Duisburg. Bei Fahrzeugen mit alternativen Antrieben sind die Duisburger Entsorger bundesweit Vorreiter. Jetzt rollt der erste Müll-Lkw mit Brennstoffzelle.
Bei der Umstellung der Fahrzeugflotte auf alternative Antriebe bleiben die Wirtschaftsbetriebe Duisburg (WBD) Vorreiter. Als bundesweit erstes Kommunalunternehmen nahmen sie am Mittwoch ein wasserstoffbetriebenes Entsorgungsfahrzeug in Betrieb.
Einen ersten Lkw mit batterieelektrischem Antrieb hatten die WBD erst im vergangenen September in Dienst gestellt – auch das war eine nationale Premiere.
Brennstoffzellen-Fahrzeug für Wirtschaftsbetriebe Duisburg kostet 870.000 Euro
Möglich wird die Anschaffung der rund 870.000 Euro teuren Neuentwicklung durch eine 60-Prozent-Förderung aus dem Interreg-Fonds der Europäischen Union. Brüssel fördert auch den Treibstoff – der WBD-Laster tankt Wasserstoff in Kaßlerfeld – über einen Zeitraum von zwei Jahren.
NRW-Minister Andreas Pinkwart (FDP) durfte als erster Platz nehmen in der Kabine bei der Vorstellung des Fahrzeugs an der WBD-Verwaltung an der Schifferstraße (Innenhafen). „Sieht toll aus“, befand der Minister, dem Burkhard Oppmann von Hersteller Faun Umwelttechnik (Osterholz-Scharmbeck/Niedersachsen) die Eckdaten des Abfall-Sammlers erläuterte: Vier Tanks auf der Unterseite fassen jeweils 4,1 Kilo Wasserstoff, insgesamt 16,4 Kilo reichen für 285 Kilometer im Sammel-Einsatz, für die doppelte Strecken im reinen Fahrbetrieb.
Entwicklung bei Hersteller Faun Umwelttechnik begann vor 14 Jahren
Vor 14 Jahren begannen die Ingenieure bei Faun, einer Tochter der Kirchhoff-Gruppe (Iserlohn), mit der Entwicklung. „Damals hat man uns belächelt“, sagt Geschäftsführer Oppmann. Der Rückenwind für die Brennstoffzelle kam mit der Energiewende.
Bei einem Prototypen, der 2012 in Berlin getestet wurde, trieb eine Brennstoffzelle nur die Müll-Presse an, nun steht auf einem konventionellen Fahrgestell von Mercedes-Benz das erste Abfall-Sammelfahrzeug ohne Motor und Antriebsstrang.
Wasserstoff im Vorteil gegenüber Batterie-Speicher und Diesel
„Wasserstoff ist für schwere Nutzfahrzeuge unabdingbar“, ist nunmehr auch Thomas Patermann überzeugt. Der Überzeugungskraft von Dr. Frank Koch von der Energieagentur.NRW habe es bedurft, um sich für die Förderung zu bewerben, räumte der WBD-Geschäftsführer ein. Überzeugend findet er die Vorteile der Brennstoffzelle gegenüber den Fahrzeugen mit Euro-6-Diesel: Letztere erreichen im Stop-and-Go-Betrieb nie die nötige Betriebstemperatur, sind deutlich lauter als der Stromer und stoßen mehr Schadstoffe aus.
Und: Schwere Speicher wie beim batterieelektrischen Antrieb sind nicht erforderlich, Wasserstoff kann wie Diesel schnell nachgetankt werden.
WBD wollen weitere geförderte Fahrzeuge mit Brennstoff-Zelle anschaffen
Noch kostet der Diesel-Müllwagen mit rund 350.000 Euro weniger als die Hälfte, doch das soll sich ändern. „Wir planen bei Faun den Aufbau einer Serienproduktion“, kündigt Geschäftsführer Oppmann an, Gespräche gebe es mit Herstellern vom Spezialaufbauten für Feuerwehren und Flughäfen. Nicht nur die Pläne bei Faun beflügelt ein Förderprogramm des Bundes für 180 weitere Wasserstoff-Fahrzeuge.
Auch die Duisburger Wirtschaftsbetriebe sich dafür beworben. „Wir wollen in den nächsten beiden Jahren sechs weitere Abfall-Sammelfahrzeuge anschaffen“, kündigt Thomas Patermann an. Bis 2030 sollen nicht nur alle 75 Müll-Fahrzeuge mit Elektro-Antrieb fahren. So steht’s in der Nachhaltigkeitsstrategie der WBD, die mit 640 Fahrzeugen der größte Flottenbetreiber in Duisburg sind.
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>>> DUISBURG IST TEIL DER MODELLREGION DÜSSEL.RHEIN.WUPPER
- „Ein starkes Zeichen für die Wasserstoff-Route NRW “, nennt Andreas Pinkwart (FDP) die Inbetriebnahme des Brennstoffzellen-Fahrzeugs bei den WBD. Duisburg ist Teil der Modellregion Düssel.Rhein.Wupper, die vor einigen Wochen zum Sieger im Wettbewerb „Wasserstoffmobilität NRW“ gekürt wurde.
- Als Logistik-Drehscheibe komme Duisburg dabei besondere Bedeutung zu, betonte Pinkwart. Ziel sei es dabei, Wasserstoff mit erneuerbaren Energien zu erzeugen für Mobilität und Industrie. Den Treibstoff könnte bald die Müllverbrennungsanlage in Oberhausen produzieren, die Duisburger Wirtschaftsbetriebe sind dort Teilhaber. Große Mengen benötigt Thyssenkrupp für die Umstellung der Produktion auf „grünen“ Stahl, dort laufen erste Versuche, Wasserstoff im Hochofenprozess einzusetzen.
- „Wir brauchen Wasserstoff-Pioniere , damit wir die Klimaschutz-Ziele erreichen, Emissionen reduzieren und zukunftssichere Arbeitsplätze schaffen“, so Pinkwart weiter. Auch die Grundlagen für die weitere Entwicklung werden in Duisburg geschaffen: Das Zentrum für Brennstoffzellen-Technik (ZBT) der Uni Duisburg-Essen gilt als europaweit führendes Zentrum für die Erforschung der Technologie.