Duisburg. Um die Haltung der Orang-Utans im Zoo Duisburg ist ein Streit entbrannt – samt Strafanzeige. Was das Veterinäramt zu den Bedingungen sagt.

Die Tierrechtsorganisation Peta hat bekanntlich Anzeige gegen den Zoo Duisburg erstattet (wie berichtet). Die Aktivisten werfen dem Tierpark vor, gegen Haltungsvorgaben bei den Menschenaffen zu verstoßen. Im Zuge des Ermittlungsverfahrens wurde laut Staatsanwaltschaft auch das Veterinäramt der Stadt zu einer Stellungnahme aufgefordert.

Auf Anfrage der Redaktion teilt das Veterinäramt mit, dass die letzte Kontrolle des Geheges für Orang-Utans im Mai erfolgte, somit nur wenige Wochen nach der Anzeige durch die Tierrechtsorganisation. In der Vergangenheit, so teilt es das Veterinäramt mit, seien im Zusammenhang mit den Orang-Utans keine Verstöße gegen das Tierschutzgesetzt festgestellt worden.

Orang-Utans im Zoo Duisburg: Das sagt das Veterinäramt zum Verhalten der Tiere

Zum Eindruck der Orang-Utans heißt es: „Die Tiere haben ein unauffälliges soziales Verhalten im Familienverband gezeigt.“ Das Veterinäramt habe bei den Kontrollen keine Anzeichen von haltungsbedingtem Stress feststellen können.

Videoaufnahmen, die Peta der Staatsanwaltschaft vorgelegt hat, sollen das laut Einschätzung der Aktivisten widerlegen: Die Bewegtbilder zeigen, wie ein Orang-Utan im Zoo Duisburg mehrmals Nahrung hochwürgt und das Erbrochene wieder aufnimmt. Dies sei laut Tierschützern ein „abnormales Verhalten“ und Ausdruck einer „psychischen Störung“. Der Zoo Duisburg widerspricht: Die Ursache für ein solches Verhalten sei nicht abschließend bekannt und stelle auch keinen Indikator für das Wohlbefinden eines Tieres dar.

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„Das Gehege im Äquatorium entspricht im Hinblick auf die Größe des Innengeheges nicht mehr den aktuellen Anforderungen des Säugetiergutachtens“, merkt das Veterinäramt eine Abweichung von den 2014 veröffentlichten Mindestanforderungen an, die das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft veröffentlicht hat. Jedoch: „Dies wird durch die Ausstattung der Gehege, die ganzjährige Möglichkeit, das Außengehege zu nutzen, die tier- und verhaltensgerechte Betreuung durch versierte Pflegerinnen und Pfleger sowie Fachtierärztinnen und das vielfältige Angebot an Tierbeschäftigung (Enrichment) kompensiert“, teilt das Veterinäramt mit.

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Masterplan sieht Verbesserung für Affen vor – aber wann?

Der Zoo habe auf die mittlerweile gesteigerten Haltungsanforderungen zudem in seinem Masterplan Bezug genommen, teilt das Veterinäramt mit, und die „Verbesserung der Primatenhaltung durch Vergrößerung der Anlagen“ zugesichert. Einen konkreten Zeitplan nennen die Verantwortlichen des Zoos aber bislang nicht. Durch die verzögerte Umsetzung kommen grundsätzlich Verbesserungen der Haltung für aktuelle Zootiere zu spät, kritisiert der Deutsche Tierschutzbund.

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Tierschützer fordern indes, dass eine Begutachtung der Gehege und Bewertung der Haltungsbedingungen nicht nur durch ein ebenfalls städtisches Veterinäramt erfolgen, sondern auch unabhängige Experten zurate gezogen werden. Statt eines unverbindlichen Säugetiergutachtens – an dem sich Zoos zwar orientieren, aber die Anforderungen aufgrund finanzieller Beschränkungen nur verzögert umsetzen – brauche es in Deutschland auch eine rechtsverbindliche Verordnung zur Haltung von Wildtieren in Zoos, erklärt der Deutsche Tierschutzbund.

Das Äquatorium, in dem die Affen leben, soll modernisiert werden, verspricht der Zoo Duisburg in seinem Masterplan.
Das Äquatorium, in dem die Affen leben, soll modernisiert werden, verspricht der Zoo Duisburg in seinem Masterplan. © WAZ-Fotopool | MILBRET, Udo