Duisburg. Die Event-Branche kommt nicht aus der Krise; der Vorverkauf für Veranstaltungen läuft nur schlecht. Warum in Duisburg weitere Absagen drohen.

In den großen Veranstaltungshallen des Ruhrgebiets häufen sich die Absagen. Weil die Tour des Komikers Otto Waalkes verschoben wurde, fiel der geplante Auftritt in der Essener Grugahalle am 9. Oktober aus. Im Bochumer Ruhrcongress fand Ende September das geplante Konzert der Soul-Legenden The Temptations nicht statt. Es handelt sich längst nicht um Einzelfälle.

Deutschlandweit klagen Veranstalter über Absagen und schlecht besuchte Kultur-Events. Selbst bei ausverkauften Konzerten, die 2020 und 2021 wegen der Corona-Pandemie abgesagt wurden und nun nachgeholt werden, bleiben bis zu 30 Prozent der Plätze leer.

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In Duisburg fiel zuletzt eine Gala mit Guildo Horn aus

Ein Beispiel aus Duisburg: Am 8. Oktober hätten Schlager-Barde Guildo Horn, Kabarettist Kai Magnus Sting, Punk-Rocker Butterwegge und weitere Künstler bei der Gala gegen Depression „Herz für Kopf“ unterhalten sollen. Wenige Tage vorher kam die schlechte Nachricht der Veranstalter – die Gala war abgesagt, weil zu diesem Zeitpunkt gerade 150 von 1000 Karten verkauft worden waren.

Für das Management von Kai Magnus Sting ist das mittlerweile Alltag: „Die Vorverkäufe laufen sehr schlecht“, sagt Carla Georgii von der Agentur Stand Up & More aus Köln, die eine ganze Reihe von Comedians und Kabarettisten betreut.

Ralph-Siegel-Musical soll 35 Mal in Duisburg stattfinden

Die Situation habe sich während der gesamten Corona-Pandemie bis heute nicht richtig entspannt, sagt Georgii. „Das Publikum traut sich nicht so zurück, wie wir uns das wünschen würden.“ Zu der gesundheitlichen Abwägung, die potenzielle Besucherinnen und Besucher noch immer häufig treffen, kämen nun die in der Energiepreiskrise eklatant gestiegenen Lebenshaltungskosten. „Die Leute geben ihr Geld dann eher für andere Dinge aus. Es kommt jetzt alles zusammen.“

Wolfgang DeMarco, Direktor des Theaters am Marientor, hofft auf viele Kartenverkäufe für das Musical „’N bisschen Frieden“.
Wolfgang DeMarco, Direktor des Theaters am Marientor, hofft auf viele Kartenverkäufe für das Musical „’N bisschen Frieden“. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Gleich 35 Aufführungen des Musicals „’N bisschen Frieden“ von Hit-Komponist Ralph Siegel sind in Duisburg geplant. Sie alle sollen im Theater am Marientor stattfinden, wo auch die Gala „Herz für Kopf“ geplant war. Derzeit laufen die Endproben für die Uraufführung am 20. Oktober. Und „mit jedem Tag, an dem die Premiere näher rückt, erleben wir, dass der Kartenverkauf anzieht“, freut sich Wolfgang DeMarco.

Events in Duisburg: Verändertes Kaufverhalten

Doch auch der TaM-Direktor beobachtet „nachhaltige Veränderungen“ durch die Pandemie. Viel spontaner seien die Menschen beim Ticketkauf geworden: „Früher haben sie sich Eintrittskarten gekauft, diese mit einem Magneten an den Kühlschrank geheftet und dann monatelang auf ein Event gewartet.“ Heute werde die Kaufentscheidung meist extrem kurzfristig getroffen.

Ähnlich erlebten es zuletzt die Veranstalter der neuen Reihe „Comedy Rodeo“ im Parkhaus Meiderich. Die Premiere war zwar gut besucht – doch zuvor waren die Vorverkaufszahlen eher mäßig gewesen. Organisator Tim Perkovic äußerte sich am Abend der Veranstaltung ähnlich wie Wolfgang DeMarco: „Als Veranstalter hat man schon schlaflose Nächte vor einem neuen Projekt, auch weil sich die Leute seit Corona erst am Abend entscheiden, zu kommen. Da kann man am Vorverkauf nicht mehr wirklich viel ablesen.“