Duisburg. Futter wird teurer, Spenden lassen nach. Selten war ein Sommerfest für das Duisburger Tierheim so wichtig. Warum dort derzeit Notstand herrscht.

Das Duisburger Tierheim freut sich nach dem Sommerfest am Sonntag über „mindestens 1000 Besucher“ und „sehr viel Zuspruch“. Diese erste Zwischenbilanz zog Lutz Kaczmarsch, seit April Leiter der Einrichtung, nach dem ersten Sommerfest seit 2019. „Wir sind sehr glücklich.“

Zu den Besuchern in Neuenkamp zählten neben Duisburgs Oberbürgermeister Sören Link der Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, Thomas Schröder, und der Vorsitzende des Landestierschutzverbandes Nordrhein-Westfalen, Peer Fiesel. Mit ihnen hätten die Verantwortlichen etwa über die Zukunftsperspektive der Einrichtung gesprochen. Die Stadt will ein neues Tierheim, ein Millionen-Erbe soll helfen. Eine Option ist ein Grundstück an der Wilhelmallee in Homberg (wir berichteten).

Tierheim Duisburg: Zurzeit besonders auf Spenden angewiesen

Am Programm beteiligten sich mit Aktionen und Vorführungen auch die Feuerwehr, die Polizeihundestaffel Duisburg sowie Melanie Fydrich und ihre Hundedame Trouble – die zweifachen Gewinner der RTL-Show „Top Dog Germany“. Der Eissport-Verein Duisburg veranstaltete ein Eishockey-Torwandschießen – mit den Füchsen wolle das Tierheim künftig weiter kooperieren, so Kaczmarsch.

Das Sommerfest bringt dem Tierheim in der Regel jede Menge Spenden ein. Im Jahr 2019 waren es fast 12.000 Euro, ermöglicht durch den Verkauf von Speisen, Getränken und Losen. Dann musste die Veranstaltung coronabedingt zwei Jahre ausfallen.

Spenderinnen und Spendensammler des Tierheims (v.l.): Bettina Krause und Silvia Limbeck ließen sich von Mark-Alexander Gerhards und Dennis Erlenbusch gegen eine Spende fürs Tierheim fotografieren.
Spenderinnen und Spendensammler des Tierheims (v.l.): Bettina Krause und Silvia Limbeck ließen sich von Mark-Alexander Gerhards und Dennis Erlenbusch gegen eine Spende fürs Tierheim fotografieren. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

In diesem Jahr sei das Tierheim umso stärker auf die Einnahmen angewiesen gewesen, sagt Norma Puchstein, Vorsitzende des Tierschutzzentrums Duisburg. Nach den Sommerferien seien alle Plätze für Tiere vergeben. Selbst für absolute Notfälle fehle allmählich der Platz.

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Futter wird teurer und weniger spenden

Das Duisburger Tierheim beherberge aktuell 295 Tiere, darunter 190 Katzen, 63 Hunde, 76 Kleintiere und 47 Vögel. Da man für Fundtiere immer ein paar Plätze freihalten müsse, seien die Gehege damit voll. „Viele kranke Fundtiere, vor allem Kaninchen und Katzen, sind hinzugekommen und die Spendenbereitschaft ist aufgrund der Inflation stark gesunken“, bedauert Tierheimleiter Kaczmarsch. Dies verschärfe die ohnehin schon schwierige finanzielle Situation im Tierschutz enorm.

„Gerade im Bereich der Kleintiere ist das eine Vollkatastrophe“, so Kaczmarsch. So seien die Preise für Grundnahrungsmittel wie Heu von 4,50 Euro auf 7,50 Euro pro Ballen gestiegen. Auch Frischfutter wie Möhren, Fenchel und Salat seien mittlerweile nahezu unbezahlbar. Dabei hatte die Stadt Duisburg das finanzielle Budget für das Tierschutzzentrum Anfang Juli auf rund 500.000 Euro pro Jahr erhöht.

Haustiere kommen im „erbärmlichen Zustand“ ins Duisburger Tierheim

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Hinzukommen hohe Arztkosten, da die Tiere häufig abgemagert, verfilzt, mit Parasiten übersät oder mit tränenden Augen gefunden werden. „Sicherstellungen sind noch mal eine ganz andere Hausnummer. Da bekommen wir oft Tiere in einem insgesamt erbärmlichen Zustand“, ergänzt Tierheimsprecherin Anita Deckers.

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Tierheimleiter Lutz Kaczmarsch sieht den aktuellen Notstand auch als eine Folge der Corona-Pandemie. „Zu Lockdown-Zeiten haben sich viele Familien Haustiere angeschafft, um die Kinder bei Laune zu halten“, meint er. „Jetzt bemerken sie, dass so ein Haustier, auch wenn es klein ist und ,nur’ im Käfig sitzt, jede Menge Zeit und Geld kostet.“

Mit Veranstaltungen wie dem Sommerfest wolle sich das Duisburger Tierheim nun neu präsentieren und wieder mehr Menschen für den Tierschutz begeistern.

>> TIERHEIM IN DUISBURG CORONABEDINGT FÜR BESUCHER NOCH GESCHLOSSEN

  • Ein Besuch des Tierheims zwecks Tiervermittlung/Besichtigung ist nur nach Terminabsprache und vorherigem Ausfüllen eines Interessentenfragebogens möglich.
  • Weitere Infos gibt es telefonisch montags bis freitags von 10 Uhr bis 16 Uhr sowie samstags, sonntags und feiertags von 10 Uhr bis 12 Uhr und von 13 Uhr bis 17 Uhr unter 0203 93 55 090.
  • Für Besucher ist die Einrichtung coronabedingt vorerst weiter geschlossen. Vermittlungen sind aber schon lange wieder möglich. Weitere Infos und einen Fragebogen für Interessenten gibt es online auf www.tierheimduisburg.de.