Duisburg. Vor fast fünf Jahren erlitt Iva Boes ein Schädel-Hirn-Trauma und andere schwere Verletzungen. So macht sie mit ihrer Geschichte Betroffenen Mut.
Niemand weiß, was Iva Boes am 20. März 2018 in der Longierhalle in Willich so schwer vom Pferd stürzen ließ. Dass sie viereinhalb Jahre nach einem schweren Schädel-Hirn-Trauma, inneren Blutungen und Knochenbrüchen wieder im Sattel sitzt, dankt die heute 44-Jährige ihrem eisernen Willen und einer maßgeschneiderten Therapie in der BG Klinik in Duisburg. Die Geschichte eines harten, aber erfolgreichen Weges lässt selbst die Ärzte staunen.
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Dr. Markella Markou hätte kaum darauf gewettet, dass die Patientin, die im September 2018 nach der Akutbehandlung in Krefeld und Duisburg in die BG Klinik eingeliefert wurde, wieder auf die Beine kommt. „Ihr Gesundheitszustand war besorgniserregend“, sagt die Oberärztin. Konkret: Iva Boes war nach einer Art Wachkoma orientierungslos, konnte weder selbstständig essen noch richtig sprechen, nicht laufen und kein Wasser lassen. Die rechte Körperhälfte nahm sie nicht wahr, hatte spastische Lähmungen besonders im Arm, Schluck- und Wundheilungsstörungen.
Therapie-Programm aus Physio-, Ergo- und Logotherapie
„Das erste, an das ich mich nach dem Unfall wirklich erinnern kann, ist das Bett im BG Klinikum Duisburg“, berichtet Iva Boes selbst. Bald begann das interdisziplinäre Team der Neuro-Rehabilitation um Chefärztin Dr. med. Susann Seddigh mit einem Therapie-Programm aus Physio-, Ergo- und Logotherapie sowie Neuropsychologie. Regelmäßig verabreichte Botox-Injektionen lösten die Spastiken in den Armen. Die Intensität, oft arbeiteten mehrere Spezialisten zeitgleich mit der Patientin, „hat wohl eine wichtige Rolle bei der Genesung gespielt“, vermutet Markou.
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Nach sieben Monaten hatte die 40-Jährige schon große Fortschritte gemacht: Konnte Fragen mit drei bis fünf Worten beantworten, kurze Sätze in verschiedenen Sprachen sagen – deutsch, englisch, französisch und ihre Heimatsprache kroatisch. „Das war zu diesem Zeitpunkt beeindruckend“, sagt die Oberärztin. Auch das Erinnerungsvermögen kehrte zurück, wenig später konnte Iva Boes eine kurze Zeit frei sitzen. „Mein Herzenswunsch war damals schon, wieder reiten zu können“, meint Boes – diese Hoffnung sei ihr Ansporn und Herausforderung zugleich gewesen.
Ärztin: Besserung ist nur möglich, wenn die Patienten mitmachen
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Ein wichtiger Pluspunkt, betont ihre Ärztin: „Eine Besserung nach solchen Unfällen ist nur dann möglich, wenn die Patienten mitmachen. Sie wollte – unbedingt.“ Im Januar 2020 war Iva Boes so weit wiederhergestellt, dass sie nach Hause entlassen werden konnte. Ambulant ging fortan die Therapie weiter: mit kognitivem Gedächtnis- und Aufmerksamkeitstraining, Physio- und Ergotherapie und einer ambulanten Hippotherapie.
Neben der Behandlung habe auch die Unterstützung durch Boes’ Mann Marc „entscheidend zu dieser erstaunlichen Besserung beigetragen“, ist Oberärztin Markou sicher. Alle drei Monate werden in der BG Klinik, die Iva Boes „mein zweites Zuhause“ nennt, Therapie und Medikation an die Fortschritte angepasst. Der Weg geht weiter: Zwar reitet Iva Boes mit ihrem Pferd schon wieder leichte Hindernisse, benötigt bei ihrer Versorgung aber noch Unterstützung und einen Rollator beim Gehen. Solange das Gesichtsfeld noch eingeschränkt ist, darf sie kein Auto steuern.
Nach schwerem Schädel-Hirn-Trauma ist oft noch vieles möglich
Ihre nächsten Ziele sind klar: Den Rollator gegen einen Gehstock tauschen, den Alltag komplett ohne Hilfe bewältigen. „Wenn es jemand schafft, dann meine Frau. Sie ist von Natur aus eine große Kämpferin“, sagt ihr Mann Marc. Iva Boes möchte mit ihrer Geschichte anderen Betroffenen Mut machen. „Auch nach einem schweren Schädel-Hirn-Trauma ist oft noch vieles möglich.“
DAS ZIEL: RÜCKKEHR IN ALLTAG UND BERUF
- Die BG Klinik in Buchholz ist spezialisiert auf die Behandlung und Rehabilitation von Patienten mit schweren neurologischen Verletzungen. „Mit allen geeigneten Mitteln zurück in Beruf und Alltag“, ist dabei die Devise des interdisziplinären Teams.
- Zum Therapie-Paket gehören auch MRT- und CT-Untersuchungen des Kopfes und anderer Körperteile, eine intensive Schmerztherapie, Schluck- und Sprachförderung und – ganz wichtig – Physio- und Ergotherapie.