Duisburg. Ralph Siegels Musical über deutsche Geschichte und alte Songs ist im Duisburger Theater am Marientor gestartet. Wirklich berührend ist es nicht.
Weltpremiere und Duisburg sind normalerweise keine Wörter, die in einem Satz stehen. Dieses Mal schon. Im Theater am Marientor feierte am Donnerstag in Duisburg nämlich das Musical „’N bisschen Frieden“ seine „Weltpremiere“ – Eindrücke von der „Generalprobe“ am Mittwoch.
Frieden, wenn auch nur ein bisschen, da ahnt man schnell, wer seine Finger im Spiel hat. Genau, Ralph Siegel ist es, einer der erfolgreichsten Komponisten der deutschen Schlagerszene. Und ein Mann, der trotz seiner vielen Erfolge noch immer einen Traum hat. Und der heißt „Musical“, wie er gerne erzählt.
Nach dem Musical „Zeppelin“ gibt es nun den Duisburger Frieden
Mit „Zeppelin“, das 2021 im Festspielhaus Neuschwanstein uraufgeführt wurde, hat der heute 77-Jährige sich diesen Traum erstmals erfüllt. Aber das reicht ihm offenbar nicht. Deshalb gibt es jetzt den Duisburger Frieden. Weil der stets rührige Leiter des Theaters am Marientor Wolfgang DeMarco alles gegeben hat, um die Show ins Revier zu holen.
Siegel hätte es sich leicht machen können. Schließlich hat er 150 Lieder geschrieben, die es in die Charts geschafft haben. Allemal genug, um daraus ein „Jukebox-Musical“ zu machen, eine Show also, in der in einer rudimentären Story Dutzende Hits aneinandergereiht werden.
Komponist Ralph Siegel setzt auf „unbekannte Perlen“
Aber das will Siegel nicht. Er will zeigen, dass er in seiner Karriere viel mehr gemacht hat als nur Schlager. Rock ‘n’ Roll etwa oder auch Protest-Songs. „Unbekannte Perlen“ nennt er diese schon vor langer Zeit geschriebenen Nummern. Sie werden allerdings auch durch dieses Musical nicht viel bekannter werden. Es ist kaum etwas ist dabei, das in Erinnerung bleibt. Bis auf ein oder zwei neue Songs, die allerdings stark nach Grand Prix Eurovision in den 1980ern klingen.
Siegel will nicht nur eine Geschichte erzählen, er will deutsche Geschichte erzählen. Will Emotionen wecken und zeigen, „wie die Liebe Grenzen und Gewalt überwindet“. Es geht um eine Romanze im geteilten Deutschland, (Musiker)träume und Hoffnungen, die in Ostberlin entstehen und sich Jahrzehnte später im Seebad Brighton erfüllen.
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Das alles ist so vorhersehbar wie die nächste Meisterschaft des FC Bayern und so hochgesteckt, dass es trotz einer – zu langen – Spielzeit von knapp dreieinhalb Stunden (inklusive Pause) nicht funktionieren kann. Ganz am Ende erst, das darf man verraten, gibt es eine im Duett gesungene Version von „Ein bisschen Frieden“. Es ist, sofern man dieses Lied mag, der erste Moment, in denen diese Geschichte tatsächlich berührt. Und es lässt erahnen, was aus dieser Show hätten werden können, hätte man mehr auf bekanntes Material gesetzt.
Für ein Musical wird streckenweise ziemlich viel geredet
Für ein Musical wird streckenweise ziemlich viel geredet. Manchmal wird das zum Problem. Nicht nur, weil viele im Cast besser singen als schauspielen, sondern weil die für sie geschriebenen Dialoge oft etwas altbacken klingen und humoristisch im vergangenen Jahrhundert stecken geblieben sind.
Wirklich ärgerlich ist das Bühnenbild. Ja, es gibt schöne Szenen, im Séparée einer Bar etwa oder in einer Boutique. Szenen, in denen man aus wenig mit Geschick und guten Ideen einiges gemacht hat. Vieles aber erinnert an „Schulaufführung Klasse Zehn“ – mit schlichten Vorhängen und Dias als Hintergrund, auf denen die Proportionen zur Bühne nicht mal ansatzweise stimmen.
Dennoch, auch das gehört zur Wahrheit, fühlten sich viele Besucher der Generalprobe „gut unterhalten“. Man sei „ja nicht am Broadway hier“, sagt eine ältere Dame. „Da darf man eben nicht so viel erwarten.“ Stimmt. ’N bisschen mehr hätte es dennoch sein dürfen. Nicht nur Frieden.
Termine: bis 13. November und 14. bis 31. Dezember, Theater am Marientor, Plessingstraße 20, Karten ab 40 Euro unter www.n-bisschen-frieden.de