Duisburg. Im Duisburger Hafen läuft ein Forschungsprojekt zur Teil-Automatisierung der Krananlagen. So kann Digitalisierung künftig dem Klimaschutz dienen.
Bei der Bewegung eines Containers sollen die Fahrer der riesigen Portalkräne der Duisburger Hafenterminals künftig nur noch auf dem letzten Meter eingreifen. Möglich macht das die teilautomatisierte Steuerung der Anlage über die Mobilfunktechnologie 5G. Die Effizienz und damit die Umschlagkapazitäten sollen sich so deutlich erhöhen. Zur Erprobung der Technologie wurde am Mittwoch das Forschungsprojekt 5G.Smart.Logport gestartet. Der Aufbau eines 5G-Testfeldes im D3-Terminal im Rheinhauser Logport hat bereits im Juni begonnen.
[Nichts verpassen, was in Duisburg passiert: Hier für den täglichen Duisburg-Newsletter anmelden.]
Beteiligt sind neben der Hafengesellschaft Duisport die Universität Duisburg-Essen (UDE), die Telekom und die Polo Know-How Industrie-Engeneering GmbH aus Rastede bei Oldenburg. Koordiniert werden die Arbeiten von Prof. Dr. Andreas Stöhr vom Lehrstuhl für Optoelektronik der UDE. Das Land NRW fördert das Projekt des Wettbewerbs 5G.NRW in den nächsten zwei Jahren mit einer Million Euro.
Mehr Güter auf die Schiene: Nur möglich mit effizienteren KV-Terminals
Auch interessant
Die bundesweite Hebung der Effizienz-Reserven sei unabdingbar, damit zum Erreichen der Klimaziele der Anteil der Schiene im Güterverkehr von derzeit 18 auf 27 Prozent steigen könne, erklärt Hafenvorstand Thomas Schlipköther. Die Digitalisierung ist dabei sowohl eine Zeit- wie auch eine Preisfrage: „Sie kann die Kapazitäten um bis zu 25 Prozent steigern. Die Alternative wäre der Bau von 50 weiteren KV-Terminals, das ist nicht zu schaffen.“ Im Vergleich zum Neubau seien die Kosten für die Digitalisierung (1,8 bis zwei Mio Euro pro Terminal) außerdem deutlich geringer. „Der Bund spart 400 Mio Euro Förderung für den Kombinierten Verkehr (KV)“, rechnet Schlipköther vor.
Auch interessant
Die Digitalisierung erleichtere die Disposition und die Planung der Verladung vom Schiff auf den Zug, erläutert Reiner Woday. „Wenn Gewichte und Maße bekannt sind, sparen wir viel Zeit“, sagt der Projektleiter Digitalisierung bei Duisport. Pro Verladevorgang seien das zwar nur 7,5 Sekunden, das summiere sich aber auf 1,5 Züge pro Tag. „Außerdem schont die Automatisierung die Gesundheit der Kranfahrer, auch der Materialverschleiß ist geringer“, so Woday.
Telekom errichtet ein 5G-Campus-Netz für den Rheinhauser Logport
Auch interessant
Dazu stattet die Telekom das Hafengelände mit einem eigenen 5G-Campus-Netz aus. Das wird über Schnittstellen mit einer zentralen Steuerung, Kameras, Sensoren und Lasern verbunden, „Wir brauchen eine Umfeld-Überwachung in Echtzeit und eine hochpräzise Lokalisierung“, erklärt Andreas Stöhr. Erste Laser sind dazu am Fuß der Krane bereits installiert. Digitale „Gates“ außerhalb des Terminals sollen über 5G-Richtfunk angebunden werden, damit sie ein- und ausfahrende Züge erfassen und an die genaue Position steuern können.
Das Projekt werde die Digitalisierung der intermodalen Logistik voranbringen, hofft Alexander Garbar (Duisport Unternehmensentwicklung). „Die Ergebnisse können Blaupause für alle Terminals nicht nur in Deutschland sein.“ Ohnehin sei die interne Digitalisierung der Terminals nur ein erster Schritt. Riesiges Potenzial biete der LKW-Sektor, wo eine digitalisierte Abfertigung Warte- und Standzeiten deutlich verringern könnte, damit Fahrten vermieden und Emissionen reduziert werden können.
„Aber nicht nur die Speditionen scheuen noch zu viel Transparenz“, bedauert Schlipköther, per Telex übermittelte Ladelisten seien ebenso noch an der Tagesordnung wie Papierausdrucke. „Güterterminals arbeiten noch wie vor 50 Jahren“, sagt der Hafenvorstand.
>> STADT DUISBURG PLANT FOLGEPROJEKT FÜR 5G.SMART.LOGPORT
- Die Stadt Duisburg plant ein Folgeprojekt für das jüngst gestartete 5G.Smart.Logport. Dabei sollen junge Unternehmen in einem sogenannten „Accelerator“ digitale Logistik-Lösungen für das neue DG-Terminal entwickeln, das Duisport auf der ehemaligen Kohleninsel in Ruhrort baut.
- Die Stadt werde dazu Mittel aus dem 5-Standorte-Programm für ehemalige Bergbaustädte beantragen, berichtete Romy Seifert vom Wirtschaftsdezernat.
- Ziel müsse es sein, nicht nur in Duisburg vorhandene Logistikkapazitäten effizienter zu nutzen, sagt Stadtdirektor Martin Murrack. „Wir haben nicht mehr viele zusätzliche Flächen, deshalb muss der Durchlauf auf den vorhandenen Flächen besser werden.“ Dabei biete die Digitalisierung viele Chancen.
- Das „Leuchtturmprojekt“ werde in der Hafenlogistik für Aufsehen sorgen und könne dem Klimaschutz dienen, glaubt Umweltdezernent Matthias Börger: „Duisburg wird zum Motor und Vorbild des digitalen Wandels.“