Duisburg. Die Wirtschaftsbetriebe besitzen nun einen Müllwagen mit Elektroantrieb. In Neubaugebieten wie 6-Seen-Wedau wollen sie Müll CO2-neutral abholen.

Die Duisburger Wirtschaftsbetriebe schicken als eines der ersten kommunalen Unternehmen bundesweit einen vollelektrischen Müllwagen auf die Straße. Das „Futuricum Collect 26E“ wurde in der Schweiz auf einem Volvo-Fahrgestell gebaut, am Freitag offiziell vorgestellt und in den Dienst geschickt. In Duisburg gibt es noch mehr Pläne für Elektro- und Wasserstoffmobilität.

Duisburgs vollelektrischer Müllwagen wurde mit 421.492 Euro gefördert

Stecker rein: Duisburgs OB Sören Link (l.), MdB Mahmut Özdemir (SPD), 3. v.l.), Dr. Erich Georg vom Designwerk (2.v.l.) und Wirtschaftsbetriebe-Vorstand Thomas Patermann (4.v.l.) mit dem Ladekabel für den neuen, vollelektrischen Müllwagen.
Stecker rein: Duisburgs OB Sören Link (l.), MdB Mahmut Özdemir (SPD), 3. v.l.), Dr. Erich Georg vom Designwerk (2.v.l.) und Wirtschaftsbetriebe-Vorstand Thomas Patermann (4.v.l.) mit dem Ladekabel für den neuen, vollelektrischen Müllwagen. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Das erste vollelektrische Sammelfahrzeug der Wirtschaftsbetriebe ist Teil der größten Fahrzeugflotte aller Stadttöchter, 640 Fahrzeuge aller Art stehen im Dienst der Wirtschaftsbetriebe. Vom Bundesministerium für Verkehr wurde die Anschaffung mit 421.492 Euro gefördert, „ohne diese Förderungen würde niemand solche Fahrzeuge kaufen“, erklärt Thomas Patermann. Der 26 Tonnen schwere Müllwagen, der dank elektronischem Antrieb kaum Treibhausgase und Kohlendioxid produziert und außerdem viel leiser als seine verbrennungsmotorisierten Brüder ist, kann mit einer Ladung seiner 36 BMW-Batteriemodule sechs bis acht Stunden fahren. Um die Akkus wieder vollzuladen, muss der Wagen acht Stunden am Strom hängen.

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OB Link versteht die Anschaffung als Zeichen, für die „Smart City Duisburg“ und für ganz Deutschland. „Es ist außergewöhnlich zu sehen, dass auch so schweres Gerät elektrisch werden kann. Das Ganze ist kein PR-Gag.“ In den nächsten Jahren will er bei allen kommunalen Töchtern und bei der Stadt selbst Elektro-, vor allem aber Wasserstofffahrzeuge etablieren – und würde sich vom Bund „mehr Förderung für diese Richtung“ wünschen; der Duisburger Bundestagsabgeordnete Mahmut Özdemir (SPD) nimmt das nickend zur Kenntnis.

Thomas Patermann betont, dass die alternativen Antriebstechnologien mit Blick auf das langfristige Thema Klimawandel eine große Rolle spielen. „Wir wollen dafür ein Vorreiter sein. In den neuen Quartieren, zum Beispiel 6-Seen-Wedau oder Am alten Angerbach, wollen wir unsere Leistungen deswegen CO²-Neutral durchführen.“ Das sei freilich nur der Startschuss für den Rest der Stadt.

„Soweit wirtschaftlich vertretbar“ soll der Trend der alternativen Antriebstechnologien fortgesetzt werden, zum Beispiel im Dezember, wenn im Stadtsüden ein Wasserstoff-Müllwagen getestet wird. Allerdings seien die verfügbaren Fahrzeuge im „Heavy Duty“-Segment äußerst dünn gesät, „in der Automobilbranche herrscht sehr wenig Begeisterung für das Thema“, kritisiert Patermann.

„Duisburg ist jetzt ein Leuchtturm für Elektromobilität“

Dr. Erich Georg vom schweizerischen „Designwerk“, dem Hersteller des Futuricums, hat schon das deutsche Wirtschaftsministerium in Sachen Elektromobilität beraten – und kritisiert die Lethargie nach der letzten Wahl: „Es sind vier Jahre ins Land gegangen, und es ist immer noch nichts passiert.“ In seiner sehr pointierten Rede berichtet Georg auch vom erfolgreichen Einsatz von Elektromüllwagen über Jahre hinweg in der Schweiz, mit seinem neuen Wagen sei Duisburg nun „ein Leuchtturm für Elektromobilität“.

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Der Duisburger Bundestagsabgeordnete Mahmut Özdemir fordert, dass Deutschland „wieder führender Automobilstandort werden muss“, Duisburg komme mit der Stahlindustrie – und dem Zentrum für Brennstoffzellentechnik, wie Thomas Patermann hinzufügt – eine besondere Rolle zu: „Wir werden in der Wasserstofftechnologie Pionier sein müssen.“

>> 680 Pferdestärken und nur ein Gang

• Der neue Duisburger Müllwagen hat weder Getriebe noch Gangschaltung. Vier Elektromotoren bringen in einem Gang 680 PS auf die Straße.

• Dr. Erich Georg preist die Feinfühligkeit der Maschine: „Da können die Fahrer im Zentimeterbereich agieren.“

• Die vier Motoren bringen in der Spitze jeweils 180 Kilowatt Leistung, im Dauerbetrieb noch jeweils 70 Kilowatt. Die 36 Batteriemodule im Fahrzeug sind Lithium-Ionen-Akkus.