Duisburg. Müllabfuhr, Straßenreinigung, Grünpflege: Die Wirtschaftsbetriebe wollen ihren Fuhrpark auf CO2-neutrale Antriebe umstellen. Das wird teuer.

Sie holen den Müll ab, sie reinigen die Straßen, sie pflegen das Grün in der Stadt: Die Wirtschaftsbetriebe unterhalten die größte kommunale Fahrzeugflotte in Duisburg. Bis 2030, so das erklärte Ziel, soll diese Flotte die Segel hissen Richtung Klimaneutralität: Der bisher hauptsächlich verwendete Diesel soll bis dahin vollständig ersetzt werden durch klimaschonende Antriebsarten. Der Weg dahin wird allerdings teuer.

Wirtschaftsbetriebe Duisburg wollen 6000 Tonnen klimaschädliches CO2 pro Jahr sparen

495 Fahrzeuge kurven unter dem Logo der Wirtschaftsbetriebe über die Duisburger Straßen, sie bringen es auf jährlich fünf Millionen Kilometer. Dafür verbrennen sie 2,2 Millionen Liter Diesel. Wird dieser Anteil auf Null gesenkt, profitiert das Klima: „Ein kompletter Verzicht von konventionellen Kraftstoffen würde zu einer Einsparung von mehr als 6000 Tonnen CO2 pro Jahr führen“, sagt WBD-Sprecher Volker Lange – das entspricht etwa der Menge, die 4000 Berufspendler mit ihren Autos in die Umwelt pusten.

[Duisburg-Newsletter gratis abonnieren + Seiten für Duisburg: Blaulicht-Artikel + MSV + Stadtteile: Nord I Süd I West + Themenseiten: Wohnen & Immobilien I Gastronomie I Zoo]

Die Umstellung der Wirtschaftsbetriebe hat bereits begonnen: 2019 testeten die WBD das erste E-Müllfahrzeug, 2020 waren sie eines der ersten kommunalen Müllentsorgungsunternehmen bundesweit, das einen vollelektrischen Müllwagen auf die Straße schickte. Ebenfalls seit 2020 fährt auch ein Wasserstoff-betriebenes Exemplar durch Duisburg – Premiere für ein deutsches Kommunalunternehmen.

Klimaschonende Müllabfuhr ist teuer: Fahrzeuge kosten das Vierfache

29 Fahrzeuge der Wirtschaftsbetriebe Duisburg werden inzwischen vollelektrisch betrieben, darunter dieses der Müllabfuhr.
29 Fahrzeuge der Wirtschaftsbetriebe Duisburg werden inzwischen vollelektrisch betrieben, darunter dieses der Müllabfuhr. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Inzwischen werden 29 Fahrzeuge vollelektrisch betrieben, sechs weitere mit Wasserstoff. Und wo klimaschonend dransteht, ist auch klimaschonend drin: „Unser kompletter Strombezug von circa 16.000 Megawattstunden pro Jahr ist zertifizierter Ökostrom“, betont Volker Lange.

Das Problem bei der weiteren Umstellung: Ein neuer, umweltschonender Fuhrpark ist teuer – „ein Abfallsammelfahrzeug mit alternativem Antrieb kann bis zu einer Million Euro kosten, ein herkömmliches kostet circa 250.000 Euro“, rechnet Lange vor.

Auch interessant

Wie das zu stemmen ist, dazu läuft aktuell eine Ausschreibung der Wirtschaftsbetriebe. Gesucht ist: ein Konzept, das darstellt, wie die Umstellung funktionieren kann. Da geht es um eine Fahrdatenanalyse ebenso wie um die Frage, wie zum Beispiel die über die Stadt verteilten Betriebshöfe umgerüstet werden müssen. Die WBD verfügen über zwei Betriebstankstellen, doch dort läuft bislang Diesel aus dem Zapfhahn. Ladesäulen gibt es bislang 20, 18 weitere sind beauftragt – mehr als 400 sind noch in der Planung.

Bundesverkehrsministerium fördert Konzept für die Wirtschaftsbetriebe Duisburg

Die Erstellung des Konzepts wird vom Bundesverkehrsministerium mit 64.000 Euro gefördert, im zweiten Quartal 2023 soll es stehen. Ihre bereits begonnene Flottenumstellung wollen die Wirtschaftsbetriebe parallel weiter voranbringen, doch das kann dauern: „In der aktuellen Situation kann eine Fahrzeugbeschaffung (Förderantrag – Ausschreibung – Lieferung) zweieinhalb bis drei Jahre dauern“, sagt WBD-Sprecher Lange, außerdem müssten einige „technische Lösungen noch entwickelt beziehungsweise erprobt werden“.

Auch interessant

Und der Preis ist nicht das einzige Problem: Fahrzeuge mit klimaschonendem Antrieb sind nicht nur teuer, sondern auch rar. „Aktuell gibt es zum Beispiel nur einen Anbieter“ für bestimmte Fahrzeuge, erläutert Lange. Die Konsequenz: Obwohl ein klimaneutraler Fuhrpark das erklärte Ziel ist, kauften die Wirtschaftsbetriebe 2022 bislang sieben alternativ betriebene Fahrzeuge – und 41 mit konventionellem Antrieb. Sie alle sind jahrelang im Dienst.

Was die komplette Umstellung von Müllabfuhr, Straßenreinigung und Co. auf einen klimaschonenden Antrieb kosten soll, ist laut Volker Lange „aktuell noch nicht zu beziffern“. Zum ohnehin schon bis zu vierfachen Preis für ein Fahrzeug mit Wasserstoff- oder Elektroantrieb im Vergleich zum Diesel kommt hinzu: „Die Lieferketten sind aktuell gestört, und die beschränkte Teileverfügbarkeit führt zu höheren Beschaffungspreisen.“ Das WBD-Fazit in Langes Worten: Das „ist zurzeit nur mit öffentlichen Förderungen möglich.“

>> WIRTSCHAFTSBETRIEBE DUISBURG: FÜNF MILLIONEN KM FÜR MÜLLABFUHR UND CO. PRO JAHR

Die Fahrzeuge und Kilometerleistung der Wirtschaftsbetriebe verteilen sich wie folgt auf:

  • Müllabfuhr: 125 Fahrzeuge und 1,6 Millionen Kilometer
  • Straßenreinigung inklusive Winterdienst: 210 Fahrzeuge und 1,5 Millionen Kilometer
  • Grünpflege: 159 Fahrzeuge und 850.000 Kilometer

Die verbleibenden Kilometer bis zur Gesamtmenge von fünf Millionen Kilometern verteilen sich auf übrige Arbeiten.