Duisburg. Die Rhein-Ruhr-Halle in Duisburg soll nun doch abgerissen statt saniert werden. Für das Gelände in Hamborn gibt es schon wieder neue Pläne.

Dass Künstler vom Kaliber Michael Jackson wieder in der Rhein-Ruhr-Halle auftreten, hat niemand mehr erwartet. Eine Nummer kleiner war der Plan, den Stadt und Politik für das marode Gebäude zuletzt verfolgt haben: Die Sanierung und anschließende Nutzung als Multifunktionshalle. Nun scheint klar: Größere Veranstaltungen werden dort nicht wieder stattfinden – die Rhein-Ruhr-Halle wird dem Erdboden gleichgemacht.

Die endgültige Entscheidung trifft der Rat der Stadt Ende November. Bereits jetzt teilen nach monatelanger Prüfung mehrere Abteilungen der Stadt mit, warum sie den Abriss empfehlen.

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Rhein-Ruhr-Halle: Diese Mieteinnahmen wären zu erwarten

Dabei sind die schwersten Argumente wie üblich finanzieller Natur: Die Verwaltung geht inzwischen von 45 bis 50 Millionen Euro aus, die eine Sanierung kosten würde. Dazu kämen jährliche Betriebskosten von bis zu 6,6 Millionen Euro, bei voraussichtlichen Mieteinnahmen von gerade einmal 400.000 Euro. Und die Stadt betont: „Fördermittel stehen weder für die Sanierung noch den Betrieb zur Verfügung.“

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DuisburgSport sieht in absehbarer Zeit keinen Ankermieter, der die Halle regelmäßig bespielen könnte; „ein entscheidender Nachteil für eine Multifunktionshalle“, heißt es. Denn bei Einzelvermietungen – DuisburgSport geht von ungefähr fünf Veranstaltungen pro Jahr mit durchschnittlich 3000 Zuschauern aus – seien nur „geringe, nicht kostendeckende Mieten“ zu erwarten.

Für regelmäßigen Schulsport und für Vereinstraining sei eine Multifunktionshalle grundsätzlich nicht geeignet. Rund um Veranstaltungstage müsste diese nämlich immer wieder gesperrt werden. „Für Schulen und Vereine wäre eine reine Sporthalle im Bezirk wesentlich zielführender als eine Multifunktionshalle“, heißt es in der Stellungnahme weiter. Und eine solche Halle werde schließlich an der Gesamtschule Nord realisiert.

Veranstaltungsorte in Duisburg: So ist der Wettbewerb

Auch Duisburg-Kontor sieht eine Sanierung kritisch. Das städtische Hallenmanagement hat eine Bedarfs- und Wettbewerbsanalyse durchgeführt und keinen Bedarf für eine multifunktionale Halle in dieser Größenordnung ermittelt. „Entsprechende Hallen befinden sich sowohl in den Nachbarstädten als auch in der erweiterten Region.“

Die Freiwillige Feuerwehr benötigt einen neuen Standort in Marxloh. Sie soll nach den neuen Plänen von der Sandstraße (Bild) zum Gelände der Rhein-Ruhr-Halle umziehen.
Die Freiwillige Feuerwehr benötigt einen neuen Standort in Marxloh. Sie soll nach den neuen Plänen von der Sandstraße (Bild) zum Gelände der Rhein-Ruhr-Halle umziehen. © FUNKE Foto Services | Zoltan Leskovar / FUNKE Foto SERVICES

Duisburg verfüge zudem selbst über mehrere Veranstaltungsstätten wie Mercatorhalle, Rheinhausen-Halle, Glückauf-Halle und natürlich den Landschaftspark. Als Sportstätten gebe es unter anderem die Walter-Schädlich-Halle, die Sporthalle Krefelder Straße und die Sporthalle Süd. Zudem beabsichtigt DuisburgSport, die Eissporthalle als Mehrzweckhalle umzubauen.

Duisburg-Kontor kommt zu der Einschätzung: „Auch wenn die Rhein-Ruhr-Halle mit einem Fassungsvermögen von 3000-3500 Zuschauern lediglich mit der Eissporthalle vergleichbar ist, wird kein Potenzial für eine ausreichende Auslastung mit kulturellen oder kommerziellen Veranstaltungen gesehen.“

Stadt Duisburg regt Alternative zur Rhein-Ruhr-Halle an

Eine Alternative regt die Stadt ebenfalls an, und dieser Plan ist nicht neu: Schon lange benötigt die Freiwillige Feuerwehr für den Löschzug 310 (Marxloh/Hamborn) eine neue Feuerwache. Nach Prüfung mehrerer Standorte, unter anderem an der Grillostraße und am ehemaligen Warbruckshof, bewerte man den Standort der Rhein-Ruhr-Halle als optimal.

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Im Gegensatz zu anderen Bauvorhaben könne eine Wache der Freiwilligen Feuerwehr auch in der Nähe eines Störfallbetriebs errichtet werden. Wie berichtet, hätte wegen der angrenzenden Grillo-Werke etwa ein Neubau der Rhein-Ruhr-Halle keine Genehmigung mehr finden können.

Die Feuerwehr soll nun den Detailbedarf für ihren neuen Standort abstimmen. Der übrige Teil des Grundstücks soll Grünfläche werden.

>> ABRISS ODER SANIERUNG? SO GEHT ES WEITER

  • Die Stadt Duisburg will versuchen, doch noch Fördergelder aus dem 50 Millionen Euro schweren Paket „Stark im Norden“ für den Abriss der Rhein-Ruhr-Halle verwenden zu dürfen und den Eigenanteil möglichst gering zu halten. Der finanzielle Aufwand für den Abriss wurde 2020 auf 3,2 Millionen Euro geschätzt, dürfte aber inzwischen ebenfalls gestiegen sein.
  • Der Rat entscheidet in der Sitzung am 28. November. Raum zur Diskussion gibt es am 27. Oktober in der Bezirksvertretung Hamborn und in zwei weiteren Ausschusssitzungen im November.