerten Güterbewegungen, die den Einsatz von Greifstaplern erübrigen, und Ladestrom-Anschlüssen für jedes Schiff zum Testfeld für Binnenhäfen in aller Welt werden.

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Nur noch 20 Prozent des Terminalverkehrs soll über die Straße rollen

„Revolutionär“ nennt Duisport auch die geplante Verteilung auf die Verkehrsträger: Lediglich 20 Prozent des Terminalverkehrs soll auf Lkw und Straße entfallen, jeweils 40 Prozent auf Bahn und Binnenschiffe.

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Diese Veränderung sei für Binnenhäfen unerlässlich, sagt Dr. Anna Grevé, Leiterin der Abteilung Elektrochemische Energiespeicher am Fraunhofer UMSICHT: „Binnenhäfen liegen häufig in der Nähe von Wohngebieten. Ihre Weiterentwicklung muss folglich wirtschaftlichen Anforderungen ebenso wie Klima- und Umweltschutzanforderungen gerecht werden.“

>> ABFERTIGUNGSKAPAZITÄT STEIGT AUF 100 ZÜGE PRO WOCHE

  • Duisport investiert mit seinen Partnern rund 100 Millionen Euro in das DGT-Terminal. Auf der ehemaligen Kohleninsel in Ruhrort entstehen auf 2,4 Hektar Terminalfläche sechs Portalkrananlagen, zwölf Ganzzuggleise mit 730 Metern Länge und mehrere Liegeplätze für Binnenschiffe. Damit steigt die Abfertigungskapazität auf wöchentlich rund 100 Züge, die auch aus China nach Duisburg rollen.
  • Mit der Bahn-Tochter DB Cargo laufen zudem Gespräche über eine Anbindung des benachbarten KV-Terminals der Bahn, das mangels Wasser- und Straßen-Anbindung seit Jahren ungenutzt ist.
  • Die Klimaneutralität des neuen Terminals ist eine wichtige Voraussetzung für das Gelingen des Haniel-Projekts „Umweltneutrales Ruhrort“. Haniel will Ruhrort mit Hilfe von Wissenschaftlern und Umwelt-Aktivisten bis 2029 zum weltweit ersten umweltneutralen Ortsteil machen.