Duisburg. Statt die Rhein-Ruhr-Halle abzureißen, könnte sie möglicherweise reaktiviert werden. Das spricht für den Erhalt der Duisburger Mehrzweckhalle.

Als im vergangenen Herbst gut 200 Hamborner an einer Bürgerinformation teilnahmen, schien eines völlig klar: Die Rhein-Ruhr-Halle wird abgerissen. Kurz zuvor hatte die Stadt 50 Millionen Euro zugesagt bekommen, um die Ortsteile Marxloh und Alt-Hamborn zu entwickeln. Endlich war Geld da, um auch den Schandfleck im Herzen des Bezirks zu beseitigen. Nur acht Monate später liegt eine andere Lösung im Trend: Politik und Verwaltung würden die marode Mehrzweckhalle am liebsten reaktivieren.

Die Rhein-Ruhr-Halle ist für viele Duisburger mit Erinnerungen verknüpft. Sie bot den ganz großen Stars eine Bühne, sogar Michael Jackson trat im Rahmen von „Wetten, dass...?“ dort auf. Seit 2011 ist das Gebäude ungenutzt und verfällt mit jedem weiteren Jahr. Das Integrierte Stadtteilentwicklungskonzept (ISEK) „Stark im Norden“, das den Handlungsrahmen für die 50-Millionen-Förderung definiert, sieht eigentlich einen Abriss vor – die hässliche Visitenkarte an der Autobahnabfahrt Marxloh soll einfach nur weg.

Rhein-Ruhr-Halle: Das Gelände bietet nur begrenzte Möglichkeiten

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Doch das Konzept bietet Handlungsspielraum, wie Planungsdezernent Martin Linne im Kreis der Hamborner Bezirksvertretung jetzt noch einmal erklärt hat. „Der Rahmen ist mit den Förderpartnern von Bund und Land abgestimmt“, so Linne, „aber der Inhalt ist flexibel“. Die konkrete Ausgestaltung der Teilprojekte liege in Duisburger Hand, inklusive der Option, Projekte zu tauschen. So sei auch der Abriss der Rhein-Ruhr-Halle nicht verbindlich.

Der Grund für den Stimmungsumschwung: Die Möglichkeiten der Folgenutzung des Geländes wären nach einem Abriss begrenzt. Die Nähe zur Autobahn, vor allem aber zu den Grillo-Werken als Störfallbetrieb, würden eine anschließende Bebauung erschweren. Die Befürchtung: Alles andere als eine große grüne Wiese würde keine bauliche Genehmigung mehr erhalten.

Multifunktionale Sporthalle in Duisburg-Hamborn wäre eine Möglichkeit

Da aber die Genehmigung für die bereits existierende Halle noch gültig ist, will man diese nutzen. Die Stadt setzt sich mit dem Thema offenbar schon seit längerem wieder konkret auseinander. Vieles muss noch geprüft werden. So ist die Schadstoffanalyse an dem asbestreichen Gebäude noch nicht abgeschlossen. Größe und Zweck einer kernsanierten Halle müssten festgelegt werden. Und über allem schwebt freilich die Kostenfrage: Wie teuer wäre die Instandsetzung, wie wirtschaftlich der Betrieb der Halle?

Linne hält eine multifunktionale Sporthalle für 2500 bis 3000 Zuschauer für denkbar. „Das ist eine Größenordnung, die man nicht mehr häufig findet. Vielleicht liegt hier eine Chance.“ Er hofft, im Herbst genauere Grundlagen für die weitere Planung liefern zu können.

Duisburger Politik wünscht sich einvernehmlich Erhalt der Rhein-Ruhr-Halle

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Was die Finanzierung der Maßnahme betrifft, stellt Linne klar: „Eine Gesamtfinanzierung mit den 50 Millionen Euro wird kaum möglich sein.“ Die Rhein-Ruhr-Halle darf keinen zu großen Teil der Förderung verschlingen, schließlich gibt es zwölf weitere Teilprojekte. Während die Stadt die Kosten für einen Abriss bislang auf 3,2 Millionen Euro schätzt, würde eine Reaktivierung definitiv im zweistelligen Millionenbereich liegen.

In der Politik herrscht weitgehendes Einvernehmen. Die Ratsfraktion der CDU sprach sich vor Wochenfrist in einer Pressemitteilung für den Erhalt der Halle aus. In der Hamborner Bezirksvertretung hat die SPD-Fraktion zusätzlich einen Prüfantrag an die Verwaltung adressiert – ihm wurde parteiübergreifend zugestimmt. In ihren Wortbeiträgen äußerten der Hamborner SGU-Ratsherr Karlheinz Hagenbuck sowie der Bezirksvertreter der Linken, Herbert Fürmann, ebenfalls Zustimmung.

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Auch für den Fall, dass sich die Reaktivierung als nicht machbar herausstellt, ist man sich einig: Eine grüne Wiese wäre immer noch besser als der Ist-Zustand. Der Abriss bleibt also eine Option, „die zweitbeste Lösung“, wie Hamborns Bezirksbürgermeister Marcus Jungbauer (CDU) sagt. Und auch ganz andere Lösungen sind noch nicht vom Tisch, darunter ein großes Rettungszentrum , oder zumindest ein Standort für die Freiwillige Feuerwehr .