Duisburg. Allein an einer Schule in Duisburg stehen 17 Containerklassen, um alle Kinder unterrichten zu können. Kritiker beklagen die hohen Mietkosten.

Der Container-Wildwuchs geht weiter: Inzwischen stehen 158 Klassen-Container auf den Schulhöfen von 33 Duisburger Schulen. Wie lange sie benötigt werden, ist völlig offen.

Umgerechnet bieten die 158 Container so viel Platz wie zehn Grundschulen oder zwei weiterführende Schulen. Eine Liste, die jetzt im Protokoll des letzten Schulausschusses veröffentlicht wurde, offenbart die Details. Demnach sind an der Gesamtschule Walsum 17 Container aufgestellt, an der Theodor-König-Gesamtschule in Beeck 15 Container und an der Leibniz-Gesamtschule sind es 12. Aber auch an Grund- , Förder- und Realschulen stehen die Ersatz-Klassenräume. Nur die Gymnasien stehen nicht auf der Liste.

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Bevor die Container wieder abgebaut werden können, müssen Neubauten fertiggestellt werden. Die geplanten Erweiterungen sind nach Angaben der Stadtverwaltung in einem „unterschiedlichen Bearbeitungsstand“, also weit entfernt von fertig. Und weiter: „Der Rückbau der mobilen Klasseneinheiten kann erst nach Realisierung der oben genannten Maßnahmen erfolgen und ist durch die bekannt schwierige Situation im Baubereich zum jetzigen Zeitpunkt nicht belastbar abzusehen.“

Seit 2017 gelten Klassencontainer als „Notlösung“

Bereits im Juni hatte die Stadt Duisburg allein von Aufstellkosten in sechsstelliger Höhe gesprochen. Und für die genutzten 128 Container lagen die Mietkosten bereits bei über 154.000 Euro monatlich. Schon da ging man davon aus, dass jeder weitere Container je nach Ausstattung mit weiteren Kosten in deutlich vierstelliger Höhe verbunden ist.

Das Bündnis „Gute Schulen neu bauen“, in dem Schulleiter, die Elternschaft Duisburger Schulen und die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft kooperieren, beschreibt ganze Containerdörfer und beklagt, dass die Blechkisten offenbar die wichtigste Strategie im Umgang mit Raumnot an Schulen seien. Für die Schulpolitik sei das eine „Kapitulation“ schreiben Wüllner und Melanie Maurer (EDuS) für das Bündnis.

Rüdiger Wüllner (GEW) schätzt, dass die Mietkosten inzwischen auf jährlich knapp drei Millionen Euro gestiegen sind. „Dabei galten die ersten 20 Container, die 2017 aufgestellt worden sind, laut Aussage des Oberbürgermeisters nur als Notlösung.“

Das Bündnis fordert jetzt in einer Pressemitteilung vom Schulträger einen Strategiewechsel hin zu echten Schulneubauten. Bislang gebe es lediglich Ersatzbauten für marode Gebäude. Erste Ergebnisse der kürzlich gegründeten Schulbaugesellschaft werde man leider erst in fünf oder sechs Jahren sehen, befürchtet Wüllner.

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Schulfremde Räume für den Unterricht Zugewanderter

Das Bündnis „Gute Schulen neu bauen“ fordert eine neue Strategie für die Schulprobleme in Duisburg. Bei einem Pressegespräch im August stellten Schulleiterin Jennifer Poschen, GEW-Vorsitzender Rüdiger Wüllner und Melanie Maurer von der EDuS das Lehren und Lernen in Klassencontainern vor - wie an der GGS Hochfelder Markt.
Das Bündnis „Gute Schulen neu bauen“ fordert eine neue Strategie für die Schulprobleme in Duisburg. Bei einem Pressegespräch im August stellten Schulleiterin Jennifer Poschen, GEW-Vorsitzender Rüdiger Wüllner und Melanie Maurer von der EDuS das Lehren und Lernen in Klassencontainern vor - wie an der GGS Hochfelder Markt. © FUNKE Foto Services | Zoltan Leskovar

Ärgerlich sei außerdem, dass in Duisburg die Beschulung Zugewanderter nicht angepackt wird. „Das Konzept der Bezirksregierung sieht vor, dass dafür schulfremde Räume akquiriert werden sollen, Pfarrsäle oder Hotels etwa“, beschreibt Wüllner, „diese Ideen werden in Duisburg überhaupt nicht verfolgt, dabei besteht der Auftrag seit dem Sommer“. Wie berichtet, ist auch der Start des Orts der Erstförderung an der Gneisenaustraße in Hochfeld eine Hängepartie.

Kritik übt der Gewerkschafter außerdem am Umgang des Schulamtsleiters mit den stark wachsenden Einschulungs-Jahrgängen. Ralph Kalveram hatte im Gespräch mit dieser Zeitung erklärt, dass die 200 zusätzlichen Erstklässler im kommenden Schuljahr über die ganze Stadt verteilt werden könnten. Wüllner beklagt, dass die Einschulungszahlen seit Jahren steigen und es keine Lösung sei, die Klassen noch voller zu machen. Zumal bis zum nächsten August weitere Kinder dieser Altersgruppe zuwandern und ebenfalls beschult werden müssen.

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>>GEPLANTE SCHULNEUBAUTEN

Die Leibniz-Gesamtschule in Hamborn, die Heine-Gesamtschule in Rheinhausen, die Theodor-König-Gesamtschule in Beeck und die Grillo-Gesamtschule in Marxloh sollen in ihrer Zügigkeit erweitert werden. Im Norden und in Wanheimerort sollen ganz neue Gesamtschulen entstehen.

Am Standort Hitzestraße in Wanheimerort wird eine Förderschule mit dem Schwerpunkt Geistige Entwicklung gegründet.

Die Katholische Grundschule Abteischule soll saniert werden und einen vierzügigen Neubau bekommen.

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