Duisburg. Das Warten auf einen Schulplatz dauert für zugewanderte und geflüchtete Kinder immer länger. Welche Pläne die Stadt Duisburg hat, woran es hakt.

Duisburg ist deutlich stärker herausgefordert als andere Städte: Hier müssen viel mehr Kinder von Zugewanderten aus Südosteuropa und von Geflüchteten aus der Ukraine und anderen Ländern im Schulsystem Platz finden. Aktuell stehen 1115 Kinder auf der Warteliste für einen Schulplatz, um in die sprachliche Erstförderung zu gelangen. Im August waren es noch 700 und die Schlagzeile machte bundesweit die Runde.

Im Schulausschuss erklärte Bildungsdezernentin Astrid Neese, dass derzeit 4059 Kinder und Jugendliche in der Erstförderung Deutsch lernen. Den Löwenanteil übernehmen mit 2499 Kindern die Grundschulen. An Gesamtschulen sind 672 Kinder, an Gymnasien 420, an Sekundarschulen 103, an Realschulen 87, an Förderschulen 20 und an Berufskollegs 258.

Schon vor dem Angriffskrieg waren es fast 3000 Schüler. Duisburg schultere damit als fünftgrößte Stadt in NRW vergleichsweise viel, größere Städte wie Köln hätten „deutlich weniger Kinder in der Erstförderung“, so Neese.

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Zuwanderung in Duisburg: Es mangelt an Räumen und Lehrpersonal

Die Bildungsdezernentin betont, dass die Verwaltung alle Hausaufgaben gemacht habe: Sie habe nach alternativen Räumen in Schulnähe gesucht und darüber diskutiert, wie Schulräume im Nachmittagsbereich genutzt werden könnten. Das Nadelöhr sei hier wie da der Personalmangel und den müssten die Düsseldorfer Behörden auflösen.

Bildungsdezernentin Astrid Neese erwartet schnelle Entscheidungen der Bezirksregierung Düsseldorf, um zugewanderte und geflüchtete Kinder in Duisburg unterrichten zu können.
Bildungsdezernentin Astrid Neese erwartet schnelle Entscheidungen der Bezirksregierung Düsseldorf, um zugewanderte und geflüchtete Kinder in Duisburg unterrichten zu können. © FUNKE Foto Services | Oliver Mueller

Aus Duisburger Sicht sei auch der Sonderstandort Gneisenaustraße in Neudorf bereit zum Start, wo rund 300 Kinder beschult werden könnten. Wie berichtet gibt es aber Diskussionen zum Konzept für diesen Ort der Erstförderung in einer ehemaligen Hauptschule. Neese hofft auf eine Entscheidung aus Düsseldorf noch in dieser Woche.

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Lehrer von Gymnasien an die Gneisenaustraße abordnen

Laut Schulrätin Barbara Mennekes sollen Lehrer von anderen Gymnasien an die Gneisenaustraße abgeordnet werden. Anfangs könne man dort nur 120 Kinder beschulen, mit Blick auf die hohen Zahlen sei auch dieser Standort „kein Allheilmittel“. Und die Frage der Anschlusslösung für die Kinder sei ebenfalls offen, weil die weiterführenden Schulen voll sind. Dezernentin Neese dazu: „Ich tue mich schwer damit, erst zu entscheiden, wenn klar ist, was in zwei Jahren ist. Wir müssen hier mal anfangen.“ Parallel arbeite man an einem zweiten Standort als Ort der Erstförderung.

In der Debatte im Schulausschuss schaltete sich Melanie Maurer von der Elternschaft Duisburger Schulen ein: Zwar seien Gymnasien personell besser ausgestattet als andere Schulformen, aber in der Praxis „fällt wahnsinnig viel Unterricht aus“.

Sind die Orte der Erstförderung die Abkehr vom Duisburger Modell?

Diskutiert wurde auch, ob Orte der Erstförderung ein Abschied vom Duisburger Modell seien. Das Duisburger Modell verteilt Kinder in internationalen Vorbereitungsklassen für 24 Monate auf alle Schulformen, Jahrgang 5 bis 7 kommt an Real-, Sekundar- und Gesamtschulen, Jahrgang 8 bis 10 an die Gymnasien und von da aus beispielsweise an Berufskollegs.

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Das Konzept für Orte der Erstförderung sieht vor, Kinder schon früher nach dem Leistungsprinzip zusammenzufassen, um besonders starken Schülern frühzeitig einen Übergang in die gymnasiale Oberstufe zu ermöglichen. Neese betont, das Duisburger Modell sei ein gutes und bleibe es. Die Situation habe sich aber zugespitzt. „Am Ende muss jedes Kind einen Schulplatz finden.“

>>KOMMUNALES INTEGRATIONSZENTRUM ERMITTELT SCHRIFT- UND SPRACHKENNTNISSE

Der Zuweisung wird in Duisburg ein Beratungsgespräch beim Kommunalen Integrationszentrum vorgeschaltet. „Hier wird die Bildungsbiografie erfasst, die deutschen Schrift- und Sprachkenntnisse überprüft und letztlich der Seiteneinsteiger-Status festgelegt“, erklärt die Stadtverwaltung in einer Vorlage. Die meisten nutzen das Angebot, Stand Ende Oktober hatten allerdings 118 Familien den Status „fehlende Mitwirkung“. Dabei sind Minderjährige schulpflichtig, sobald sie in einer Kommune angemeldet sind.

Insbesondere südosteuropäische Zuwanderer hätten zwei Drittel der Termine nicht eingehalten. Seit es die Aktion „Nah dran“ gibt und Einladungen persönlich zugestellt werden, könne man über 80 Prozent der Familien erreichen.

Bei den ukrainischen Familien seien versäumte Termine teilweise mit der Auflösung der Sammelunterkünfte verbunden. Insgesamt standen beim Kommunalen Integrationszentrum Ende Oktober 582 offene Fälle auf der Agenda.

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