Duisburg. Keine Woche hielt das Musical in Duisburg durch. Jetzt sind viele Termine für „’N bisschen Frieden“ abgesagt. So schlecht lief der Vorverkauf.

Im Theater am Marientor (TaM) ziehen die Veranstalter die Notbremse: „N’ bisschen Frieden“, das Musical von Ralph Siegel, endet kaum eine Woche nach der Premiere – zumindest vorerst. „Trotz großem Jubel und begeisterten Reaktionen des Publikums liegt die Anzahl der verkauften Tickets in einem Bereich, der einen wirtschaftlich sinnvollen Theaterbetrieb nicht erlaubt“, heißt es in einer Pressemitteilung.

Für solch einen „wirtschaftlich sinnvollen Theaterbetrieb“ hätte es mindestens 500 verkaufte Tickets pro Show gebraucht, präzisiert TaM-Direktor Wolfgang DeMarco auf Nachfrage der Redaktion. Doch im bisherigen Vorverkauf habe der Schnitt bei gerade einmal 120 Tickets gelegen. Das Theater hat gut 1500 Plätze.

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„’N bisschen Frieden“: Darsteller verlassen Duisburg vorerst

Deshalb wurden nun sämtliche für Ende Oktober und für November geplanten Shows abgesagt. Am 16. Dezember soll es wieder losgehen mit dann nahezu täglichen Vorführungen bis Silvester, an manchen Tagen sogar mit zwei Shows. Ursprünglich waren 35 Termine geplant.

TaM-Chef Wolfgang DeMarco hofft jetzt auf das Weihnachtsgeschäft.
TaM-Chef Wolfgang DeMarco hofft jetzt auf das Weihnachtsgeschäft. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Die Veranstalter hoffen nun auf den Effekt des Weihnachtsgeschäfts. „Dezember ist in unserer Branche der umsatzstärkste Monat im Jahr“, sagt Wolfgang DeMarco. 40 Prozent des Jahresumsatzes würden üblicherweise zwischen Mitte November und Weihnachten generiert.

Für die Crew endet vorerst der Einsatz in Duisburg. Denn auch geprobt werden soll erst wieder im Dezember. „Die Darsteller wurden von der Residenzpflicht befreit“, erklärt der TaM-Chef. Darsteller und Crew hätten „mehr als nur Verständnis für die Entscheidung“, die vielen Shows abzusagen. „Eine Show vor 120 Menschen in einem so großen Haus zu spielen, ist nicht gerade motivierend.“

TaM: Erinnerungen an Musical „Wallace“ werden wach

Wenige Tage vor der Uraufführung hatte der Direktor sehr optimistisch auf die Spielserie geblickt. „Mit jedem Tag, an dem die Premiere näher rückt, erleben wir, dass der Kartenverkauf anzieht“, sagte DeMarco zu diesem Zeitpunkt.

Gleichzeitig berichtete er von „nachhaltigen Veränderungen“ durch die Corona-Pandemie. Viel spontaner seien die Menschen beim Ticketkauf geworden: „Früher haben sie sich Eintrittskarten gekauft, diese mit einem Magneten an den Kühlschrank geheftet und dann monatelang auf ein Event gewartet.“ Heute werde die Kaufentscheidung meist extrem kurzfristig getroffen.

Obwohl die Umstände völlig andere sind, ruft der drastische Schritt Erinnerungen an den Musical-Flop „Wallace“ Ende 2019 im TaM hervor. Die Geschichte um den schottischen Freiheitskämpfer WiIliam Wallace, bekannt aus dem Film „Braveheart“, erlebte nach monatelangen Proben und Vorbereitungen gar nicht erst die Uraufführung. Ursprünglich sollten der Premiere 100 Shows folgen, für die nach Angaben eines Sprechers bis zur Insolvenz aber nur „rund 2000“ Tickets verkauft worden waren. Die Entwicklung gipfelte in einem Krimi um die am TaM beteiligte Autark Entertainment Beteiligungsholding AG Stefan Kühns – und in der Zahlungsunfähigkeit der TaM-Betriebsgesellschaft. „Wallace“-Macher und künstlerischer Direktor damals war Wolfgang DeMarco.

Wiedereröffnung des Theaters am Marientor in Krisenzeiten

Ende 2021, nachdem das Haus vom Duisburger Immobilienbesitzer Marc Schäfer gekauft worden war, rief der alte und neue TaM-Chef DeMarco den Neustart aus. In diesem Frühjahr feierte das Theater, das zwischenzeitlich großes Corona-Zentrum mit Impf- und Teststationen war, die Wiedereröffnung.

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Zur Absage der Musical-Termine heißt es in der Pressemitteilung: „Die Aneinanderreihung der fortgesetzten Krisen der letzten zwei Jahre haben die Kulturbranche großen Turbulenzen ausgesetzt, die hier wieder überdeutlich sichtbar werden.“

Die Frage der Redaktion, ob anhaltender wirtschaftlicher Misserfolg des Musicals auch das Theater am Marientor erneut in dessen Existenz bedrohen könnte, verneint Wolfgang DeMarco: „Die Produktionsgesellschaft ist unabhängig von der Theaterbetriebsgesellschaft.“

>>„´N BISSCHEN FRIEDEN“: SO LÄUFT DER TICKET-UMTAUSCH

Laut den Veranstaltern behalten bereits gekaufte Tickets für „’N bisschen Frieden“ ihre Gültigkeit und können unter zum Wunschtermin im Dezember umgebucht werden.

Die verbleibenden Termine liegen zwischen dem 16. und 31. Dezember. Sowohl an Abenden als auch an Nachmittagen sollen Vorführungen stattfinden.

Eine Übersicht über die Termine sowie Tickets gibt es unter www.n-bisschen-frieden.reservix.de/events