Duisburg. Das Insolvenzgutachten zum Musical „’N bisschen Frieden“ in Duisburg entlastet Wolfgang DeMarco. Der gibt Ralph Siegel Mitschuld an der Pleite.
Insolvenzverfahren, Strafanzeige, Betrugsvorwürfe: mit dem Aus des Musicals „’N bisschen Frieden“ in Duisburg begann für Wolfgang de Marco eine schwierige Zeit. Jetzt liegt das Gutachten des Insolvenzverwalters vor, und der Geschäftsführer der Produktionsgesellschaft sieht sich in all diesen Punkten entlastet. DeMarco erhebt zudem Vorwürfe gegen Produzent und Mitgesellschafter Ralph Siegel – der habe Zahlungsversprechen nicht eingehalten und so erheblich zur Insolvenz beigetragen.
Nach einer „Hexenjagd“ in den vergangenen Wochen, so schreibt DeMarco selbst, hat er am Donnerstag Auszüge aus dem Insolvenzgutachten an die Medien versendet. Er betont: „Ich habe mich keiner der mir vorgeworfenen Straftaten schuldig gemacht.“ Vor allem: „Die Insolvenz wurde fristgerecht angemeldet.“
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Musical-Pleite in Duisburg: Darsteller sollen bald Geld bekommen
Die Passagen des Gutachtens, deren Echtheit der vorläufige Insolvenzverwalter gegenüber der Redaktion bestätigt, stützen DeMarcos Aussagen. Die Insolvenz sei 19 Tage nach Eintritt der festgestellten Zahlungsunfähigkeit angemeldet worden, also innerhalb der gesetzlichen Frist von 21 Tagen. Demnach war die Zahlungsunfähigkeit kurz nach der Premiere am 22. Oktober eingetreten. Zu diesem Zeitpunkt wurden zunächst alle weiteren Vorstellungen im Theater am Marientor (TaM) bis Mitte Dezember abgesagt.
In den folgenden Tagen gab es unter den Gesellschaftern offenbar Gespräche über mögliche Nachzahlungen. Dabei sollen laut DeMarco weitere 500.000 Euro seitens der anderen Gesellschafter zugesagt worden sein – „dies ist streitig“, schreibt jedoch der Gutachter, und wurde demnach auch am 7. November endgültig von diesen abgelehnt. Zwei Tage später wurden der Insolvenzantrag gestellt und auch die verbleibenden Dezember-Vorstellungen gestrichen.
Laut Wolfgang DeMarco werden die Castmitglieder und Statisten zeitnah, nämlich im Laufe des Monats Januar bezahlt. Auch das bestätigt der Insolvenzverwalter. Ihre Vergütung ist gesetzlich gedeckelt mit 6900 Euro pro Monat – nach Informationen der Redaktion überschreitet aber nur ein beschäftigter Künstler dieses Salär.
„’N bisschen Frieden“: So viel Geld fehlte bereits im Oktober
Noch nicht berücksichtigt werden dagegen vier Darsteller, die freiberuflich an dem Musical mitwirkten – sie hätten auf Gastverträgen bestanden, so DeMarco. Das sogenannte Insolvenzausfallgeld, das den festangestellten Künstlerinnen und Künstlern zusteht, sieht das Insolvenzrecht für sie nicht vor. Stattdessen müssen sie ihre Forderungen als einfache Gläubiger geltend machen.
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Über all das hinaus geht aus dem Gutachten auch hervor, dass bereits im Oktober zugesagte Gesellschafterleistungen in Höhe von 145.000 Euro ausstanden. Demnach hatte sich Ralph Siegel zu Darlehen in Höhe von 300.000 Euro verpflichtet, aber nur 195.000 gezahlt.
Dieser fehlende Betrag habe entscheidend zum Musical-Aus beigetragen, schreibt Wolfgang DeMarco: „Es ist erkennbar, dass ich vor allem von Ralph Siegel im Regen stehen gelassen wurde.“ Die allgemein angespannte Situation am Karten-Vorverkaufsmarkt habe dann ihr Übriges getan.
Ralph Siegel: Anwältin lehnt Schuldzuweisungen ab
Auf Anfrage der Redaktion erklärt die Anwältin von Ralph Siegel, „dass die Zahlungsverpflichtung in Höhe von 105.000 Euro bestritten wird“. Darüber hinaus habe der Insolvenzverwalter schriftlich bestätigt, „dass kein Zusammenhang zwischen dieser behaupteten Zahlungsverpflichtung und der Insolvenz besteht. Auch eine entsprechende Zahlung hätte die Insolvenz nicht verhindern können“.
Wolfgang DeMarco schreibt indes, er wünsche seinem Kollegen mit dessen Musical „trotz allem alles Gute für die Zukunft, ich habe an die Qualität dieser Show geglaubt und tue es immer noch“.
>>“’N BISSCHEN FRIEDEN“: DREI GESELLSCHAFTER BETEILIGT
- An der Produktionsgesellschaft für „’N bisschen Frieden“ sind die Brüder Marc und Daniel Schäfer als Besitzer des TaM, Ralph Siegel als Produzent des Musicals sowie Geschäftsführer Wolfgang DeMarco mit seinem Unternehmen Schroedemar GmbH beteiligt, letzterer aber nur mit zehn Prozent.
- Laut Insolvenzgutachten stehen neben den 105.000 Euro von Ralph Siegel auch Gesellschafterleistungen in Höhe von 40.000 Euro seitens der TaM-Besitzer aus. Dieser Betrag soll jedoch mit Ausgaben für Unterbringung und Verpflegung des Cast verrechnet werden.