Duisburg. Seit Jahren sucht die Stadt eine Fläche für einen Tierheim-Neubau. Letzte Verhandlungen sind gescheitert. Ein neuer Standort rückt in Sichtweite.
„Villa Gertrud“ steht an dem alten Blechcontainer, eines der vielen Provisorien im Tierheim in Neuenkamp. Schöner Wohnen geht anders. Von den prekären Verhältnissen für Tiere und Mitarbeitende überzeugten sich am Montag an der Lehmstraße die NRW-Ministerin für Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Silke Gorißen (CDU) und die Landes-Tierschutzbeauftragte Dr. Gerlinde von Dehn. Immerhin: Eine Lösung für einen Neubau rückt nun zumindest in Sichtweite.
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Verhandlungen über den Kauf einer Fläche südlich der A 40-Rheinbrücke an der Wilhelmallee in Homberg seien gescheitert, berichtete Umweltdezernent Matthias Börger. „Die Besitzerin hat andere Pläne.“ Als Alternative favorisiere die Verwaltung deshalb ein ebenfalls linksrheinisches Areal in der Nähe, das sich bereits im städtischen Besitz befindet. Börger: „Einen geeigneten Standort für ein Tierheim zu finden, ist schwierig, aber dort ist es wohl möglich.“
Baukosten für neues Tierheim zwischen zehn und zwölf Millionen Euro
Auf der Suche ist die Stadt seit fünf Jahren, so lange steht fest, dass sie über eine Erbschaft in Höhe von 1,7 Millionen Euro für ein neues Tierheim verfügen kann. Dessen Kosten liegen aber deutlich höher. „Zwischen zehn und zwölf Millionen Euro“, schätzen sowohl Tierheimleiter Lutz Kaczmarsch als auch die Landesbeauftragte, brauche es für eine Einrichtung, die dem Stand der Technik entspreche. Das Land stellt eine Neubauförderung von bis zu 80.000 Euro in Aussicht.
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Klar ist: Die Zustände an der Lehmstraße müssen bald enden. „Absolut verbesserungswürdig“, nannte sie Ministerin Gorißen nach einem einstündigen Rundgang. Sie sah viele Katzen in engen Einzelkäfigen, ähnlich das Bild bei den Kaninchen. „Wir würden uns ein Großgehege wünschen, aber dafür fehlt Platz“, bedauert Norma Puchstein, die Vorsitzende des Tierschutzvereins, der im Auftrag der Stadt die Einrichtung betreibt. Einziger Lichtblick: Das Vogelhaus, wo ein Volierenbauer unlängst eine neue Behausung für Dutzende verschiedenster Sittiche geliefert hat – möglich machte es eine Spende.
Steigende Zahlen bei Katzen und Tierarztkosten
Die bloße Zahl der Tiere bringt das Tierheim und sein Team an Grenzen: Die 55 Hunde finden Platz, problematischer ist’s für die 140 Katzen – davon 80 in Quarantäne wegen diverser Krankheiten und Seuchen. Auch Neuzugänge bei den Hunden müssen oft isoliert werden, weil sie aus Qualzuchten stammen und keinen Tollwut-Schutz haben. Immerhin hat sich die Lage bei den Kaninchen entspannt. „Wir hatten 60, aktuell sind’s 30“, berichtet Kaczmarsch.
Steigende Tierarztkosten drohen den Verein zu überfordern. „Die Behandlung einer Katze kostet statt bisher acht nun 23 Euro“, sagt der Leiter, „das lähmt uns, eigenes Tierarzt-Equipment haben wir nicht“. Problematisch sind auch die Arbeitsbedingungen: Der Aufwand könnte deutlich sinken, wenn etwa nicht jeder Futtersack von Hand über eine Treppe in die Hunde-Anlage getragen werden müsste.
NRW-Tierschutzbeauftragte: Defizite im Tierheim sind „klar sichtbar“
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„Die Defizite sind klar sichtbar“, urteilt auch Gerlinde von Dehn. Der Stadt Beine machen beim Neubau kann die gelernte Tierärztin nicht. Die Aufsicht über die Einrichtung liegt beim städtischen Veterinäramt. Die Situation sei „kritisch zu sehen“, sagt Wolfram Schön, dort Tierarzt. „Eine Hundeanlage mit gegenüberliegenden Zwingern würde man heute nicht mehr so bauen.“ Ohne einen Neubau bleibe allerdings auch aus seiner tierärztlichen Sicht keine Wahl: „Viele Tiere stammen aus Sicherstellungen. Sie haben zuvor in noch viel schlechteren Verhältnissen gelebt.“
>> MINISTERIN DANKT DEN MITARBEITENDEN
- Tierheim-Leiter Lutz Kaczmarsch hatte die Landwirtschaftsministerin bei einem anderen Termin in Duisburg getroffen und sie zum Besuch im Tierheim eingeladen. Silke Gorißen nutzte den Besuch in Neuenkamp, um sich persönlich nicht nur beim Duisburger Team, sondern bei den Mitarbeitenden in den landesweit 90 Tierheimen zu bedanken.
- Das Duisburger Tierschutz-Zentrum beschäftigt 24 Mitarbeitende und zwei Auszubildende, rund 50 Ehrenamtliche engagieren sich zudem, etwa als Spaziergänger für die Hunde. „Sie erledigen hier mit viel Engagement und Herzblut eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe“, lobte die CDU-Politikerin, die aus Kleve stammt. Gorißen erinnert an die Belastungen der Arbeit durch das erlebte Tierleid. Auch deshalb müsse ein Duisburger Tierheim mit „besseren Bedingungen für Team und Tiere“ geben.