Duisburg. Ein einziger Gast sorgte 1995 bei der „Wetten, dass ...?“-Show für einen Menschenauflauf an der Rhein-Ruhr-Halle in Hamborn: Michael Jackson.

Es war kalt an jenem für Duisburg denkwürdigen 4. November 1995. Höllenkalt. Doch selbst diese unwirtlichen Temperaturen konnten 2000 Menschen nicht zurückhalten. Sie alle strömten nach Hamborn zur Rhein-Ruhr-Halle, um wenigstens einen kleinen Blick auf ihr Idol zu erhaschen. Die Kühnsten unter ihnen hegten gar die Hoffnung, ein Autogramm zu bekommen. Seitdem Thomas Gottschalk bei seinem vorangegangenen „Wetten, dass ...?“-Auftritt verkündet hatte, dass bei seiner nächsten Show in Duisburg der musikalische Gast für den Topact niemand Geringerer als Michael Jackson sein werde, drehten die Fans des „King of Pop“ in Duisburg und Umgebung schier durch.

„Jacko“-Jünger trotzten eisiger Kälte

Etwa 2000 Fans, die nicht in die Halle kamen, schauten sich auf einer Großleinwand vor der Halle den Auftritt ihres Idols an.
Etwa 2000 Fans, die nicht in die Halle kamen, schauten sich auf einer Großleinwand vor der Halle den Auftritt ihres Idols an. © WAZ | EICKERSHOFF, Stephan

Duisburg hatte schon zuvor Weltstars gesehen – „Easy Rider“ Dennis Hopper etwa, der für einen kurzen Dreh in der Stadt weilte –, aber eben noch nie einen so populären. Kein Wunder also, dass die 1200 Karten für die Sitzplätze in der Halle in kürzester Zeit vergriffen waren. Von solchen Widrigkeiten ließ sich ein wahrer Fan aber nicht beeindrucken. Und so pilgerten die „Jacko“-Jünger unverdrossen und der Eiseskälte trotzend schon nachmittags zur Hamborner Halle, um zumindest einen guten Blick auf die Großleinwand zu erhaschen, die wegen der Riesennachfrage auf dem Parkplatz aufgebaut worden war.

Die Symbolkraft von Sockenfarben

Bis sie ihres großen Idols angesichtig wurden, mussten sie allerdings erstmal fast die komplette Sendung über sich ergehen lassen. Unter dem Topact macht es nun mal eine solcher Superstar nicht, schon gar nicht, wenn die Weltpremiere seines neuen Songs auf dem Programm steht samt schwindelerregender Akrobatik. Also bibberten die Fans geduldig vor sich hin und hörten Gottschalk mit dem damaligen Ministerpräsidenten von Niedersachsen, Gerhard Schröder, über die Symbolkraft der Sockenfarben von Entertainern und Politikern plaudern.

Auch die Anwesenheit von Kabarettist Rüdiger Hoffmann und der österreichischen Moderatorin Arabella Kiesbauer dürfte den sehnsuchtsvoll Wartenden die Zeit kaum verkürzt haben. Selbst Musical-Papst Andrew Lloyd-Weber dürfte das kaum gelungen sein.

Michael Jackson bei Wetten dass...? in Duisburg

Michael Jackson nach seinem Auftritt in der ZDF-Show
Michael Jackson nach seinem Auftritt in der ZDF-Show "Wetten, dass...?" mit Moderator Thomas Gottschalk in Duisburg. Bei seinem Live-Auftritt begeisterte der Sänger nicht nur die zahlreichen jungen Fans in der Rhein-Ruhr-Halle.  © picture-alliance / dpa | Achim_Scheidemann
Die Fans feierten ihren Helden bei seinem Auftritt ausgelassen.
Die Fans feierten ihren Helden bei seinem Auftritt ausgelassen. © picture-alliance / dpa | Achim_Scheidemann
Dabei waren auch andere Stars in der Show zu Gast, hier beispielsweise der damalige Ministerpräsident von Niedersachsen und spätere Bundeskanzler, Gerhard Schröder, und seine Frau Hiltrud (mit Thomas Gottschalk). Unangefochtener Star war jedoch Michael Jackson.
Dabei waren auch andere Stars in der Show zu Gast, hier beispielsweise der damalige Ministerpräsident von Niedersachsen und spätere Bundeskanzler, Gerhard Schröder, und seine Frau Hiltrud (mit Thomas Gottschalk). Unangefochtener Star war jedoch Michael Jackson. © WAZ FotoPool | MICHELS, Ulla
Vor der Halle feierten circa 2000 Fans ihr Idol bei eisigen Temperaturen, weil sie nicht in die Halle kamen. Es war der erste Auftritt Michael Jacksons in Deutschland seit seiner
Vor der Halle feierten circa 2000 Fans ihr Idol bei eisigen Temperaturen, weil sie nicht in die Halle kamen. Es war der erste Auftritt Michael Jacksons in Deutschland seit seiner "Dangerous-Tournee", die er wegen des Vorwurfs der Kindesmisshandlung abgebrochen hatte. 
Vor der Halle feierten circa 2000 Fans ihr Idol bei eisigen Temperaturen, weil sie nicht in die Halle kamen. Es war der erste Auftritt Michael Jacksons in Deutschland seit seiner
Vor der Halle feierten circa 2000 Fans ihr Idol bei eisigen Temperaturen, weil sie nicht in die Halle kamen. Es war der erste Auftritt Michael Jacksons in Deutschland seit seiner "Dangerous-Tournee", die er wegen des Vorwurfs der Kindesmisshandlung abgebrochen hatte.  © WAZ | EICKERSHOFF, Stephan
Vor der Halle feierten circa 2000 Fans ihr Idol bei eisigen Temperaturen, weil sie nicht in die Halle kamen. Es war der erste Auftritt Michael Jacksons in Deutschland seit seiner
Vor der Halle feierten circa 2000 Fans ihr Idol bei eisigen Temperaturen, weil sie nicht in die Halle kamen. Es war der erste Auftritt Michael Jacksons in Deutschland seit seiner "Dangerous-Tournee", die er wegen des Vorwurfs der Kindesmisshandlung abgebrochen hatte.  © WAZ | EICKERSHOFF, Stephan
Vor der Halle feierten circa 2000 Fans ihr Idol bei eisigen Temperaturen, weil sie nicht in die Halle kamen. Es war der erste Auftritt Michael Jacksons in Deutschland seit seiner
Vor der Halle feierten circa 2000 Fans ihr Idol bei eisigen Temperaturen, weil sie nicht in die Halle kamen. Es war der erste Auftritt Michael Jacksons in Deutschland seit seiner "Dangerous-Tournee", die er wegen des Vorwurfs der Kindesmisshandlung abgebrochen hatte.  © WAZ | EICKERSHOFF, Stephan
Vor der Halle feierten circa 2000 Fans ihr Idol bei eisigen Temperaturen, weil sie nicht in die Halle kamen. Es war der erste Auftritt Michael Jacksons in Deutschland seit seiner
Vor der Halle feierten circa 2000 Fans ihr Idol bei eisigen Temperaturen, weil sie nicht in die Halle kamen. Es war der erste Auftritt Michael Jacksons in Deutschland seit seiner "Dangerous-Tournee", die er wegen des Vorwurfs der Kindesmisshandlung abgebrochen hatte.  © WAZ | EICKERSHOFF, Stephan
Vor der Halle feierten circa 2000 Fans ihr Idol bei eisigen Temperaturen, weil sie nicht in die Halle kamen. Es war der erste Auftritt Michael Jacksons in Deutschland seit seiner
Vor der Halle feierten circa 2000 Fans ihr Idol bei eisigen Temperaturen, weil sie nicht in die Halle kamen. Es war der erste Auftritt Michael Jacksons in Deutschland seit seiner "Dangerous-Tournee", die er wegen des Vorwurfs der Kindesmisshandlung abgebrochen hatte.  © WAZ | EICKERSHOFF, Stephan
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Sie alle waren nur Staffage für das, was noch kommen sollte. Gottschalk hatte das messerscharf erkannt: „Für mich interessieren sich heute Abend nur wenige.“ Alle fieberten dem Auftritt von Michael Jackson entgegen, deshalb hielten sie auch die bittere Kälte vor der Halle aus. Und sie wurden nicht enttäuscht. Der „King of Pop“ legte einen Auftritt hin, der bis heute unvergessen ist. Nicht nur in Duisburg.

Kreischalarm für einen Außerirdischen

Michael Jackson bei Wetten dass...? in Duisburg

Michael Jackson nach seinem Auftritt in der ZDF-Show
Michael Jackson nach seinem Auftritt in der ZDF-Show "Wetten, dass...?" mit Moderator Thomas Gottschalk in Duisburg. Bei seinem Live-Auftritt begeisterte der Sänger nicht nur die zahlreichen jungen Fans in der Rhein-Ruhr-Halle.  © picture-alliance / dpa | Achim_Scheidemann
Die Fans feierten ihren Helden bei seinem Auftritt ausgelassen.
Die Fans feierten ihren Helden bei seinem Auftritt ausgelassen. © picture-alliance / dpa | Achim_Scheidemann
Dabei waren auch andere Stars in der Show zu Gast, hier beispielsweise der damalige Ministerpräsident von Niedersachsen und spätere Bundeskanzler, Gerhard Schröder, und seine Frau Hiltrud (mit Thomas Gottschalk). Unangefochtener Star war jedoch Michael Jackson.
Dabei waren auch andere Stars in der Show zu Gast, hier beispielsweise der damalige Ministerpräsident von Niedersachsen und spätere Bundeskanzler, Gerhard Schröder, und seine Frau Hiltrud (mit Thomas Gottschalk). Unangefochtener Star war jedoch Michael Jackson. © WAZ FotoPool | MICHELS, Ulla
Vor der Halle feierten circa 2000 Fans ihr Idol bei eisigen Temperaturen, weil sie nicht in die Halle kamen. Es war der erste Auftritt Michael Jacksons in Deutschland seit seiner
Vor der Halle feierten circa 2000 Fans ihr Idol bei eisigen Temperaturen, weil sie nicht in die Halle kamen. Es war der erste Auftritt Michael Jacksons in Deutschland seit seiner "Dangerous-Tournee", die er wegen des Vorwurfs der Kindesmisshandlung abgebrochen hatte. 
Vor der Halle feierten circa 2000 Fans ihr Idol bei eisigen Temperaturen, weil sie nicht in die Halle kamen. Es war der erste Auftritt Michael Jacksons in Deutschland seit seiner
Vor der Halle feierten circa 2000 Fans ihr Idol bei eisigen Temperaturen, weil sie nicht in die Halle kamen. Es war der erste Auftritt Michael Jacksons in Deutschland seit seiner "Dangerous-Tournee", die er wegen des Vorwurfs der Kindesmisshandlung abgebrochen hatte.  © WAZ | EICKERSHOFF, Stephan
Vor der Halle feierten circa 2000 Fans ihr Idol bei eisigen Temperaturen, weil sie nicht in die Halle kamen. Es war der erste Auftritt Michael Jacksons in Deutschland seit seiner
Vor der Halle feierten circa 2000 Fans ihr Idol bei eisigen Temperaturen, weil sie nicht in die Halle kamen. Es war der erste Auftritt Michael Jacksons in Deutschland seit seiner "Dangerous-Tournee", die er wegen des Vorwurfs der Kindesmisshandlung abgebrochen hatte.  © WAZ | EICKERSHOFF, Stephan
Vor der Halle feierten circa 2000 Fans ihr Idol bei eisigen Temperaturen, weil sie nicht in die Halle kamen. Es war der erste Auftritt Michael Jacksons in Deutschland seit seiner
Vor der Halle feierten circa 2000 Fans ihr Idol bei eisigen Temperaturen, weil sie nicht in die Halle kamen. Es war der erste Auftritt Michael Jacksons in Deutschland seit seiner "Dangerous-Tournee", die er wegen des Vorwurfs der Kindesmisshandlung abgebrochen hatte.  © WAZ | EICKERSHOFF, Stephan
Vor der Halle feierten circa 2000 Fans ihr Idol bei eisigen Temperaturen, weil sie nicht in die Halle kamen. Es war der erste Auftritt Michael Jacksons in Deutschland seit seiner
Vor der Halle feierten circa 2000 Fans ihr Idol bei eisigen Temperaturen, weil sie nicht in die Halle kamen. Es war der erste Auftritt Michael Jacksons in Deutschland seit seiner "Dangerous-Tournee", die er wegen des Vorwurfs der Kindesmisshandlung abgebrochen hatte.  © WAZ | EICKERSHOFF, Stephan
Vor der Halle feierten circa 2000 Fans ihr Idol bei eisigen Temperaturen, weil sie nicht in die Halle kamen. Es war der erste Auftritt Michael Jacksons in Deutschland seit seiner
Vor der Halle feierten circa 2000 Fans ihr Idol bei eisigen Temperaturen, weil sie nicht in die Halle kamen. Es war der erste Auftritt Michael Jacksons in Deutschland seit seiner "Dangerous-Tournee", die er wegen des Vorwurfs der Kindesmisshandlung abgebrochen hatte.  © WAZ | EICKERSHOFF, Stephan
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Dass der schmächtige und noch weiter erblasste Jackson seinen Auftritt mit seinem Hit „Dangerous“ startete, daran erinnert sich heute kaum noch jemand. Zu spektakulär war das, was folgte. „Die Inszenierung glich der eines Außerirdischen“, schrieb der Stern. Ein computeranimierter Globus schwebte ins Bild. Erst wirkte, als sei Jackson gar nicht mehr in der Halle, Greenscreen-Effekt sei Dank. Erst nach einer Minute trat er wieder auf die Bühne. Kreischalarm! In und vor der Halle.

Mit offenem wehendem Hemd erklomm Jackson einen Hubwagen, der ihn in schwindelnde Höhen bugsierte, die Windmaschine blies nach allen Regeln der Kunst, so dass mancher schon fürchtete, dass der schmale Mensch vom Hubwagen gefegt werden könnte. Doch der riss sich erstmal theatralisch das T-Shirt auf – Kreischalarm – und schmetterte seinen klagenden und anklagenden „Earth-Song“ von der durch den Menschen malträtierten Erde in Nacht und Nebel (aus der Bühnenmaschine) hinaus. Megakreischalarm! So sah eine Weltpremiere 1995 aus.

Eine Million Mark für 7 Minuten Turneinlage

7 Minuten und 40 Sekunden dauerte Jacksons Turneinlage auf dem Hubwagen, die satte eine Million Mark gekostet haben soll. Eigentlich hätte Gottschalk den Mega-Star danach liebend gern auf seine Couch gezerrt, um ganz nonchalant mit dem scheuen Pop-König zu plaudern. Doch dem hatte das Management von Jackson schon vorab einen Riegel vorgeschoben. So blieben nur ein paar spärliche Sätze am Rand der Bühne, die das Publikum enthusiastisch feierte: Jackson piepste „I love you all.“ Seine Fans kreischten ihre Liebeserklärung zurück. Jackson wiederholte: „I love you all very much.“ Das Kreischen schwoll noch ein paar Dezibel an. Da musste Gottschalk dann aber doch noch mal tiefschürfend nachfragen: „Do you like Germany?“ Jackson kramte sein bescheidenes Lächeln hervor: „I love it!“ Sprach’s und – Abgang.

Besucher in und vor der Halle hatten nicht den Hauch einer Chance auf ein Autogramm des Weltstars.Auch die zahlreichen Fotografen mussten sich akribisch an die Vorschriften halten, nur von zuvor festgelegten Stellen in der Halle und mit vorgeschriebener Brennweite Bilder vom Unnahbaren zu machen. Nahaufnahmen vom Gesicht des „King of Pop“ waren per se verboten.

Komplett schwarz ausgekleidete Garderobe

2009 starb der „King of Pop“.
2009 starb der „King of Pop“. © dpa | Mata

Auch ein Duisburger sorgte damals dafür, dass sich „Jacko“ kein Unbefugter zu sehr näherte. Heiner Nienhaus von der „Rheinischen Bewachungsgesellschaft“, die den Sicherheitsdienst damals stellte, erzählte später, dass Jackson nach seinem Auftritt ganz gelöst die Bühne verließ und wirkte, als sei eine große Last von ihm abgefallen. Sehr viel länger als sein Fernsehauftritt war Michael Jacksons Aufenthalt in Duisburg nicht. Von der Bühne eilte er noch mal in seine komplett mit schwarzen Tüchern ausgekleidete Garderobe, bevor er sich zum Hyatt in Köln kutschieren ließ.

Und die Fans vor der Halle trollten sich durchgefroren, aber beseelt nach Hause. Dass sie alle Teilnehmer des wohl ersten „Public Viewings“ in Duisburg geworden waren, wussten sie wohl nicht, und wenn, hätte es sie kaum interessiert. Sie hatten den „King of Pop“ gesehen.