Duisburg. Wolfgang DeMarco kündigt seinen Rücktritt als TaM-Direktor mit einer kuriosen Erklärung an. Auf Nachfrage äußert er sich nun auch zu Vorwürfen.

Wolfgang DeMarco will als Direktor des Theaters am Marientor (TaM) zurücktreten. Der ehemalige Musical-Darsteller, der nach der Express-Pleite des von ihm produzierten Ralph-Siegel-Musicals „‘N bisschen Frieden“ in der Kritik steht, bestätigte unserer Redaktion am Mittwoch eine am Abend zuvor verschickte „Presseerklärung“. Er äußerte sich zudem erstmals vage zu einigen Vorwürfen.

Die Rücktrittsankündigung vom Dienstagabend machte den Anschein, als habe der ehemalige Musical-Darsteller diese selbst verfasst. Kurios war allerdings: DeMarco meldet sich in der E-Mail nicht in der Ich-Form offiziell selbst zu Wort und gibt sich auch nicht als Absender zu erkennen. Stattdessen berichtet die Pressemitteilung über ihn in der dritten Person – und zwar mehr als wohlwollend.

Selbstbeweihräucherung? Pressemitteilung lobt Wolfgang DeMarco

Ein Beispiel für das überraschende Lob an DeMarco: „Er wurde in der Stadt bekannt, weil er polarisierte, war nie bequem und tat seine Meinung kund.“ Und: Das Haus sei seit dessen Rückkehr ans TaM im Sommer 2021 „auf einem guten Weg“. Es wirkt wie Selbstbeweihräucherung.

Zumal der Absender Vorwürfe gegen Kritiker erhebt und den 57-Jährigen verteidigt – mutmaßlich also sich selbst verteidigt: „Zu viele Finger zeigen gegenwärtig auf DeMarco, der in einer schwierigen Zeit für die Entertainmentbranche etwas wagte, das schlussendlich nicht den erhofften Erfolg brachte. Es geht bei allem, was gerade herum wabert weder um die Wahrheit noch um die Hintergründe. Einige der Protagonisten schaffen es, die Medien zu bedienen – wo ein vermeintlicher Skandal aufpoppt, ist immer Aufmerksamkeit (sic).“

DeMarco behauptete am Tag danach zu der E-Mail jedoch, der „endgültige Text wurde nicht von mir verfasst, sondern firmenintern“. Er sei ihm jedoch bekannt gewesen.

Kaufmännisch kriminell? „Habe mich an alle gesetzlichen Rahmenbedingungen gehalten“

Wolfgang DeMarco, Produzent des Ralph-Siegel-Musicals „N' bisschen Frieden“, am Tag der Premiere, am 20. Oktober.
Wolfgang DeMarco, Produzent des Ralph-Siegel-Musicals „N' bisschen Frieden“, am Tag der Premiere, am 20. Oktober. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Zur Einordnung: DeMarco kündigt an – demnächst – von seinem Posten als „Theaterdirektor“ bei der TAM Theater GmbH des Duisburger Unternehmers Marc Schäfer zurückzutreten. Dieser Firma gehört das TaM, sie vermietet es an externe Firmen für Aufführungen, Konzerte und Veranstaltungen (demnächst: „West Side Story“, „Die Schöne und das Biest“, Atze Schröder). Der Betrieb läuft weiter. DeMarco will erst gehen, „wenn der Eigentümer eine passende Lösung gefunden hat“. Gemeint ist Unternehmer Marc Schäfer, der gegenüber von seinem TaM 2023 das Twins-Hotel eröffnen will.

Das Insolvenzverfahren dagegen wurde eröffnet für die „NBF Musical Production GmbH“, die gleichwohl dieselbe Geschäftsadresse wie die TaM-Betriebsfirma hat (Plessingstraße 20). Hier war DeMarco Geschäftsführer und mit seiner eigenen Firma, der „Rechteverwaltungs- und Produktionsgesellschaft“ Schroedermar GmbH zu zehn Prozent beteiligt. Je 45 Prozent hielten Komponist Ralph Siegel selbst und die Immobilienfirma des Theaterbesitzers, die Schäfer Verwaltung GmbH.

Zu teilweise anonym vorgetragenen Vorwürfen, die NBF-Verantwortlichen hätten das Musical „‘N bisschen Frieden“ kaufmännisch kriminell ohne Kapital an die Wand gefahren, Mitarbeiter nicht angestellt und nicht bezahlt, sagt DeMarco: „Ich habe mich bis zur Anmeldung der Insolvenz an alle gesetzlichen Rahmenbedingungen gehalten.“ Die Vorwürfe seien „komplett aus der Luft gegriffen“ und würden sich „durch das Insolvenzverfahren“ klären.

Das Amtsgericht hat mit Rechtsanwalt Dr. Andreas Röpke einen erfahrenen Duisburger Insolvenzverwalter bestellt.

Wallace-Pleite: Kein Geld für Darsteller und Kartenkäufer

Nach dem Musical-Aus kritisieren Darsteller und Komparsen öffentlich die Unprofessionalität der Produktion (zum Bericht). Mindestens drei Schauspieler werden juristisch vertreten, ein Anwalt prüft laut Rheinischer Post eine mögliche Strafanzeige gegen DeMarco.

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Der Zoff erinnert an DeMarcos Pleite mit „Wallace“. Die Geschichte um den schottischen Freiheitskämpfer, bekannt aus dem Film „Braveheart“, erlebte nach monatelangen Proben im TaM gar nicht erst die Uraufführung. Für 100 Shows waren nach Angaben eines Sprechers bis zur Insolvenz nur „rund 2000“ Tickets verkauft worden. Die Entwicklung gipfelte in einem Krimi um die am TaM beteiligte Autark Entertainment Beteiligungsholding AG Stefan Kühns – und in der Zahlungsunfähigkeit der TaM-Betriebsgesellschaft. Darsteller und Kartenkäufer blieben auf ihren Kosten sitzen. „Wallace“-Macher und künstlerischer Direktor damals war ebenfalls: Wolfgang DeMarco.