Duisburg. Das Ralph-Siegel-Musical „‘N bisschen Frieden“ ist endgültig gescheitert. Darsteller klagen über fehlende Gagen. Was für gekaufte Tickets gilt.
Der Musical-Neustart im Duisburger Theater am Marientor (TaM) ist endgültig gescheitert: Das Stück „‘N bisschen Frieden“ von ESC-Legende Ralph Siegel wird nicht – wie nach den ersten Absagen vor zwei Wochen noch angekündigt – im Dezember auf die Bühne zurückkehren. Das Aus aller Aufführungen hat finanzielle Gründe.
Die „aktuelle allgemeine Krisen-Situation“ mache einen wirtschaftlichen sinnvollen Spielbetrieb unmöglich, sagt Wolfgang DeMarco, Theaterdirektor und Executive Producer des Musicals. Die Energiepreiskrise und eklatant gestiegene Lebenshaltungskosten hätten sich letztlich negativ auf den Ticketvorverkauf ausgewirkt. In einer angespannten Situation sei es der „falsche Zeitpunkt“ für das Musical aus der Feder des bekannten Schlagerkomponisten.
„’N bisschen Frieden“: Siegel-Musical in Duisburg gescheitert
„Trotz einer mit Standing Ovations gefeierten Premiere“, erklärt DeMarco, sei nun in enger Abstimmung mit Ralph Siegel entschieden worden, auch die verbliebenen Termine für Dezember abzusagen. „Es ist traurig, dass es so kommen musste“, sagt DeMarco. Die Produktionsgesellschaft im Hintergrund des Musicals habe bereits einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt. Zeitnah werde ein Verwalter bestimmt.
Ursprünglich waren 35 Termine des Ralph-Siegel-Musicals in Duisburg geplant. Nur sechs Tage nach der Premiere mit viel Prominenz kam zunächst das vorläufige, jetzt endgültige Aus für „’N bisschen Frieden“. Nach einer „Spielpause“ sollte das Stück eigentlich vom 16. bis zum 31. Dezember auf die Bühne zurückkehren.
Die Veranstalter hatten da noch auf einen Effekt durch das für die Kulturbranche lukrative Weihnachtsgeschäft gehofft, obwohl man zuvor nur wenige Karten für die Aufführungen in dem gut 1500 Besucher fassenden Theater am Marientor verkauft hatte. Die Krise mache letztlich „eine Prognose für das Weihnachtsgeschäft nicht möglich“, heißt es in einer E-Mail an die Darsteller.
Darsteller klagen über nicht gezahlte Gagen
Nach dem Aus äußert sich auch eine der Hauptdarstellerinnen in sozialen Netzwerken: „Ich hatte mich schon gewundert, warum meine Gage komplett ausblieb.“ Dass für Oktober die Gehaltszahlung ausgeblieben ist, bestätigt der TaM-Chef und verweist auf das Insolvenzverfahren. Für die Darstellerin, die „tieftraurig“ über das Aus sei, steht indes fest: „Ich werde künftige Arbeiten mit dem Produzenten Wolfgang DeMarco strikt ablehnen.“
Obwohl die Umstände völlig andere sind, ruft das Ende für das Musical Erinnerungen an „Wallace“ hervor. Das Musical sollte 2019 im TaM uraufgeführt werden und die Geschichte des schottischen Freiheitskämpfers William Wallace erzählen. Anders als bei „‘N bisschen Frieden“ kam es für das Stück nach monatelangen Proben nie zur Premiere, den 100 geplanten Shows und endete letztlich in einer Insolvenz.
Die Entwicklung gipfelte in einem Krimi um die am TaM beteiligte Autark Entertainment Beteiligungsholding AG Stefan Kühns – und in der Zahlungsunfähigkeit der TaM-Betriebsgesellschaft. „Wallace“-Macher und künstlerischer Direktor damals war Wolfgang DeMarco. Ende 2021, nachdem das Haus vom Duisburger Immobilienbesitzer Marc Schäfer gekauft worden war, rief der alte und neue Theaterchef DeMarco den Neustart aus, der durch die Absage für das Siegel-Musical einen erneuten Dämpfer erfährt.
>> „‘N BISSCHEN FRIEDEN“: WAS PASSIERT MIT GEKAUFTEN TICKETS?
- Laut Veranstalter können bereits gekaufte Karten über die Ticketportale erstattet werden.
- DeMarco macht ebenfalls deutlich, dass ausschließlich das Musical „‘N bisschen Frieden“ und die Produktionsgesellschaft von der Insolvenz betroffen ist, nicht aber die Theaterbetriebsgesellschaft.
- Die Zurückhaltung bei Ticketvorverkäufen sei „besorgniserregend“ für die gesamte Kulturbranche, sagt der TaM-Chef. Schließlich sei es nach Corona die dritte Saison in Folge, in der Kulturschaffende leiden.