Duisburg. Die Anmeldephase für die Grundschulen in Duisburg ist beendet: Viele werden die Wunsch-Schule nicht bekommen. Hunderte verpassten die Anmeldung.

  • Mindestens 5360 Erstklässler werden 2023 in Duisburg eingeschult.
  • Hunderte Eltern verpassten die Anmeldung.
  • Viele Erstklässler werden ihre Wunsch-Schule nicht bekommen.

Mindestens 5360 Erstklässler werden in Duisburg im kommenden Jahr eingeschult. 600 Familien verpassten die Anmeldefrist, sie werden jetzt vom Amt für schulische Bildung erneut angeschrieben. Das Anmeldeverhalten aller anderen zeigt, wie sich der Großteil der Kinder auf die 77 Grundschulen verteilen könnte - und dass viele nicht ihre Wunsch-Schule bekommen werden.

Absoluter Spitzenreiter mit 118 Anmeldungen ist die Städtische Grundschule Humboldtstraße in Hamborn. Die benachbarte Katholische Grundschule Jägerstraße (Abteischule) hat indes nur 60 Anmeldungen. Laut Einwohnermeldeamt wohnen im Einzugsbereich der beiden Schulen insgesamt 180 Kinder, die etwa sechs Jahre alt sind.

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Grundschulleiterin ist „ratlos“ wegen der hohen Anmeldezahlen

Manuela Hindenburg bekennt, dass sie ratlos ist angesichts dieser Zahlen. Die Schulleiterin der GGS Humboldtstraße begrüßt täglich 340 Schülerinnen und Schüler, Tendenz kontinuierlich steigend durch weitere Seiteneinsteiger, Geflüchtete oder Kinder, die mit ihren Eltern umgezogen sind. „In Klasse 1 habe ich jetzt ein 30. Kind aufgenommen“, sagt sie.

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Warum bislang weniger Kinder an der Abteischule angemeldet wurden, kann Hindenburg nur mutmaßen, denn sie ist bislang immer vierzügig gewesen, die GGS dreizügig. Und die Abteischule bekommt für über zehn Millionen Euro einen Neubau, auch der Altbau wird saniert.

Die Grundschule Humboldtstraße verzeichnet in Duisburg die meisten Anmeldungen von Erstklässlern. 37 werden hier keinen Platz finden.
Die Grundschule Humboldtstraße verzeichnet in Duisburg die meisten Anmeldungen von Erstklässlern. 37 werden hier keinen Platz finden. © FUNKE Foto Services | Udo Milbret

Gründe könnten aber sein, dass manche muslimische Eltern ihr Kind nicht an einer konfessionell gebundenen Schule sehen. Das Ganztagsangebot sowie Freunde und Familienangehörige, die schon an der GGS sind, können ziehen. Ferner könnte die Nähe zur Schule ausschlaggebend sein, auch wenn es sich nur um wenige Hundert Meter handelt.

Hinter jeder Zahl steht ein Mensch, steht eine Hoffnung auf Bildungschancen

Das Amt für schulische Bildung erklärt, dass an der GGS Humboldtstraße maximal 81 Kinder aufgenommen werden können. „Alle Anmeldungen darüber hinaus müssen im Januar an in der Nähe gelegene Schulen koordiniert werden“, sagt Gabi Priem von der Pressestelle der Stadt Duisburg. Für 33 Grundschulen haben sich außerdem die Schuleinzugsbereiche verändert, in Hamborn decken sie sich für die beiden Grundschulen laut Geoportal der Stadt nicht ganz.

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Nach welchen Kriterien die 37 überzähligen Kinder an der GGS abgelehnt werden sollen, ist Schulleiterin Hindenburg ein Rätsel. Zumal für sie hinter jeder Zahl Menschen stehen, die in ihrem Büro saßen: „Das sind Familien, die versuchen, hier Fuß zu fassen. Sie wollen Bildungschancen für ihre Kinder.“ Ihnen könne man nur schwer begreiflich machen, warum sie hier keinen Platz bekommen.

Beim Unterricht helfen Studierende und Seiteneinsteiger

Auch das aktuelle Schuljahr hat seine Herausforderungen. Um den Unterricht abdecken zu können, beschäftigt die Schulleiterin unter anderem aus den Programmen Geld statt Stellen und Aufholen nach Corona fünf Studierende, außerdem drei Seiteneinsteiger-Lehrkräfte, die gerade ihre Grundausbildung hinter sich haben sowie eine Lehramtsanwärterin.

„Wir schaffen den Stundenplan, aber Doppelbesetzungen sind kaum möglich“, bedauert Hindenburg. Dabei hat sie mit zwei sozialpädagogischen Fachkräften in der Schuleingangsphase schon einen Glücksfall, das Kollegium insgesamt sei sehr engagiert. Auch die Studierenden „sind toll, machen gute Arbeit, aber sie ersetzen keine ausgebildete Lehrkraft“.

Mit noch mehr Kindern werde das System Grundschule einfach zu groß, auch die Klassengrößen müssten begrenzt werden, „einem 29. oder 30. Kind kann man nicht gerecht werden“. Vom Schulträger erwartet sie daher klare Ansagen, wie es im nächsten Schuljahr weitergehen kann.

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>>DAS ANMELDEVERFAHREN

  • Der Bezirk Hamborn hat zusammen mit Mitte die meisten „Einschüler“, wie die Stadtverwaltung berichtet: rund 1050 sollen es laut Einwohnermeldeamt jeweils sein. In Walsum sind es 508, in Meiderich 909, in Homberg 404, in Rheinhausen 809 und in Süd 627 angehende Erstklässler.
  • Eltern konnten ihre Kinder in der letzten Oktoberwoche an einer Schule anmelden. „Damit ist aber kein Platz garantiert“, betont Manuela Hindenburg. Aufgrund des Andrangs werden Kinder aus anderen Schulbezirken - etwa aus Neudorf - abgelehnt, um den fußläufig wohnenden Schülern einen Platz gewähren zu können.
  • Stadtweit müssen in jedem Jahrgang Kinder auf die Schulen umverteilt werden. „Die Koordinierung findet voraussichtlich Ende Januar statt“, sagt Gabi Priem von der Pressestelle der Stadt Duisburg. „Erst danach können wir sagen, welche Schule letztendlich wie viele Schüler aufgenommen hat und wo und wie viele neue Klassen es geben wird.“
  • Knapp die Hälfte der 1100 unbeschulten Flüchtlingskinder sind im Grundschulalter. Sie wurden nur dann bei den Anmeldezahlen berücksichtigt, wenn sie über das Einwohnermeldesystem angemeldet sind.

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