Duisburg. Weihnachten waren in Duisburgs Restaurants viele Tische reserviert, aber die Gäste kamen nicht – ohne abzusagen. Das könnte Konsequenzen haben.

Die Gastronomie hat seit Anfang 2020 schwer gelitten: Erst zwangen die Corona-Regeln zum Schließen und das Personal wanderte ab. Dann wurde die Branche von steigenden Lebensmittelkosten und Energie- und Gaspreisen getroffen. Viele Restaurantbetreiber hatten deshalb auf einen guten Umsatz vor und während der Weihnachtstage gehofft. Diese Saison zählt zum Hauptgeschäft – und sie hätte gut werden können. Vorausgesetzt, die Firmen und Privatleute, die einen Tisch bestellt hatten, wären auch aufgetaucht.

Zu reservieren und dann – ohne vorherige Absage – nicht zu erscheinen, ist inzwischen keine Ausnahme mehr. Das bestätigt nicht nur Marc Weber, Vorsitzender des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) in Duisburg. Er kann sich über so ein Benehmen nur wundern. „Der gute alte Anstand – wo ist der hin?“, fragt er sich und steht mit dieser Frage nicht allein da.

Fast alle Gastronomen beklagen Umsatzverluste durch reservierte Tische, die leer blieben

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Eine neue Umfrage des Dehoga NRW bestätigt: Mit 93,1 Prozent kennt so gut wie jeder Gastronom und jede Gastronomin im Bundesland das Phänomen, das in der Branche „No Show“ genannt wird. Bedeutet: „Trotz voller Reservierungsbücher bleiben Tische un- oder nur teilbesetzt, was zu empfindlichen Umsatzeinbußen führt“, schreibt der Verband über seine Studienergebnisse und betitelt dieses Verhalten als „Ärgernis in der Gastronomie, gerade in wirtschaftlich angespannten Zeiten“.

Patrick Rothkopf, Präsident des Dehoga NRW, betont in diesem Zuge: „Ich appelliere an alle Gäste, ihre Reservierung unbedingt einzuhalten. Das gilt auch für die Personenzahl“ und ergänzt: „Je früher Informationen über Änderungen oder die Absage kommen, desto besser für die Planung im Restaurant.“ Bleiben die Gäste fern, kostet das nicht nur Umsatz, sondern auch an weiteren Stellen, Geld: Die Gastronomen planen zu viel Personal und Lebensmittel ein.

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Und das Phänomen wächst: Drei Viertel aller Befragten geben an, dass das „No-Show-Verhalten“ in den vergangenen Jahren zugenommen hat. Laut Dehoga NRW haben viele Betreiber Maßnahmen ergriffen. So weisen sie mittlerweile ihre Gäste auf die Verbindlichkeit der Reservierung hin, lassen sich im Vorhinein Kreditkartendaten geben, arbeiten mit Vorkasse oder erheben sogenannte „No-Show-Gebühren“. Manche kombinieren diese Maßnahmen auch.

Weihnachtsumsatz liegt deutlich unter Vor-Corona-Zeit in Duisburgs Gastronomie

Auch Marc Weber, Vorsitzender des Duisburger Dehoga, ist von dieser Entwicklung betroffen. Als Betreiber der Hausbrauerei Webster in Duisburg macht er deutlich: „Hotels verlangen seit langem eine Ausfallgebühr, wenn man nicht kommt. Das muss die Gastronomie wohl auch einführen.“ Er vermutet, dass die Ursache für das Phänomen in der Digitalisierung liegt. „Sicherlich spielt die Anonymität der Online-Buchung da rein. Es gab keinen persönlichen Kontakt zum Betrieb“, sagt er. In Städten komme es viel öfter vor als auf dem Land, dass Gäste ohne Absage einfach nicht kommen.

Marc Weber ist Geschäftsführer des Brauhaus Webster und Vorsitzender des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands in Duisburg. Er berichtet von Umsatzverlusten an Weihnachten und der allgemein schwierigen Lage der Gastronomie.
Marc Weber ist Geschäftsführer des Brauhaus Webster und Vorsitzender des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands in Duisburg. Er berichtet von Umsatzverlusten an Weihnachten und der allgemein schwierigen Lage der Gastronomie. © FFS | Kai Kitschenberg

Was auch häufig vorkommt: „Viele buchen in drei verschiedenen Restaurants einen Termin und vergessen dann, zwei abzusagen“, so Weber. Seine Bilanz für die Hauptsaison: Es gab weniger Reservierungen für Weihnachtsfeiern. Der Umsatz ist um etwa zehn Prozent zurückgegangen im Vergleich zu 2019, vor den coronabedingten Einbußen. Weber erklärt: „Wir hätten die Freitage vor Weihnachten dreimal verkaufen können. Aber es war bei uns nicht voll, weil viele nicht gekommen sind.“ Auch eine städtische Gesellschaft habe zum Beispiel wegen Corona in diesem Jahr kurzfristig ihre Reservierung für eine große Personenanzahl abgesagt.

Thorsten Hellwig, Dehoga-Sprecher in NRW, spricht für das ganze Bundesland: „Die Reservierungslage war in diesem Jahr deutlich schlechter als 2019.“ Der Umsatz war zwar besser als in den Corona-Jahren 2020 und 2021. Dennoch kämpft die Gastronomie weiterhin mit Problemen wie Personalmangel und Kostensteigerungen bei Lebensmitteln, Strom und Gas.

Restaurantbetreiber in Duisburg blicken in eine unsichere Zukunft

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Massimo Liguori betreibt das Restaurant Enoceta La Trattoria in Duisburg. Auch er verzeichnet viele Absagen und einen geringeren Umsatz als 2019 zu Weihnachten.

Und wie geht es weiter? Darauf haben viele Gastronominnen und Gastronomen in Duisburg in unserer telefonischen Anfrage keine Antwort. Sie blicken unsicher in die Zukunft und wünschen sich ein besseres Jahr 2023.