Duisburg-Meiderich. Immer mehr Hunde- und Katzenbesitzer brauchen Hilfe von der Tiertafel Duisburg. Um das schultern zu können, ist der Verein auf Hilfe angewiesen.

Am niedrigen Zaun vor der ehemaligen Hausmeisterwohnung der James-Rizzi-Schule in Meiderich bilden sich lange Schlangen von Menschen mit Rucksäcken, Pfandeimern und Einkaufswägelchen. Es ist Ausgabetag bei der Tiertafel Duisburg und Dosenfutter, Katzenstreu, Vogelsand und Leckerlis für mehrere Wochen sind schwer zu tragen.

Drinnen kümmert sich in der Ausgabe, der Anmeldung und dem Lager ein durchorganisiertes Team für den reibungslosen Ablauf. Durchschnittlich versorgt die Tafel monatlich 140 Hunde, 160 Katzen, 25 Vögel und 22 Nager von Menschen, die von einer Minirente oder von Hartz IV, ALG oder Grundsicherung leben müssen. So steht es auf der Internetseite, aber die Zahlen sind schon wieder überholt.

Die Tiertafel in Duisburg bekommt viele Neuanmeldungen

„Wir hatten allein im letzten Monat dreiundzwanzig Anmeldungen von Neukunden“, seufzt Kassenwartin Jessika Heinen, „wenn das so weitergeht, ist unser Katzenfutterlager bald leer.“ Die Menschen würden wegen der Preiserhöhungen im Moment jeden Cent sparen und hätten Angst vor der nächsten Heizkostenabrechnung, vermutet die zweite Vereinsvorsitzende.

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Dem gestiegenen Bedarf steht leider aus ähnlichen Gründen eine spürbare Abnahme der Spendenbereitschaft gegenüber. Die Spendenkörbe in verschiedenen Duisburger Geschäften sind inzwischen oft nur noch halbvoll, wenn sie abgeholt werden. Hat das Lagerteam dann noch die versehentlich eingeworfenen Papiertaschentücher und anderen Müll entfernt, dann bleibt auf längere Sicht nicht genug, um alle Fellnasen sattzukriegen.

Michaela Schmidt und Jessika Heinen geben bei der Tiertafel in Duisburg einmal im Monat Futter aus.
Michaela Schmidt und Jessika Heinen geben bei der Tiertafel in Duisburg einmal im Monat Futter aus. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Es gilt das Arche-Noah-Prinzip: Nicht mehr als zwei Tiere einer Sorte werden unterstützt

Dabei sind die Abgaberegeln durchaus streng. Man muss bei der Anmeldung nachweisen, dass man berechtigt ist und mit dem Impfpass belegen, dass man wirklich ein Tier besitzt. Und es gilt das Arche-Noah-Prinzip. Höchstens zwei Tiere einer Sorte werden pro Besitzer versorgt. Der Verein will Menschen und Tieren in Not helfen, aber keine Tier-Messies fördern.

Empfangsdame ist heute die erste Vereinsvorsitzende Kerstin Rausch. Sie schaut kurz auf die Kundenkarte von Stammkundin Jessica, die Futter für ihren Boxer und ihren Ridgeback braucht. „Hast du schon bezahlt?“, fragt sie und Jessica reicht ihr die zwei Euro Schutzgebühr für ihre zwei abgepackten Futterportionen, die sie gleich abholen kann. Die langen wieder zwei bis drei Wochen. „Ich würde meine Hunde nie hungern lassen,“ versichert sie, „die sind mein Ein und Alles, da verzichte ich lieber auf andere Sachen, rauche nicht und geh nicht feiern oder so.“

Futterstellen für wilde Katzen werden auch beliefert

Unten im Keller wirbelt Julia Rausch durchs Katzenfutterlager. Die Ehefrau der ersten Vorsitzenden deutet auf eine hohe Wand aus Katzenfutterdosen. „Das ist heute Abend alles weg“, sagt sie. Sie klingelt mit dem Walkie-Talkie die Ausgabe an. „Schickt mal den Lee runter“, bittet sie. Der zehnjährige Sohn von Jessika Heinen hilft beim Sortieren, auch wenn ihm persönlich Hunde lieber sind als Katzen. Abgelaufene Futterspenden dürfen nicht ausgegeben werden, aber sie gehen an die Futterstellen für wilde Katzen. „Wir werfen hier möglichst nichts weg“, sagt Julia Rausch. In einem Extraraum stehen getreidefreie Futterdosen, Seniorenfutter und solches für nierenkranke Katzen. Wer davon etwas möchte, muss eine Tierarztbescheinigung mitbringen.

Oben stöbern die Kunden durch gespendete Katzentransportboxen, Hundeleinen, Bürsten und Spielzeug. Jessika Heinen blickt etwas sorgenvoll auf ihre Kundschaft. „Wenn der Andrang so bleibt und wir nicht mehr Spender dazugewinnen, dann müssen wir gegen Ende des Jahres zumindest die Katzenfutterausgabe schließen“, befürchtet sie. Dann könnte es eng werden für die Katzen-Papas und Hunde-Mamas am Zaun, für die ihre Tiere kein Luxusgegenstand sind, sondern Lebensgefährten.

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>> SPENDER GESUCHT

  • Im Jahr 2017 wurde die Tiertafel Duisburg e. V. gegründet. Ihr Vereinszweck ist es, „Hilfsbedürftigen Menschen zu ermöglichen, trotz ihrer finanziellen Lage ihre Haustiere behalten und versorgen zu können“. Dafür engagieren sich rund ein Dutzend aktiver Mitglieder im Ehrenamt.
  • Zu den Spendern der Tafel gehören neben Privatpersonen auch etliche Futtermittelgeschäfte aus dem Umfeld. Nähere Informationen zu Spendenabgabenstellen gibt es auf der Internetseite tiertafel-duisburg.de und telefonisch unter 01 57- 36 72 19 60.