Duisburg. Der Ort der Erstförderung für Zugewanderte in Duisburg steht weitgehend leer. Bis hier unterrichtet werden kann, müssen Konzepte her. Und Klos.

Nach den Herbstferien sollte es losgehen in der ehemaligen Hauptschule Gneisenaustraße in Duisburg-Neudorf: Als Ort der Erstförderung sollen hier Kinder aus zugewanderten Familien unterrichtet werden.

Die Ferien sind längst vorbei, andere Schulen sind im Klausuren-Rausch, aber zugewanderte Kinder werden hier längst nicht beschult. Ohne Schulplatz sind laut einem aktuellen Bericht der Stadt 658 Mädchen und Jungen aus der Ukraine, hinzu kommt eine ebenfalls dreistellige Zahl von Kindern und Jugendlichen aus anderen Herkunftsländern. Auf Nachfrage erklärt eine Sprecherin der Bezirksregierung in Düsseldorf, man sei „weiterhin in Abstimmung mit dem Schulträger, da es verschiedene Anforderungen im Genehmigungsverfahren gibt, die auf unterschiedlichen Ebenen bearbeitet werden müssen“.

Und weiter: „Erst wenn alle Aspekte geklärt sind, ist absehbar, wann dort Kinder und Jugendliche beschult werden können bzw. wie viel Personal dort benötigt wird.“

WC-Container für den Schulbetrieb an der Ex-Hauptschule in Duisburg nötig

Das klingt nicht so, als würde da dieses Jahr auch nur ein Tafelschwamm ins Wasser getaucht. Optimistischer ist die Stadt Duisburg als Schulträger: Die Räumlichkeiten seien grundsätzlich nutzbar, schreibt Pressesprecher Maximilian Böttner, deshalb sei „von einem kurzfristigen Start auszugehen, sobald eine Genehmigung vorliegt“.

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Wie berichtet, sind die Böden am Standort mit Polyzyklischen Aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) belastet und wurden daraufhin mit Epoxidharz versiegelt. „Alle Messergebnisse am Schulstandort liegen vor und alle Proben haben gesundheitlich unbedenkliche Ergebnisse erbracht“, betont Böttner. Der Abriss der WC-Anlagen und insbesondere die damit einhergehende Schadstoffsanierung sei abgeschlossen. Bis zum erfolgten Wiederaufbau der WC-Anlagen würden diese durch WC-Container auf dem Schulhof ersetzt.

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Versiegelte Böden und Klos sind aber nicht alles, auch die Lehrerfrage ist wegen des allgegenwärtigen Mangels ungeklärt. Seitens der Bezirksregierung liege jedoch noch keine Aussage darüber vor, wie viele Lehrkräfte bei einer Genehmigung dort tätig sein würden, schreibt die Stadt. Infolgedessen können aktuell noch keine Aussagen über die vermeintlichen Startkapazitäten und deren Entwicklung getroffen werden.

Das pädagogische Konzept ist noch in der Abstimmung

Auch das Wie ist noch offen. Dazu erklärt die Stadt Duisburg: „Das pädagogische Konzept wurde in Absprache mit der Schulleitung gemeinsam vereinbart, dieses wurde im Zuge des Genehmigungsverfahrens bei der Bezirksregierung Düsseldorf eingereicht. Eine Rückmeldung zum Antrag steht noch aus.“

In einem ersten Entwurf, der dieser Redaktion vorliegt, war der Plan, dass der Fachunterricht in altershomogenen Gruppen erfolgen soll. Möglichst sprachsensibel soll demnach die Fach- und Bildungssprache gelehrt werden, um den Kindern die Eingliederung in die Mittel- oder Oberstufe einer Regelschule zu ermöglichen. Insbesondere bei ukrainischen Geflüchteten könne man gemeinschaftlich das Thema Traumatisierung durch gezielte Angebote angehen. Explizit wird aber auch davor gewarnt, einzelne Zuwanderergruppen zu bevorzugen oder zu separieren.

Grundidee dieses Konzepts ist, dass unter den zugewanderten Kindern viele intellektuell in der Lage sind, das Abitur zu machen. Der Ort der Erstförderung ist entsprechend an das Landfermann-Gymnasium angeschlossen. Deren Schüler sollen die Sporthalle sowie die Kunst-, Werk- und Naturwissenschaftlichen Räume mitnutzen für gemeinsamen Unterricht mit den Integrationsgruppen.

Die WC-Anlagen wurden in den letzten Wochen herausgerissen. Schüler müssten beim Start des Ortes der Erstförderung mit Containerlösungen Vorlieb nehmen.
Die WC-Anlagen wurden in den letzten Wochen herausgerissen. Schüler müssten beim Start des Ortes der Erstförderung mit Containerlösungen Vorlieb nehmen. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

>>SO KÖNNTE DER UNTERRICHT AM ORT DER ERSTFÖRDERUNG LAUFEN

Der Standort an der Gneisenaustraße bietet perspektivisch Kapazitäten für bis zu 300 Schülerinnen und Schüler. In jedem Jahrgang von Klasse 5 bis zehn sollen je eine Sprachfördergruppe und eine altershomogene Lerngruppe unterrichtet werden.

Alle zugewiesenen Kinder kommen zunächst in eine Sprachfördergruppe. Sobald sie genug Deutschkenntnisse haben, wechseln sie in die Lerngruppe, wo nach gymnasialen Standards unterrichtet wird.

Klappt das nicht, sollen sie an die Karl-Lehr-Realschule wechseln können, wo es ebenfalls einen Ort der Erstförderung geben soll. Davon ist aber bislang nur dem Konzept die Rede. Tatsächlich platzt die Schule aus allen Nähten und musste im vergangenen Jahr Schüler abweisen. In dem theoretischen Konzept könnten besonders leistungsstarke Schülerinnen und Schüler der Seiteneinsteigerklassen von der Karl-Lehr- an die Gneisenaustraße wechseln können, wenn für sie die gymnasiale Oberstufe in Frage kommt.

In der Basiskonzeption wird die Beteiligung ukrainischer Lehrkräfte gewünscht. Auch therapeutische Angebote sowie integrative Maßnahmen sind hier mitgedacht.