Duisburg. Über 300 Stellen baut Mitsubishi Power Europe in Duisburg ab. Die Details dazu sind nun vereinbart. Für die Beschäftigen stehen nun Gespräche an.
Nach monatelangen Verhandlungen steht nun fest, wie der massive Stellenabbau beim Anlagenbauer Mitsubishi Power Europe am Europasitz am Duisburger Innenhafen konkret ablaufen soll.
Im Mai hatte die Geschäftsführung die Belegschaft mit der Nachricht vom drastischen Einschnitt erschüttert (wir berichteten). Jetzt ist endgültig klar: Die Zahl der Arbeitsplätze dort wird bis Ende 2023 von 570 auf 223 reduziert.
Ursprünglich sollten gar nur 150 Jobs vor Ort erhalten bleiben. Offensichtlich konnte der Betriebsrat die Unternehmensseite dann aber doch von seinem Konzept überzeugen und dadurch weitere Stellen retten. „Das ist schon ein Erfolg“, meint die Betriebsratsvorsitzende Mireille Klomps.
Mitsubishi Power Europe trennt sich in Duisburg komplett vom Kraftwerksneubau
Demnach wird sich Mitsubishi Power Europe fortan ausschließlich auf das Servicegeschäft konzentrieren – also zum Beispiel auf die Wartung von Kraftwerken und Wärmepumpen sowie auf die Brennstoffumstellung von Anlagen. Dies ist derzeit deutlich profitabler als der Kraftwerksneubau, bei dem Mitsubishi-Mitarbeiter international bei Bauprojekten eingebunden waren und auch noch sind.
Der Betriebsrat hatte in den Gesprächen mit der Geschäftsführung mehrfach vorgerechnet, dass über 200 Mitarbeiter am Standort gebraucht würden, um die Servicesparte „vernünftig und mit Perspektive“ betreiben zu können. Das Gremium geht davon aus, dass das Umsatzvolumen so pro Jahr 130 Millionen Euro betragen könne. Die Chefetage hatte dem Vernehmen nach in dieser Sparte einen Umsatz von 100 Millionen Euro gefordert.
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„Wir sehen das Unternehmen nun zukunftsfähig aufgestellt und glauben fest an das Konzept“, erklärt Mireille Klomps. „Das Unternehmen ist mit dem Servicegeschäft, das sich bereits jetzt als profitabel erweist, gut aufgestellt“, ergänzt Mitsubishi-Sprecherin Claudia Wedemann.
Die Hoffnung ist da, dass nun endlich Ruhe bei der Tochterfirma von Mitsubishi Heavy Industries einkehrt. Denn: Bereits 2017 baute das Unternehmen – damals noch unter dem Namen Mitsubishi Hitachi Power Systems – jeden dritten Arbeitsplatz in Duisburg ab.
Mitarbeiter erhalten in Gesprächen mit Personalabteilung Angebote
Nun der nächste harte Schnitt: Es trifft auch in den kommenden Monaten bis Ende 2023 über 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Beschäftigten, für die es nicht weiter geht, wurden am Montag und Dienstag über ihr individuelles „Austrittsdatum“ informiert. Der stufenweise Abbau orientiert sich dabei auch an den Verpflichtungen in den Neubauprojekten der jeweiligen Arbeitnehmer.
Sie werden in den kommenden Wochen in Gespräche mit der Personalabteilung über eine einvernehmliche Trennung gehen. Betriebsrat und Konzern haben sich auf einen Interessensausgleich und Sozialplan geeinigt. Deutschlandchef Jörg Böwe hatte dies bereits Ende September als klares Ziel ausgerufen.
Den Mitarbeitern werden also Aufhebungsverträge oder die Übernahme in eine Transfergesellschaft angeboten. In dieser sollen sie dann zwischen vier und zwölf Monate lang – je nach Dauer der Zugehörigkeit in der Firma – weiter einen Großteil ihres Gehalts erhalten. Die ersten dieser Gespräche sollen noch in dieser Woche geführt werden. Der Betriebsrat hat den Mitarbeitern dort Unterstützung angeboten.
Experten gehen davon aus, dass die beruflichen Aussichten für viele der hochqualifizierten Maschinenbauer, Techniker und Ingenieure in der Region gut sind. Die Bewegung in der Belegschaft ist nach Informationen dieser Redaktion bereits seit dem Sommer groß. Viele Beschäftigte haben sich bereits umorientiert oder befinden sich in der Bewerbungsphase. Headhunter sollen darüber hinaus gezielt auf Angestellte zugegangen sein.
Obwohl nun auch die Details zum Jobabbau fix sind, bleibt ein Fragezeichen: Geht es ab 2024 auch an dem bisherigen Standort an der Schifferstraße 80 weiter? „Langfristig ist dies Gegenstand weiterer Diskussionen und wurde noch nicht endgültig entschieden“, erklärt Unternehmenssprecherin Wedemann. Zumindest im kommenden Jahr werde Mitsubishi Power Europe aber sicher am Innenhafen bleiben.
>>Sozialplan in Betriebsversammlung vorgestellt
- Der Belegschaft wurde der Sozialplan bei einer einstündigen Betriebsversammlung am Mittwochvormittag vorgestellt. Die Belegschaft habe dies „gespannt“ verfolgt, berichtete die Betriebsratsvorsitzende Mireille Klomps nach der Zusammenkunft in der Duisburger Mercatorhalle.
- Es war die dritte Betriebsversammlung bei Mitsubishi Power Europe innerhalb eines halben Jahres.