Duisburg. 400 Stellen möchte Mitsubishi Power Europe in Duisburg abbauen. Der Betriebsrat will mit neuem Konzept Jobs retten. So reagiert die Chefetage.

Mit einem neuen Plan möchte der Betriebsrat beim Anlagenbauer Mitsubishi Power Europe bis zu 65 Jobs retten. Im Mai hatte die Geschäftsführung die Belegschaft mit der Nachricht von einem massiven Stellenabbau am Europasitz am Duisburger Innenhafen geschockt (wir berichteten). Demnach soll dort die Zahl der Arbeitsplätze bis Ende 2023 von 570 auf 150 reduziert werden.

Nach einer Analyse und einigen Klausurtagungen hat der Betriebsrat am Dienstag bei einer zweiten Betriebsversammlung innerhalb von wenigen Wochen nun ein neues Konzept vorgelegt. Es gleicht in der Startannahme dem der Geschäftsleitung: Auch hier soll sich das Unternehmen auf das Servicegeschäft konzentrieren – also zum Beispiel auf die Wartung von Kraftwerken und Wärmepumpen und auch auf die Brennstoffumstellung von Anlagen. Dies ist aktuell deutlich profitabler als der Kraftwerksneubau.

Nach Plänen des Betriebsrats sollen weiterhin 215 Mitarbeiter am Europasitz im Duisburger Innenhafen arbeiten.
Nach Plänen des Betriebsrats sollen weiterhin 215 Mitarbeiter am Europasitz im Duisburger Innenhafen arbeiten. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

„Um dies allerdings vernünftig und mit Perspektive zu betreiben, rechnen wir in unseren Planungen mit 215 Mitarbeitern am Standort“, gibt die Betriebsratsvorsitzende Mireille Klomps einen Einblick in die Details. Das Umsatzvolumen könnte so nach den Rechnungen des Gremiums pro Jahr 130 Millionen Euro betragen. Dem Vernehmen nach fordert die Chefetage in dieser Sparte einen Umsatz von 100 Millionen.

Mitsubishi Power Europe in Duisburg: Unterschiedliche Einschätzung der Marktlage

Stehen die Chancen für eine Neubewertung also nicht so schlecht? „Wir haben den gleichen Startpunkt, aber eine andere Einschätzung der Marktlage“, sagt Deutschlandchef Jörg Böwe. Der Betriebsrat setzt auch stark auf Duisburgs Entwicklung zum Wasserstoffzentrum. Die Unternehmensseite ist offenbar zurückhaltender in der Bewertung.

Vor der Betriebsversammlung war die Belegschaft auf die Straße gegangen. Bei einem Protest-Spaziergang forderten etwa 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter lautstark „Zukunft, Sicherheit und Perspektive“. Der Unmut und die Verunsicherungen sind bei den Beschäftigen groß. Bereits im Jahr 2017 baute das Unternehmen – damals noch unter dem Namen Mitsubishi Hitachi Power Systems – jeden dritten Arbeitsplatz in Duisburg ab.

Auch nun steht fest, dass es für viele der hochqualifizierten Maschinenbauer, Techniker und Ingenieure vor Ort nicht weitergeht. Ein erster großer Schnitt ist den Ankündigungen des Unternehmens nach bereits bis Januar 2023 vorgesehen: Die Zahl der Vollbeschäftigten soll dann auf 279 schrumpfen.

Sozialplan bleibt das Ziel

Wie genau der Arbeitsplatzabbau aussehen soll, ist noch nicht bekannt. Die Chefetage und der Betriebsrat bestätigen, dass nun die Informationsphase abgeschlossen sei. Die Arbeitnehmervertreter wurden hierbei bereits juristisch und wirtschaftlich durch die Gewerkschaft IG Metall beraten.

„Wir stehen vor schwierigen Maßnahmen. Nun beginnt die Verhandlungsphase“, kündigte Böwe am Mittwoch an. Ziel sei weiterhin ein Sozialplan. Inhaltliche Details, zum Beispiel zu einer möglichen Transfergesellschaft, wurden noch nicht verkündet.

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Nach Informationen dieser Redaktion ist die Bewegung unter den Mitarbeitern bereits jetzt schon groß. Zahlreiche Kräfte haben sich umorientiert und neue Arbeitgeber gefunden. Auch sollen Headhunter gezielt auf Mitsubishi-Angestellte zugegangen sein.

>> Autos machen Mitsubishi weltweit bekannt

  • Mitsubishi Power Europe ist eine Tochter des japanischen Unternehmens Mitsubishi Heavy Industries. Die Mutterfirma Mitsubishi ist vor allem durch ihre Autofertigung weltweit bekannt.
  • Welche Auswirkung der Stellenabbau auf die Immobilie an der Schifferstraße 80 im Innenhafen haben wird, ist noch nicht bekannt. Dort ist zuletzt mit dem Unternehmen Tenova ein weiterer Anlagenbauer eingezogen.