Duisburg. Beim IHK-Neujahrsempfang traf sich die regionale Wirtschaft in Duisburg. So will NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst die Multi-Krise meistern.

Energiepreis-Krise, Klimaneutralität, Fachkräftemangel, Digitalisierung und Verkehr – bei den großen aktuellen Herausforderungen verspricht Hendrik Wüst der Wirtschaft die Unterstützung der Landesregierung. Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident (CDU) sprach am Dienstagabend beim Neujahrsempfang der Niederrheinischen Industrie- und Handelskammer in Duisburg. In der Mercatorhalle stellte sich vor rund 400 Gästen Werner Schaurte-Küppers (Hülskens Holding) als neuer Präsident vor – nach 13 Jahren im Amt wurde sein Vorgänger Burkhard Landers von IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Stefan Dietzfelbinger verabschiedet.

Hendrik Wüst: „Wir helfen Unternehmen, die unter den hohen Energiekosten leiden“

An den Entlastungen des Bundes beteilige sich das Land mit jährlich vier Milliarden Euro, erklärte Hendrik Wüst. „Wir gehen da mit, weil es jetzt notwendig ist. Wir helfen den Unternehmen, die aktuell besonders unter den hohen Energiekosten leiden. Besondere Härten wollen wir mit 100 Millionen Euro abfedern.“ Weitere 160 Millionen Euro seien vorgesehen für das Investitionsprogramm Energie- und Wärmewende.

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Es gelte, mit einer starken, innovativen Industrie dauerhaft Wohlstand und soziale Sicherheit zu schaffen, so der Ministerpräsident: „Damit unsere Industrie eine Zukunft hat, wird sie sich neu erfinden – wieder einmal.“ Das Land unterstütze deshalb den Wandel zur klimaneutralen Produktion, werde die Herstellung von grünem Stahl bei Thyssenkrupp Steel fördern: „Davon profitiert nicht nur ein Unternehmen. So halten wir eine ganze Wertschöpfungskette im Land.“

„Produkte müssen nachhaltig sein, um auch in Zukunft Abnehmer zu finden“

IHK sieht positive Signale für Duisburg – und Luft nach obenAngesichts des Ausstiegs aus Kohle und Atomkraft benötige NRW einen klaren Plan für eine sichere und bezahlbare Versorgung der energieintensiven Branchen Chemie, Zement, Glas, Alu und Papier, betonte Wüst. Um gleichzeitig die Klimaziele zu erreichen, sei der Ausbau der erneuerbaren Energien deshalb ein zentraler Standortfaktor. „Sie wissen: Ihre Produkte müssen nachhaltig sein, um auch in Zukunft Abnehmer zu finden.“ Der Ausbau müsse künftig schneller erfolgen, ein Versorgungsnetz für Wasserstoff zu den Seehäfen in Belgien und den Niederlanden zügig ausgebaut werden.

Es gelte dabei, Klimaschutz und Industrie mit guten Arbeitsplätzen und sozialer Sicherheit zu versöhnen, so Wüst weiter: „Wir machen Klimaschutz nicht, indem wir Betriebe schließen.“ Dazu brauche es mehr Zusammenarbeit in Europa. „Mit dem EU-Emissionshandelssystem haben wir ein gutes Instrument für effizienten Klimaschutz.“ Das mache aber Investitionen in grüne Produktion noch dringlicher.

„Wir müssen immer so viel besser sein, wie wir teurer sind“

Krise- Einige Betriebe in Duisburg drosseln ihre ProduktionTransformation und Digitalisierung brauchen qualifizierte Kräfte. Hendrik Wüst kündigt eine neue Offensive für Fachkräfte und Bildung an. Mehr duale Ausbildung, mehr Durchlässigkeit zwischen akademischer und beruflicher Bildung und Zuwanderung sollen vor allem dem Mittelstand helfen: „Wir müssen immer so viel besser sein, wie wir teurer sind.“

Mehr Tempo brauche das Land bei Leitungsbau, Verkehrsinfrastruktur und Genehmigungsverfahren. „Dazu reicht es nicht, mehr Ingenieure oder mehr Geld zu versprechen“, so Wüst, „es werden zu viele Formulare produziert, an den Irrsinn müssen wir ran.“ Es gelte, Gerichtsverfahren zu verkürzen, den vorzeitigen Beginn von Baumaßnahmen zu erleichtern: „Wir brauchen eine klare Agenda für mehr Tempo.“

Werner Schaurte-Küppers: Mit Zuversicht und Entschlossenheit durch die Multi-Krise

Der neue IHK-Präsident warb in seiner ersten Neujahrsrede darum, „mit Zuversicht“ ins neue Jahr zu starten. „Lassen Sie uns der Zukunft entschlossen begegnen und mutig die notwendigen Veränderungen in Angriff nehmen“, appellierte Werner Schaurte-Küppers. Anlass dazu gebe die überraschend große Widerstandsfähigkeit der deutschen Wirtschaft in der Multi-Krise. Das liege zum einen an der „Anpassungsfähigkeit unseres Mittelstandes, der gerade in der Krise neue Möglichkeiten für sich entdeckt, und zum anderen am raschen und pragmatischen Handeln von Bund und Ländern“, so der IHK-Präsident.

IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Stefan Dietzfelbinger (links), der neue IHK-Präsident Werner Schaurte-Küppers und dessen Vorgänger Burkhard Landers beim IHK-Neujahrsempfang in der Mercatorhalle.
IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Stefan Dietzfelbinger (links), der neue IHK-Präsident Werner Schaurte-Küppers und dessen Vorgänger Burkhard Landers beim IHK-Neujahrsempfang in der Mercatorhalle. © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz

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Dennoch seien die Aussichten am Rande einer Rezession trübe, die Unsicherheit bei der Energieversorgung groß. Eine schleichende Deindustrialisierung dürfe es deshalb nicht geben, warnte Schaurte-Küppers: „Dagegen müssen wir uns mit aller Kraft stemmen, gerade hier an Rhein und Ruhr.“

Seine Unternehmer-Kollegen forderte er auf, in der Veränderungsbereitschaft nicht nachzulassen. „Auf Dauer wird es Vater Staat nicht mit Fördergeldern richten können. Deswegen müssen wir uns auf unsere eigenen Kräfte besinnen.“

>> DANK UND ANERKENNUNG FÜR BURKHARD LANDERS

  • Nach 13 Jahren als IHK-Präsident verabschiedete sich am Dienstag Burkhard Landers. Er habe das Amt „mit herausragendem Erfolg ausgestaltet“, lobte sein Nachfolger Werner Schaurte-Küppers, der am 7. Dezember zum Nachfolger gewählt worden war. Krisenmanagement habe die Amtszeit von Landers geprägt, er habe dabei die Interessen der Unternehmen gegenüber Politik und Verwaltung erfolgreich vertreten.
  • „Sie haben sich für die Region ins Zeug gelegt“, lobte auch Ministerpräsident Hendrik Wüst den scheidenden Präsidenten. Neben dem Einsatz für die am Standort so wichtigen Themen Umwelt und Energie zeichne das Engagement für benachteiligte Jugendliche, Burkhard Landers aus: „Ihnen eine Chance auf Ausbildung zu geben, lag Ihnen immer besonders am Herzen.“